Review
von Psst!
5 Dolls For An August Moon
Ein Toter am Strand einer idyllischen Insel und keiner will's gewesen sein. Der ein wäscht seine Hände im Whiskey, der andere vermöbelt gerne unter Schock stehende Frauen und wieder andere wollen ihre Frau überreden, mit einem anderen ins Bett zu steigen. Also hier ist wirklich so einiges im Argen. Zumal es ab dann Leichen hagelt...
Mario Bavas Schnellschuss „5 bambole per la luna d‘agosto" fristet ein Nischendasein im Oeuvre des Regisseurs, der wohl selbst nicht so ganz zufrieden mit dem Film war, immerhin bekam er erst wenige Tage vor Drehbeginn den Job und konnte nichts mehr am Skript und dem Cast ändern. Arbeit gegen Bezahlung im Voraus...Das Drehbuch wirkt hier wie eine leidlich spannende Version von Agatha Christies „And then there were none", was angesichts dieser klassischen Ausrichtung schade ist. Ein versierterer Autor als Mario di Nardo hätte aus der nicht uninteressanten Grundidee sicherlich mehr herausgeholt.
Ebenso schade ist, dass das versammelte Talent mit dem Cast, Bava auf dem Regiestuhl und seinem Kameramann Antonio Rinaldi hinter der Linse in dem wunderbaren Setting dann an dem zähen Drehbuch und dem geringen Budget (aus der Geldbörse von Ira von Fürstenberg höchst persönlich) scheitert. Die Reduktion des Raums auf die Insel und das Haus hätte mit besser geschriebenen Figuren und Dialogen auch ein spannendes Kammerspiel mit Urlaubsfeeling werden können. Das wurde aber nichts. Auch der Schluss mit dem Versuch eines Twists konnte mir nur ein Schulterzucken entlocken und läuft einfach ins Leere, bzw. nach Lausanne. Na dann...
Allerdings gibt es hier auch Gründe zur Freude, denn Bava lässt sich nicht lumpen und macht dann eben das Beste aus der Situation und so bezirzt der Film sein Publikum mit einem wunderbaren Inselflair samt Designer-Strandhaus, so dass die feine Gesellschaft hier in bestem Zeitkolorit herumswingen kann. Aussehen tut der Film wirklich gut und Bava und Rinaldi haben so manche schöne Idee, dem Erwartbaren etwas Glanz zu verleihen. Wie eine Leiche nach der anderen zu zirkusartiger Musik im Plastiksack in die Kühlkammer gehängt wird, greift schon ein wenig Bavas zynischem Kommentar „Reazione a catena" von 1971 vor, in dem sich ja auch lauter verhunzte Charaktere gegenseitig um die Ecke bringen, dies aber wesentlich unterhaltsamer und mit deutlich weniger Leerlauf.
Fazit
„5 Dolls For An August Moon" enttäuscht angesichts seiner Vorzüge mit einer eher lahmen Erzählung eines typischen Whodunits, der mit den Voraussetzungen des Inselsettings wesentlich unterhaltsamer und spannender hätte werden können. Bava rettet seinen Ruf mit einigen gelungenen und stimmungsvollen Bildern und inszenatorischen Einfällen und bei gerade noch 26 Grad nach Sonnenuntergang passte der Film ungeachtet der Schwächen einfach hervorragend zu einem schwülen Sommerabend, wodurch ich ihn auch etwas gnädiger bewerten möchte.