Harry Fabian (Richard Widmark) ist im London des Jahres 1950 ein kleiner Gauner, der davon lebt Touristen in den Nachtclub von Nosseross (Francis L. Sullivan) zu schleppen. Immer ist er auf der Flucht vor jemandem dem er Geld schuldet, immer ist er am fantasieren neue Einnahmemöglichkeiten gefunden zu haben. Und jedes Mal geht es schief, schuldet er jemandem Geld, muss seine Freundin Mary (Gene Tierney) ihr Erspartes opfern um ihn da wieder rauszuhauen.
Durch einen Zufall freundet er sich mit dem Ringer Gregorius (Stanislaus Zbyszko) und dessen Schützling Nikolas (Ken Richmond) an. Sofort sieht er sich als großen Ringer-Promoter, der viel Geld damit verdient Wettkämpfe zu organisieren. Der Sohn Gregorius', Kristo (Herbert Lom), ist allerdings ein harter Londoner Gangster, der nicht tatenlos zusehen will wie sein Vater sich zum Deppen macht und gleichzeitig seine eigenen Geschäfte untergraben werden. Aber Harry ist ja so stolz auf sein neues Geschäft. Und er braucht nur noch 200 Pfund ...
Film Noir heißt das Genre, und Film Noir trifft es hier ganz genau. Kaum eine Szene die am Tag spielt, die Beziehungen zwischen allen Handelnden sind von Misstrauen gekennzeichnet, und das gegenseitige Ausnutzen zum jeweils eigenen Vorteil ist im Wesentlichen das einzig verbindende zwischen den Protagonisten. Und dazwischen Harry, fröhlich wie ein Vögelchen, immer optimistisch, immer gut gelaunt, immer einen Scherz auf den Lippen. Oder eine Lüge um seine Haut zu retten. Zu spät, viel zu spät merkt er, dass er mit diesen Geschichtchen seinen Ruf gnadenlos ruiniert hat.
Alle anderen handelnden Personen sind finster wie die Nacht. Der Nachtclubbesitzer Nosseross spielt mit den Menschen wie mit Marionetten, und wenn er sie nicht mehr braucht lässt er sie eiskalt fallen. Nosseross' Frau Helen (Googie Withers) versucht ihren eigenen Weg zu gehen, unabhängig von ihrem Mann, und verlässt sich dabei auf Harry. Harry versucht ebenfalls seinen eigenen Weg zu gehen, nutzt Helen dabei aus, und verlässt sich wiederum auf Nosseross. Und der hat eben seinen ganz eigenen Plan.
Widmarks Rolle hat mich sehr stark an den 3 Jahre später entstandenen POLIZEI GREIFT EIN erinnert, aber eben erheblich düsterer und pessimistischer. Dort spielt er einen erfolglosen Taschendieb, der sich durch einen Zufall in Geschäften wiederfindet die ihm eine Nummer zu groß sind. Hier ist er ein Schlepper, der Touristen in Nosseross' Nachtclub abschleppen soll, und sich durch seine eigene Großmäuligkeit mit Gangstern anlegt, deren Gefährlichkeit er aber nicht abschätzen kann. Im Gegensatz zu dem später entstandenen Anti-Kommunisten-Film kommt hier aber noch eine gute Portion Tommy Udo hinzu, Widmarks erste Rolle als psychopathischer Gangster in DER TODESKUSS. Auch hier ist Widmark manisch, und wenn er ein Geschäft wittert steigert er sich hinein und versucht alles menschenmögliche um endlich einmal Glück zu haben. Seine körperliche Präsenz in DIE RATTE VON SOHO ist sehr stark, er schwitzt, er blutet, und überhaupt ist der Film auch insgesamt sehr körperbetont angelegt. Die Kamera ist oft sehr nah bei den Darstellern, rückt ihnen dicht auf die verschwitzte Kleidung. Die Räume sind oft eng und dunkel, die Dialoge finden auf engstem Raum statt. Und dann kommt der große Kampf in der Sporthalle, und der Kampf ist sehr hart und schwül in Szene gesetzt. Hier stoßen hasserfüllte Urgewalten aufeinander, und Dassin hat die Atmosphäre und die Emotionen perfekt eingefangen. Klinisch sauber ist hier nichts mehr. Liebe, Hass, Armut, Dreck, alles wird gezeigt, die Kamera hält immer drauf, und ich wage mal die Behauptung, dass ein US-amerikanischer Regisseur diesen Stoff ganz anders umgesetzt hätte. Sauberer eben ...
Aber hier rieselt der Schmutz aus jedem Meter Zelluloid und zieht den Zuschauer tief in die trostlosen Gassen des East Ends und von Soho. Und auch wenn das jetzt alles ganz furchtbar prosaisch klingt, es soll einfach nur der Versuch sein diese herausragenden Bilder und die spannende Geschichte adäquat zu beschreiben.
Fazit: Ein harter und spannender europäischer Noir mit exzellenten amerikanischen Schauspielern, einem herausragendem französischen Regisseur und düsteren und schmutzigen Locations wie sie eigentlich erst gute 20 Jahre später in Mode gekommen sind. Höchst empfehlenswert!