Review

Gesamtbesprechung

Noch bevor der Batman-Hype mit „Batman Begins“ neu erstarkte, versuchte man bereits im TV die Franchise erneut auszuschlachten, das Ergebnis hieß „Birds of Prey“.
Angesiedelt ist das Ganze in New Gotham, wo Helena Kyle (Ashley Scott), die Tochter von Batman und Catwoman, unter dem Namen Huntress auf die Jagd nach Übelwichten geht. Mentorin ist das ehemalige Batgirl, Barbara Gordon (Dina Meyer), nun als Oracle bekannt. Batman zog sich vor Jahren zurück, nachdem er Joker besiegte, der aber Catwoman ermorden ließ und Barbara bei einem Attentat derart verletzte, dass sie an den Rollstuhl gefesselt wurde. Unterstützt werden die beiden von der neu in der Stadt angekommenen, hellseherisch begabten Dinah Lance (Rachel Skarsten).
Was lehrt uns „Birds of Prey“? Erstarkte Weiblichkeit gibt es in Gotham City nur dann, wenn Batman, der Joker und eigentlich alle zentralen männlichen Charaktere fort sind, mit Ausnahme von Alfred Pennyworth (Ian Abercrombie), der den drei Damen immer noch gern den Tee serviert. Die Frauenfront ist dafür dann allgegenwärtig, fast alle zentralen Charaktere sind weiblich, gerade die kraftvollsten Schurken mit persönlicher Anbindung sind Frauen. Fieslingschefin ist die ehemalige Geliebte des Jokers, die als Psychologin eine Tarnidentität hat: Dr. Harley Quinn (Mia Sara), was ein einfallsreiches Wortspiel.

Harley taucht immer wieder auf, therapiert einige der Hauptfiguren zwischendurch und schrammt stets haarscharf daran vorbei ihnen auf die Schliche zu kommen, was aber Masel ist, da sich gerade Helena vollkommen ahnungslos offenbart und in der Sitzung ihre wahre Identität nur so gerade geheim hält. Begleitet wird das Ganze von der vollkommen bräsigen Angewohnheit Helenas bei ihren Huntress-Einsätzen ohne Maske loszuziehen, was die Serie gar thematisiert, aber letztendlich ändert Helena diesen modus operandi nicht.
Doch derartige Logiklücken sind nicht das einzige Anzeichen von meist mäßiger bis schlechter Schreibe, die schnell offenbart, warum hier nach 13 Folgen Schluss war. Der übergreifende Spannungsbogen mit Harley wird immer wieder aufgenommen und fallengelassen, spielt zwischendrin fast gar keine Rolle mehr, um dann in den letzten zwei Folgen hastig aufgegriffen zu werden. In jeder Folge gibt es dann den villain of the week zum Plattmachen und da schwankt die Qualität dann arg. Manchmal sind interessante Gegner dabei, wie die Tochter einer alten Feindin oder persönlich involvierte Mafiosi, mal muss man sich mit langweiligen Stinkern wie einem liebestollen ehemaligen Schulkameraden der mutierten Sorte rumschlagen.
Denn „Birds of Prey“ nimmt durchaus Ansätze auf, die später wieder in „Heroes“ zu finden sind: Viele Superkräfte werden damit erklärt, dass die Anwender Meta Humans genannte Mutanten sind, die aber aus Angst vor Verfolgung unentdeckt bleiben wollen. Allerdings hatte Brian Singers „X-Men“ genau dies bereits zwei Jahre zuvor im Kino thematisiert, wodurch „Birds of Prey“ dann doch nicht so originell ist, wie es anfangs scheinen mag, zumal man derartigen Mumpitz im Batman-Universum weniger erwartet.

Den meisten Subplots fehlt es an Schmiss, die Lovestory zwischen Helena und dem Cop Jesse Reese (Shemar Moore) – die einzige wichtige männliche Figur – sorgt immerhin für leichten Comedyfaktor, wird aber bald eher als Running Gag verbraten; einzig und allein die Geschichten um die Familienbande der Hauptfiguren können da etwas retten. Leider mangelt es oft an Erklärungen, z.B. wie Harleys Pläne jetzt nun genau aussehen (aus diesem Grunde ist die unmotiviert zusammengeschusterte letzte Episode ein echter Stinker) und ob Batman nun aus Gotham fort ist oder nur als Bruce Wayne zurückgezogen auf dem Superheldenaltenteil herumgeistert.
Überraschend gut, zumindest für TV-Niveau, sind die Actionszenen. Gerade in den ersten Folgen wird noch richtig ordentlich gefightet, wobei für die Choreographie schon Leute wie Damon Caro (Bourne-Trilogie, „Never Back Down“), Jonathan Eusebio („Never Back Down“, „Blade 2“) oder J.J. Perry („Best of the Best 3“, „Glimmer Man“) verantwortlich sind. Oft wird dann leider bloß auf digitalen Budenzauber gesetzt, dem man leider das Fernsehbudget ansieht, zwischendrin werden die Kloppereien dann weniger und erst in der Finalfolge wird wieder ordentlich ausgeteilt, aber nicht so formschön wie zu Serienbeginn.
Darstellerisch ist das Ganze solide Fernsehware. Ashley Scott macht bisweilen etwas sehr auf bitchy, geht aber in Ordnung. Dina Meyer spielt unter Wert, Rachel Skarsten ist auch nicht unbedingt ein neuer Stern am TV-Himmel, dafür zieht sich Shemar Moore achtbar aus der Affäre und Mia Sarah holt auch diverse Kohlen aus dem Feuer. Zwischendrin gibt es auch ein paar brauchbare Gastauftritte von Mitch Pileggi, die „Birds of Prey“ zu etwas mehr Klasse verhelfen.

Doch so wirklich rettet das die weiblichen Raubvögel auch nicht vor dem Absturz, denn dafür ist die Serie zu mäßig geschrieben, die Charakterzeichnung bloß in Ansätzen vorhanden und actiontechnisch könnte da auch mehr gehen. Nicht vollkommen misslungen, aber es bleibt die Frage, ob Joel Schumacher wirklich der einzige sein soll, der sich für die Schändung der Batman-Franchise verantworten muss.

Details
Ähnliche Filme