Das unüberschaubare Universum der Marvel-Helden gerät so langsam aus dem Gefüge, denn im Zuge des achten Beitrags um „X-Men“ weiß man gar nicht mehr, welcher Held nun grün, rot oder gar nicht verkleidet ist. „Deadpool“ ist da schon ein wenig anders, denn der Knabe pfeift auf politische Korrektheit und stilvolles Verhalten, - nur plappert er auf Dauer deutlich zu viel.
Eigentlich führt der ehemalige Söldner Wade (Ryan Reynolds) eine glückliche Beziehung mit Vanessa (Morena Baccarin), bis bei ihm Krebs im Endstadium diagnostiziert wird. Von einem Forschungslabor erhält er die Option, den Krebs heilen zu lassen und dafür mit Superkräften ausgestattet zu werden, was Wade mit einem entstellten Gesicht bezahlt. Fortan sinnt Deadpool auf Rache…
Dass sich der Stoff rein gar nicht ernst nimmt, macht sich bereits während des Vorspanns bemerkbar, denn anstatt Namen einzublenden, wird ein Regisseur als Honk bezeichnet, wonach es direkt actionreich zur Sache geht und Motorräder, Autos und Leute durch die Luft fliegen.
Die Story enthält einige Rückblenden, wobei das Beziehungsgedöns aus glücklichen Zeiten etwas überstrapaziert wird und auch die Foltereinlagen im Zuge des Superheldenprozesses stehen etwas zu lange im Vordergrund und schüren kaum Spannung. Die Action ist indes auf den Punkt in Szene gesetzt und wird mit einigen unerwartet harten Gewalteinlagen bereichert, was allerdings häufig mit flapsigen Kommentaren relativiert wird. Von jenen ist man als Zuschauer, zuweilen auch direkt vom Helden angesprochen, insgesamt zu intensiv umgeben, zumal ein Großteil ohne zündende Pointe verpufft, während andere zumindest ein Schmunzeln hervorrufen.
Reynolds performt bei alledem gut, Baccarin ist nett anzuschauen und obgleich Ed Skrein eine ordentliche Präsenz mitbringt, ist sein Bösewicht recht schwach gezeichnet, was ebenfalls für die Sidekicks von Deadpool gilt. Der abwechslungsreiche Score vermag da ein wenig auszubügeln und auch so manche Anspielung, insbesondere auf „Wolverine“ ist durchaus gelungen.
Insgesamt ist es unerheblich, ob man sich im Bereich von Comicverfilmungen auskennt oder nie über „Flash Gordon“ hinausgekommen ist. Die Dekonstruktion des Subgenres funktioniert auf der einen Seite vorzüglich, doch anderweitig stimmt das Timing in einigen Belangen nicht, was wiederum etwas hölzern und ein wenig konstruiert anmutet.
Unterhaltsam fällt das Endergebnis schon aus, nur ist „Deadpool“ ein typischer Kandidat der Sparte einmal gesehen und vergessen.
6,5 von 10