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Ein kleiner Junge namens Mowgli (Neel Sethi) wird im Dschungel von sprechenden Tieren aufgezogen. Süß!

Wow! Voll irre wie Disney das geschafft hat all die Tiere zu dressieren. Und dass der Bär und die Wölfe den Jungen nicht einfach auffressen – echt Wahnsinn…
Die Realverfilmung von Disneys DSCHUNGELBUCH ist im Endeffekt keine echte Realverfilmung, sondern wirkt nur wie eine. Außer dem kleinen Mowgli-Darsteller ist alles animiert. Alles. Das Making of hebt mit seiner Masse an Bluescreens und Blaumännern die Definition der Farbe Blau auf ein neues Level. Die Tieranimationen sind wie die Dschungelflora absoluter State of Art, wahnsinnig realistisch und einfach nur bezaubernd schön. Das Remake ist sehr nah an der Zeichentrickvorlage von 1967. Es tauchen alle zentralen Charaktere auf. Baloo, der Bär. Bagheera, der Panther. Affenkönig King Louie. Alle mit am Start und den Vorbildern nachempfunden.

Was der Kinogemeinde aber wohl am meisten Sorgen bereitete, war die Frage, ob die geliebten Lieder aus dem Original ihren Weg in die Neuverfilmung finden würden. Glücklicherweise: Ja, es wird gesungen. Nicht so ausschweifend und zentral angesiedelt wie im Original, aber die wichtigsten Songs sind vertreten, darunter das obligatorische „Oh Dubidu, ich wär‘ so gern wie du…“ und das unumgängliche „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, ohne welches das Dschungelbuch einfach nicht das Dschungelbuch wäre.
Ganz interessant ist auch, wer singt. Im O-Ton liehen diverse A-Klasse-Hollywood-Stars den Tieren ihre Stimme, darunter Ben Kingsley (Bagheera), Bill Murray (Baloo) und Christopher Walken (King Louie). Scarlett Johansson schenkte ihr gesangserfahrenes Goldkehlchen dem Hypnosegesang von Schlange Kaa. Für Insider: Regisseur Sam Raimi (SPIDERMAN, EVIL DEAD) schlüpft in die Rolle eines Eichhörnchens.
Die im Abspann aufgeführten deutschen Synchronstimmen sind auch für den einen oder anderen Aha-Effekt gut. Darunter Heike Makatsch (Wolfsmutter), Jessica Schwarz (Kaa ) und Armin Rohde (Baloo). Reibeisenstimme Ben Becker verleiht dem bösen Tiger Shere Khan eine Extraportion Diabolik.

Das DSCHUNGELBUCH präsentiert sich – ähnlich wie LIFE OF PI, PETER PAN und WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN – als phantastische Parabel über das Erwachsenwerden. Erwachsen geworden ist nicht nur das Publikum, das den Film als Kind feierte. Auch der Film wirkt erwachsen und gar nicht an ein kindliches Publikum gerichtet. Die Altersfreigabe ist mit FSK 6 nicht zu hoch angesetzt, sondern geht in Anbetracht des furchteinflößenden Shere Khans, der gefräßigen, gar nicht schusseligen Schlange Kaa und King Louie, der so groß ist wie ein Omnibus, schon klar. Vielleicht war es aber gar nicht die Intention von Regisseur Jon Favreau (IRON MAN 1+2, COWBOYS VS. ALIENS, Darsteller: VERY BAD THINGS) Kinder zum Träumen, sondern viel mehr Erwachsene zum Kind sein zu beflügeln?

Was bleibt, ist Eyecandy. Aufwendig und opulent in seiner Darbietung, aber mit Herz. Das „aus Alt mach Neu“-Konzept geht voll auf. Somit bekommt man mit dem neuen DSCHUNGELBUCH eine geschickte Kombination aus kurzweiliger, moderner Popkorn-Unterhaltung, berauschenden Animationen und nostalgischer Zeitreise geboten.

Fazit:
Bezauberndes Dschungel-Abenteuer für Jung und (vor allem) Alt.

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