Review

Der Titel des vorliegenden Streifens ist nicht etwa ein Druckfehler, sondern bezeichnet einen portugiesischen Musikstil. Oftmals handeln die Lieder von Sehnsüchten und unerfüllter Liebe, womit eine melancholische bis schwermütige Stimmung einher geht. Jene prägt auch das Spielfilmdebüt von Autor und Regisseur Jonas Rothlaender.

Als dem jungen Arzt Fabian (Golo Euler) eine Patientin unter den Händen wegstirbt, welche seiner Ex Doro (Luise Heyer) verdammt ähnlich sieht, beschließt er spontan, seinen Job in Berlin zu kündigen und Doro in Lissabon aufzusuchen, wo sie als Architektin tätig ist.
Nach einer Weile kommen die beiden wieder zusammen, doch dann wittert Fabian eine Affäre mit ihrem Arbeitskollegen. Schon bald ist er zerfressen von Eifersucht…

Dass Ding mit der Eifersucht, was ja das eigentliche Thema des Dramas ist, kommt erst nach einer halben Stunde durch. Bas dahin ist nicht klar, weshalb sich die beiden einst trennten und warum Doro nach Lissabon ging. Überhaupt wird nicht viel geredet, jedoch gestöhnt, denn für Fabian ist Eifersucht stark an Körperlichkeit gebunden, sei es in seiner Phantasie oder in der Realität. Irgendwann kristallisiert sich heraus, wofür die Bilder einer Riesenwelle stehen, mit der die Erzählung einsteigt, denn Fabian versucht seine Gefühle zu unterdrücken, doch irgendwann überkommen sie ihn wie eben jene Welle.

Interessant ist bei alledem die visuelle Herangehensweise, denn es wird oftmals nicht deutlich, was sich in Fabians Kopfkino oder in der Realität abspielt, wobei jene Ebenen miteinander verschmelzen. Phasenweise gelingt es Rothlaender erstaunlich gut, Mitgefühl für Fabian zu erreichen, denn wirklich harmlos sehen die Fotos mit Doros Arbeitskollegen nicht aus und auch der überaus vertraute Umgang zwischen den beiden könnte durchaus Anlass sein, genauer nachzuforschen, was Fabian natürlich macht.

Leider führt das Spiel mit der Eifersucht in die erzählerische Sackgasse und es folgt eine Pointe, die dem Thema zwar gerecht wird, jedoch keine Überraschung liefert. Denn wenn nicht darüber geredet wird, gibt es nur zwei Optionen: Rückzug oder voll in die Kacke hauen.
Somit wird die Spannungsschraube erst im letzten Drittel ein wenig angehoben, obgleich sich eine unbehagliche Stimmung ab Mitte der Erzählung verbreitet und Teile der vermeintlichen Wahnvorstellungen fast ins Groteske abdriften.

Darstellerisch sticht primär Golo Euler positiv hervor, dem es mit intensiven Minenspiel gelingt, sein Innenleben glaubhaft zu übermitteln. Auch Luise Heyer ist stark, sie hat jedoch kaum Möglichkeiten, die volle Bandbreite auszuspielen.

„Fado“ treibt lange Zeit ziellos vor sich hin, bis das Kernthema endlich in den Fokus gerückt wird und auf visueller Ebene zu überzeugen weiß. Storytechnisch ist der Stoff eher dünn und es kommt nur selten Spannung auf, zumal im Mittelteil einige Längen entstehen und die Quintessenz eher schwach ausfällt. Dennoch ein sehenswertes, wenn auch über weite Strecken ein etwas zu ruhig erzähltes Eifersuchtsdrama.
6 von 10

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