Das Ende der ewigen Stadt
Mit "Suburra" hat sich Regisseur Stefano Sollima den Weg nach Hollywood freigeschossen - er inszeniert den heiß erwarteten "Sicario 2". Warum ich denke, dass er Villeneuves große Fußstapfen durchaus füllen könnte? Guckt euch "Suburra" an, dann wisst ihr warum. Ganz in der Tradition von "Gomorrha" und anderen modernen Mafiaepen umreißt er hier einen römischen Molloch, der sich nicht gewaschen hat. Wir folgen den hoffnungslosen Verstrickungen von der Mafia über Kleinkriminelle bis zu schlimmen Politfingern - bis zur ganz persönlichen Apokalypse eines jeden. Italiens Hauptstadt brodelt, sie spuckt Blut und versucht gar nicht erst aus diesem Morast zu klettern. Wenn die (vor allem menschlichen) Zustände im dreckigen aber immer ehrwürdigen Rom nur halb so schimmelig sind wie hier dargestellt, dann gute Nacht...
"Suburra" ist kein Wohlfühlfilm. Ganz im Gegenteil. Eine menschliche Apokalypse, ein faulendes System, eine machtlose Gesellschaft. Mit glitzernden Zielen, das neue Las Vegas zu werden, doch die Wahrheit liegt im Dreck. Im Finale kommt dann die ganze Gülle hoch. Doch das Abwasser ist noch das kleinste Problem. Eine der schönsten und ältesten Städte der Welt, vollkommen von der Bahn abgekommen. So weit, dass ein Zurück schwer vorstellbar ist. Sexparties treffen auf den Vatikan, Supermarkt-Shoot-Outs auf "noble Absichten", wahre Liebe auf Verrat, Samurais auf Paten, Führungspersönlichkeiten auf ihren feigen Abgang. Zeit für einen Neuanfang. Doch Gift ist eben hartnäckiger als einem lieb ist...
Fazit: Collage des Abfalls, der Zerstörung, der Abgründe, der Wut. Rom und Italien gehen brutal poetisch zu Grunde. Ein epischer Italo-Neo Noir und erbarmungsloser Crime-Thriller. Geht steil (bergab).