In der Bucht von Tokio kommt es zu einem unerklärlich Ereignis: Eine Yacht scheint wie aus dem Nichts zu explodieren. Schnell wird klar, dass das Unglück von einem lebenden Organismus ausgegangen sein muss. Erste Videos der unbekannten Kreatur tauchen auf: Es ist riesig und bewegt sich mit rasender Geschwindigkeit auf die Stadt zu. Die Behörden müssen schnell handeln, um die Bevölkerung vor einer Katastrophe zu schützen. Doch in keinem Notfall-Plan der Welt ist geregelt, wie man mit einem unbekannten, gigantischen Monster umgeht. Einem Mitglied der Regierung werden bislang unveröffentlichte Aufsätze eines Forschers zugespielt, die das Geschöpf zu erklären versuchen – und ihm einen Namen geben: Godzilla! Mit Hilfe der Experten setzt die Regierung alles daran, es zu besiegen, doch der Zerstörungswahn von Godzilla wird immer größer.
Nach dem 2014 erschienenen und eher durchwachsenen US-Reboot von Godzilla konnte man als Fan nun sehr gespannt sein auf die neueste japanische Variante. Denn auch in der Heimat des atomaren Giganten ist man auf die Idee gekommen, die alte Geschichte zeitgemäß und neu zu verfilmen. Dabei sei aber auch gleich erwähnt, das "Shin Godzilla" sicher nicht nur auf Begeisterung innerhalb der Fangemeinde stoßen wird, denn gerade zu Beginn entpuppt sich der Film doch als etwas gewöhnungsbedürftig. Das ist in erster Linie der ersten Darstellung des Giganten zu verdanken, denn was sich da schon nach relativ kurzer Zeit dem Zuschauer offenbart ist in optischer Hinsicht nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Vor allem der Kopf der Riesenechse stellt ein Manko dar, denn die überdimensional großen Glubschaugen des Monsters hinterlassen einen eher albernen und künstlichen Eindruck. Das sorgt zunächst einmal für ein wenig Verärgerung und Enttäuschung, allerdings steht man an dieser Stelle nur am Beginn einer doch ganz netten Idee, die sich die Macher des Filmes ausgedacht haben.
Der "Star" der Geschichte erlebt dieses Mal nämlich mehrere Metamorphosen, bis er dann letztendlich doch ein gelungenes Aussehen annimmt und dabei sogar dem Original ziemlich nahe kommt. Trotz des recht frühen Auftretens des Urgiganten zieht sich die erste Stunde der Erzählung ein bisschen in die Länge, denn bis auf eine größere Action-Passage kocht man noch etwas auf Sparflamme. Stattdessen wird man mit etlichen politischen Geplänkeln konfrontiert und wundert sich dabei ehrlich gesagt wie lange es dauert, bis mehrere unfähige Politiker den wirklichen Ernst der Lage erkennen. Gewisse Abläufe und Verhaltensweisen der Verantwortlichen wirken dabei nicht immer nachvollziehbar und insbesondere die zögerliche Anfangshaltung des japanischen Premiers erscheint ein wenig befremdlich. Andererseits kann man diesen Aspekt aber durchaus auch als gewollten Seitenhieb gegen Politik im Allgemeinen ansehen, denn nur allzu oft bekommt man in der Realität immer wieder Ähnliches präsentiert, was man kaum nachvollziehen kann.
Leider hat man sich aber insgesamt gesehen etwas zu sehr am US-Reboot orientiert, denn auch die japanische Variante lässt die Action an vielen Stellen zu sehr vermissen. Die vorhandenen Sequenzen wissen zwar zu gefallen, aber gerade wenn man das neue Werk mit etlichen der älteren Godzilla Filmen vergleicht, verspürt man doch teils große Unterschiede. Auch "Shin Godzilla" ist streckenweise zu dialoglastig, zwar bekommt man eine Hülle an Informationen geliefert, aber insgesamt gesehen verbringt man doch zu viel Zeit in diversen Groraumbüros, in denen die jeweiligen Strategen die nächsten Schritte gegen den Giganten planen. Auf Dauer ist das etwas ermüdend und man hätte sich für zwischendurch gern ein paar mehr Action-Einstellungen erhofft, die allerdings relativ spärlich gesät sind.
Dennoch hat mir die japanische Variante immer noch besser gefallen als der Film von Gareth Edwards aus dem Jahr 2014, denn obwohl auch in vorliegendem Fall einige defizite unübersehbar sind, orientiert man sich in der Summe mehr am Origianl-Godzilla. Das ist natürlich wie immer reine Geschmackssache und jeder sollte sich selbst ein Bild von dem Ganzen machen. In der Summe ist "Shin Godzilla" trotz der angesprochenen Mankos ein gelungener Beitrag, kommt aber keinesfalls an den Charme der alten Filme heran. Trotzdem ist dieser Beitrag für echte Fans absolute Pflicht und sollte auch in jeder Sammlung stehen, denn auch wenn die neue Machart nicht jedem zusagen wird handelt es sich immer noch um einen sehenswerten Beitrag.
Fazit:
Etwas mehr Action hätte der Geschichte ganz sicher nicht geschadet, denn zu viele dialoglastige Passagen lassen doch diverse kleine Längen aufkommen. Dennoch ergibt sich am Ende ein über dem Durchschnitt angesiedelter Gesamteindruck, auch wenn "Shin Godzilla" letztendlich nicht zu den allerbesten Filmen der Godzilla-Reihe zu zählen ist.
7/10