Der psychisch kranke Ex-Special-Force-Soldat Wade Wilson (Ryan Reynolds) gerät in die Fänge einer Geheimorganisation, die ihm verspricht, ihn von seinem Krebsleiden zu heilen. Bei der angewandten Behandlung mutiert Wilson zum Narben übersäten Freak mit Superkräften. Totgeglaubt und von der Liebe seines Lebens Vanessa (Morena Baccarin) getrennt sinnt Wilson nun auf Rache und schlüpft deshalb und nicht aus sexuellen Gründen in ein rotes Ganzkörperkondom...
Bereits am Eröffnungswochenende bricht DEADPOOL an den US-Kinokassen mit einem Einspielergebnis von wahnsinnigen 260 Millionen Dollar alle Rekorde. Und das als R-Rated-Film. Dies steht im harschen Kontrast zu seinen jugendfreundlichen Marvel-Kollegen á la AVENGERS und Co. In Deutschland läuft der Streifen mit einer FSK-16-Freigabe, was durchaus gerechtfertigt ist. Es spritzt ordentlich Blut, die Language ist strong und das F-Wort fällt überaus häu"fick".
Als Superheld mit dissoziativer Persönlichkeitsstörung überzeugt Deadpool ab der ersten Sekunde. Das rote Latexzäpfchen läuft nicht nur mit Katana und Ballermann Amok, sondern auch mit seinem losen Mundwerk. Mit Jokes unter der Gürtellinie, diversen Anspielungen und Filmzitaten durchbricht das bipolare Rotkäppchen die "Vierte Wand", heißt: er redet direkt zum Publikum, ähnlich wie der Killer in FUNNY GAMES oder J.D. in SCRUBS. Mit viel Ironie und Selbstreflektiertheit begibt sich der Film auf eine Meta-Ebene, auf welcher mit den Klischees des Superheldengenres jongliert wird.
Die Story hält gut bei Laune. Ein knackiger, super durchtrainierter Ryan Reynolds (BURIED, GREEN LANTERN, THE VOICES) geht in der Rolle des Antihelden voll und ganz auf. Einen gehobenen Grad an Dämlichkeit muss man dem Streifen aber zugute halten. Deadpool jagt den ganzen Film über den Kerl, der ihn vom Krebs befreit, dabei, sozusagen als Nebenwirkung, aber sein hübsches Gesicht verunstaltet hat. Soviel Oberflächlichkeit macht wahrscheinlich auch nur in den USA Sinn, aber whatever. "Captain Deadpool.... nein, lieber nur Deadpool" will nicht verraten, wem er die Eier kraulen musste, um seinen eigenen Film zu bekommen, aber es reimt sich auf "Pulverine". Der rote Rächer ist mehr oder weniger unverwundbar dank schneller Heilung und Regeneration abgetrennter Gliedmaßen (Achtung: SPOILER! "Habt ihr 127 HOURS gesehen?"). Seinem Widersacher Ajax (gesprochen [:Äidschäks:], Ed Skrein, TRANSPORTER: REFUELED) ist sein richtiger Name Francis peinlich, deshalb nennt er sich wie ein Scheuermittel. Dessen Gehilfin Angel Dust (Gina Carano, HAYWIRE, FAST & FURIOUS 6) ist ein schlagkräftiges Powerweib. Ganz nebenbei versuchen Eisenpimmel Colossus und Skinhead-'O-Connor-Double "Negasonic Teenage Warhead" (Brianna Hildebrand) den benutzten OB für die X-Men anwerben.
DEADPOOL ist ein kurzweiliges Actionspektakel. Ob nun achter Teil der X-MEN-Reihe oder nicht, sei mal dahingestellt. So brutal wie KICK-ASS. So selbstironisch wie die GUARDIANS. So überdreht wie CRANK. So böse wie SPAWN. Kein glatt gewichster Saubermann wie Captain America. Eine Titelfigur mit Ecken und Kanten. Und Knackarsch. Und Sprung in der Schüssel. "Super, aber kein Held." Er tut den Bösewichten das an, was Limp Bizkit der Musik der 90er angetan hat. Sehr blutig und in Zeitlupe. Vielleicht dient DEADPOOL als Exempel und wir dürfen uns in Zukunft darauf freuen, wie Wolverine mit seinen Messern Schurken zerfetzt oder die Turtles ihre Waffen endlich mal realitätsgetreu einsetzen. Die Kids von damals sind nämlich erwachsen geworden und wollen Blut sehen. Die vollen Kinos sind der Beweis.
Action / Spaß : (+)(+)(+)(+)(-)
Spannung: (+)(+)(+)(-)(-)
Anspruch: (+)(-)(-)(-)(-)
Besonderheiten: Cameoauftritt von Comicautor Stan Lee und DEADPOOL-Schöpfer Rob Liefeld, Filmmusik von Junkie XL (MAD MAX: FURY ROAD, BLACK MASS)
Colossus: "Explodierende Häuser formen den Charakter."
Fazit:
Der "Sexy Motherfucker" unter den Superhelden. Brutalo-Action am Rande der Parodie. So muss Marvel!