Vampirfilme in Hong Kong mit langer Tradition, die nicht erst seit den Achtzigern der Vergangenen Jahrhunderts, des wahren Booms sowohl dort als auch übergreifend zahlreich in Taiwan und Südkorea, sondern bereits früh in der Filmhistorie, damals wie in Yeung Kung-leung's Midnight Vampire [ 1936 ] gar noch als Verweis auf Todd Brownings Dracula, schnell aber die eigene Folklore nutzend Anklang fand. Ebenso noch in den Fünfzigern sehr populär gewesen, wurde das (Sub)Genre dazwischen und danach immer mal wieder, dann jeweils mit der Referenz meist auf Mr. Vampire [ 1985 ] aufbauend genutzt, was zuletzt der auch international gelaufene Rigor Mortis [ 2013 ] explizit am Nutzen, nicht aber am Ausnutzen oder gar kopieren, sondern auch neue Umstände anpassen war. Get Outta Here ist das nächste Beispiel, was sich auf die Welle an Jiangshi - Filme bezieht, sich dabei aber völlig in das Gegenteil des 'Vorgängers' in spe umkehrt, was wiederum auf der diesmal ausgesuchten Quelle liegt:
Unsanft von einem Schaufelbagger auf einer neu errichteten Baustelle aus seinem Tiefschlaf im Sarg geweckt, ist der Gentleman - Vampir Joe Tang [ Alex Lam ] gezwungen, seine Schlafstätte zu verlassen und sich im nächtlichen HK zurechtzufinden. Mehr durch Zufall stößt er dabei auf die gerade im Streit mit ihrem Freund [ Terence Tsui ] sich theatralisch durch Schlagadern verletzende Apple [ Rachel Lui ], die prompt seine Aufmerksamkeit erregt. Joe sieht sich fortan als ihr Beschützer, der auch eher ungebeten, aber bald geduldet in ihr Quartier in einem altehrwürdigen und umso begehrten Haus an der Straßenecke einzieht. Die dort noch anwesende Großmutter [ Anna Ng ] und ein waschechter Brite [ Gregory Charles Rivers ] zur Untermiete vervollständigen das nunmehr seltsame Quartett, dass sich schnell gegen einen gemeinsamen Feind, die skrupellose Grundstücksmaklerin Hui [ Michelle Loo ] und ihre Helfershelfer, u.a. den ebenfalls als Vampir lebenden Man-ying [ Louis Cheung ], einen alten Gefährten von Joe, vereinigen muss.
Durch die Besetzung, die Herangehensweise an das Thema, die Verlagerung auch auf die leichteren, spielerischen, hier gar wundervoll musikalisch aufgelösten Momente, plus der Bezug Gegenwart und Vergangenheit und das Anspielen einer beginnenden Romanze, die nicht im Mittelpunkt steht, aber schon wichtig ist, erinnert man dabei vermehrt an A Bite of Love [1990]. Einer der vielen Vertreter damaliger Genreware, die heutzutage betrachtet sicherlich unterging und auch nicht wirklich das bot, was man eingeschränkt auf die üblichen Faktoren derlei Geschichten erwarten konnte und nicht nur rückwirkend betrachtet nicht den Erwartungen entspricht. In dem Werk erzählte man nicht von einem Chinese Hopping Vampire – was hier angesichts von Joe auch anfangs vermutet und die Hüpf- und Springbewegungen mit vorgestreckten Armen entsprechend auch parodiert wird – , sondern von dem in unseren Kreisen geläufigen Vampir, der britisch, guterzogen und eher wie ein Gentleman, als Frauenverführer und ansonsten Herr in jeder Lebenslage, und natürlich auch in schicker, möglichst abendlicher Anzugs- und Ausgehkleidung agiert. George Lam spielte damals den alternden Lebemann, der noch Schlag bei Frauen hat, dem es aber nicht mehr nach Blut gedürstet, bzw. er nicht mehr den Wunsch nach Beißen und Töten hat, sondern sich als Kunde in einer Blutbank registrieren lässt und so gesittet dem Begehr und sowieso mit Moral und Anstand durch das Dasein geht. Sein Sohn Alex Lam wiederholt hier die Geschichte, wobei er im Dreiteiler gar die wesentlich bessere Figur macht und überhaupt wie das Tüpfelchen auf dem i in die hiesige Analogie passt.
Lam spielt einen aus der Zeit Gefallenen, 1863 Geborenen, der auch gar nicht mehr vorhatte, an das Tageslicht (das sowieso nicht) zu kommen, sondern seit 1888 recht friedlich in seinem Grab lag und durch eine rapide Störung geweckt und wiedergeholt wurde. Das Erste, was er tut, ist mit staunenden Augen durch die Glitzerstadt der Metropole zu radeln, und genau in diesem Moment, bei dem dann einsetzenden Vorspann, der die Credits auch an die Häuserschluchten und der umgebenden Lichtreklamen flanieren lässt, hat der Film schon den Zuschauer erwischt. Bis dahin ist nicht viel passiert, ist aber die Neugier auf Weiteres, auf noch so viel Kommendes und die Freude am Zeigen des debütierenden Regisseurs und Ideengebers Nick Leung bereits spürbar dar.
Wo auch immer die Produzenten um Gordon Lam und Paco Wong den Mann herhaben, hier macht er seine Sache hervorragend, mit greifbarer Begeisterung an dem gewählten Thema, dass auch von der Ankunft, der Offenheit und der Entdeckerfreude des in Oxford studierten Vampirs mit guter Kinderstube und angenehmen Manieren, aber nicht nur diese fish-out-of-water Handlung, sondern von viel Mehr erzählt. Denn natürlich gibt es auch Anspielungen an die momentane Situation in der Stadt, an dem Wahn der steigenden Miet- und Eigentumspreise, in der die Alteingesessenen vertrieben werden bzw. genötigt sind, aufgrund der hohen Kosten aus und weg bzw. die Familie auf engsten Raum zusammen zu ziehen und kein Platz mehr zum Leben über ist. Es geht um die Skrupellosigkeit der Menschen und die Gier nach Geld und Besitz, um das Anrempeln mit ausgestreckten Ellenbogen selbst auf offener Strasse, und auch die Unfallflucht eines vollbesetzten Busses, die den schwungvollen Vorspann abrupt beendet, spricht Bände und gleichso deutlich genug für sich.
Diese Nebenzusätze werden dabei auch nicht übertrieben kritisch, sondern als normale Plotpunkte in die angenehm flüssige Dramaturgie integriert, hier und da gar spöttisch gesehen und sind ohne drückende Brisanz affiliiert. Erstaunlich das Mühelose und Lässige, wer der Neuling auf dem Regiestuhl mit Unterstützung seines Drehteams auch die leise Spannung am Köcheln, ansonsten aber Humor und ebenso leise Romanze sich die Waage hält. Ab und an möchte man ein bisschen viel, wird selbst dies aber ohne zu verkrampfte Anstrengung als Szene präsentiert.