Review

Vorab: Mir war es vergönnt diesen exzellenten Streifen japanisch mit englischen Untertitel zu schauen.

Den O-Ton genommen zu haben erwies sich hier als geschickt, da die Emotionen der guten japanischen Darsteller so unverfälscht wiedergegeben werden. Und der Film hat einiges an Emotionen zu bieten; sei es bei dem Soundtrack oder den Originalsounds, die immer wieder passend aus dem Fundus der bisherigen Reihe erklingen und sehr passen.

Lediglich zwei kurze Metalstücke, die hier erstmalig erklingen haben mir wenig gefallen (obwohl ich selbst Metalfan bin). Kamera und Schnitt wissen ebenfalls zu überzeugen und den Hauptstar des Films hervorragend einzufangen und mit den Emotionen der Zuschauer zu spielen.

Godzilla ist nie nur der Böse (wie er es auch in der bisherigen Reihe selten war). Der oder das Böse ist primär der Mensch, der letztendlich die atomare Riesenechse erschaffen hat. The King of the Monsters wird im Film als Krone der Evolution dargestellt und mehrmals während des Films sogar als Gott bezeichnet.

Er greift nicht gezielt die Menschen an; sein erster absichtlicher Angriff (der den Namen verdient und Tokio in ein Flammenmeer verwandelt) startet Godzilla nachdem die Menschen ihn verletzen. Godzilla selbst ist also eine angenehm ambivalente Gestalt: unschuldig an seiner Existenz, aber mit starkem Überlebenswillen ausgestattet bringt er den Menschen das Schicksal, das sie durch ihr Spiel mit den Mächten dieser Erde heraufbeschworen haben.

Der König der Monster entwickelt sich hier allerdings anders als in vorherigen Teilen erst und hat nicht sofort seine übermächtige Gestalt mitsamt all seiner Superpower. Die Gestaltung der ersten Stufe mit den starren Molchsaugen ist gewöhnungsbedürftig. Unklar bleibt auch warum man ihn nicht bereits in dieser Form stoppt. Die Menschen zögern zu lange und lassen damit zu, dass sich ihr unheiliges Schicksal potenziert.

Seine Endgestalt hat es dann aber in sich; selten war Godzilla furchteinflössender und mächtiger (die einzige Form, die mir spontan einfällt ist die des kurz vor der Kernschmelze stehenden Godzillas aus den 90ern, der so mächtig ist, dass seine eigene Kraft ihn selbst zu zerstören droht). Diese Form hier kann die gewaltige atomare Kraft völlig beherrschen. Wo seine Vorgänger einen atomaren Hitzestrahl hatten, hat dieser auch einen, kann aber zusätzlich ein Gasgemisch ausstoßen und anzünden, das alles in weitem Umkreis auslöscht. Außerdem ist er fähig, mit jeder seiner Rückenplatten (die sich im Miniaturformat bis zur Schwanzspitze ziehen) Laserstrahlen abzuschießen und diese Platten (als Waffen, die gleichsam Schilde sind) entweder gleichzeitig in alle Himmelsrichtungen oder gezielt mit Maul oder Schwanzspitze (oder beidem zugleich) feuern zu lassen.

Dazu ist sein Panzer gegen fast alle konventionellen Waffen unverletzlich (nur die größten Thermobomben der Amerikaner vermögen es ihn zu verletzen [aber nicht lebensgefährlich]).


Die Japaner selbst scheitern erst einmal völlig gegen Godzilla; nur die USA scheinen eine Weile die Macht zu haben etwas gegen ihn auszurichten. 


Schließlich sind es aber japanische Wissenschaftler, die eine Idee haben wie man Godzilla aufhalten kann (ohne Tokio samt Umgebung mit einer Atombombe völlig zu zerstören). Gemeinsam mit Militär und zivilen Kräften arbeitet man zusammen und verabreicht Godzilla gleich einem Zahnarzt mehrere Lösungen in die Kehle, ehe der Countdown abläuft und die UN (unter Federführung der US) den Befehl gibt, Godzilla samt dem wirtschaftlichen Zentrums Japan zu vernichten. Das soll mit einer dritten (!) Atombombe auf Japan (die USA werden wie Pontius Pilatus in der Bibel zu entlasten versucht, dass man mitteilt, dass man New York auch sprengen würde, wäre Godzilla dort) geschehen.


Damit ist der Fall für die Amerikaner aber weitestgehend erledigt und Japan hat sich gleich einer Götterdämmerung seinem Schicksal zu beugen. (Gewisse Bezüge zum Spielfilm "Der Untergang Japans" flackern hier und da auf). Durch schwarz-weiß Aufnahmen der Auswirkungen der ersten beiden Atombombenabwürfe  gewinnt der Film nochmal an Ernsthaftigkeit und klagt hier sehr wohl zu Recht den feigen Massenmord durch Amerikaner an. Der Schrecken vor diesen Waffen ist es, der die japanischen Wissenschaftler und die Militärs zu Höchstleistungen antreibt um einem dritten Anschlag durch die atomare Bombe zu entgehen.


Bei den japanischen Gegenangriffen auf Godzilla ist die Stimmung dagegen etwas gelöster; hier beschwört man skurile Ideen herauf ("Zahnarztangriff", Zugbomben), wie es sie öfter in der Reihe gab. 



Ein Unterschied zu vielen älteren Godzillas ist, dass das japanische Militär hier am Ende nicht der Loser ist und Godzilla zumindest gestoppt wird. Das Militär kommt letztendlich gut weg, wie auch der japanische Patriotismus, der sich hier selbst mehrfach schmeichelt. Einmal in Form des siegreichen Militärs, dann in Form des hochentwickelten japanischen Wissenschaft und Technik (so wie Drills), als auch in mehreren Abrechnungen mit den USA (durchaus anklagende Bilder der ursprünglichen Atombombenabwürfe "will das kein drittes Mal für unser Land erleben").


Störend ist dies aber nicht. Die Japaner feiern hier ihren Godzilla und sich gleich mit - und warum? Weil sie es verdammt noch mal können! Und das technisch besser als der 2014er Godzilla. Die Effekte hier sind furios und wo der 2014er langsam vor sich hindümpelt und zu wenig Flair und Akzente zu setzen weiß, macht das Original (fast) alles richtig. Das Tempo wird hochgehalten und auch die anderen Parameter (Darsteller, Schnitt, Kamera, Sound, Drehbuch) stimmen. Hier wird gleichsam Nostalgie beschworen und zeitgleich holt man Godzilla technisch perfekt in das zweite 2000er-Jahrzehnt und toppt alle Originalgodzillas seit Godzilla 2000 einschließlich -also die gesamte Milleniumreihe (die beiden US Fälschungen sowieso).


Das Original sah noch nie so gut aus, war selten so düster und selten so rasant und pointiert. Zu Recht gilt der Film unter Fans schon jetzt als einer der Sahnestücke der Reihe.


Nur ein Effekt fiel mit störend auf und zwar eine kurze seitliche Einstellung eines weißen Zuges (ca. 5 Sekunden), die zu sehr nach CGI aussah. Dies ist aber die Ausnahme in diesem tollen Film, der technisch auf bestem Niveau ist und zeitgleich sich ein gewisses "handmade" erhalten hat. Godzilla ist hier auch nicht übertrieben dargestellt wie ich in der Kurzrezension hier las, man verbeugt sich hier vor der kompletten bisherigen Reihe ohne etwas aufzugeben und adaptiert zeitgleich Godzilla auf höchstem Niveau für die Jetztzeit.


Unbedingter Kinotipp von mir! 9 Punkte

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