kurz angerissen*
Man nehme: Schlaghosen, Afros, einen Van, eine Lagerhalle und eine Kiste voller Waffen. Man studiere ein frühes Guy-Ritchie-Flick, streiche das ganze Gelaber und erkläre den finalen Schusswechsel zum alleinigen Handlungsmerkmal. Dann lehne man sich zurück und hoffe darauf, dass das Experiment irgendwie gelingt – im Zweifelsfall hat man ja zumindest einen Arsch voll Action in der Hinterhand.
Ganz reizlos ist die Anatomie eines außer Kontrolle geratenen Waffendeals sicher nicht, gerade weil Ben Wheatley seine meist schrillen Figuren im Affenzahn etabliert hat und schon sehr früh in der Handlung den baldigen Warenaustausch anmeldet. Namen wie Cillian Murphy, Armie Hammer, Sharlto Copley und Noah Taylor klingen schon auf Anhieb nach Cowboy-Showdown und als der erste Schuss abgefeuert wird, schwirren längst die Funken in der Luft.
Die meisten großen Shoot-Outs der Filmgeschichte liegen aber nicht ohne Grund unter einer Viertelstunde Laufzeit oder werden, wie im offensichtlichen Vorbild „Reservoir Dogs“, gleich ganz im Off abgehandelt. Dramaturgisch gerät „Free Fire“ spätestens dann unter Druck, als die ersten Schusssalven verstummt sind. Die Gesetze der Ballistik haben zu diesem Zeitpunkt zwar für verschobene Verhältnisse gesorgt, Tote, Verletzte und neue Feindbilder geschaffen, aber es bleiben ein paar Momente betretenen Schweigens, in denen nicht so ganz klar ist, wie man die Situation über 90 Minuten vor der endgültigen Eskalation bewahren will.
Meist bekommt Wheatley die Situation gerade so durch eine verrückte Einzelaktion einer seiner Figuren wieder in den Griff oder er schiebt einfach neue Interessensgruppen nach, mit denen die Situation noch komplizierter wird. Die Anstrengung ist aber schon an dem schwarzen Humor zu spüren, der angestrengter wirkt als vielleicht beabsichtigt.
Zuletzt fehlt auch noch eine gute Pointe, die überhaupt den ganzen Irrsinn rechtfertigt. „Free Fire“ ist mal was anderes, aber nicht ganz so mittendrin, wie aufgrund der Prämisse versprochen wird. Eine nette Erinnerung, weshalb auch Actionfilme auf Dialogpausen setzen.
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