Wow, was für ein Film!
Regisseur Vincenzo Natali gelingt mit seinem zweiten Film Cypher, dass was nur sehr wenigen gelingt. Er schafft es sein von Filmfans und Kritikern gleichermasen gefeiertes Debut "Cube" zu toppen.
War man in Cube hauptsächlich durch die Optik gefesselt, gelingt es Natali in "Cypher" eine Story zu erzählen, die nicht nur geschickt mit dem Zuschauer spielt, sondern auch noch erstaunlich schlüssig aufgelöst wird. Es gelingt Natali die verschiedenen Ebenen der Story perfekt zu verbinden ohne dem Zuschauer zuviel zu verraten. Man tappt genauso wie Jeremy Northam (als Morgan Sullivan) durch ein immer komplexer werdendes Netz aus Intrigen und Verschwörungen.
Neben Northam, der einmal mehr beweist das er nicht nur in Kostümdramen begeistern kann, überzeugt auch Lucy Liu, die als undurchsichtiger "Schutzengel" Northam zur Seite steht. Einzig ihre recht kurze Bildschirmpräsenz schmälert den guten Eindruck, den sie einmal mehr, fernab von Charlies Angles, liefert. Getragen wird der Film aber eindeutig von Northam. Seine Präsenz ist unglaublich. Die Verwandlung des verschüchterten Morgan Sullivan, hin zum vermeintlichen Geheimagenten wird perfekt vollzogen.
Das Hauptaugenmerk legt Natali dabei, neben der Story, auch wieder auf die Optik. Und hier überzeugt der Film dann wohl auch den letzten Skeptiker. Alles wirkt klinisch rein, düster und beängstigend. Farbe sucht man die meiste Zeit vergebens, alles ist in grau und weiß gehalten. Special Effects werden sparsam aber wirkungsvoll eingesetzt. Man sieht dem Film zu keinem Zeitpunkt sein begrenztes Budget an. Bildsprache und Kameraführung sind fantastisch anzusehen und auch der Schnitt der Bilder (insbesondere in der "Gehirnwäsche Szene") ist nahezu perfekt.
Der Film kommt in der Tradition von Meisterwerken wie Existenz oder Gattaca daher. Das er mit diesen dann letztlich doch nicht ganz mithalten kann, liegt hauptsächlich am sehr schleppenden Erzählstil in der ersten halben Stunde. Trotzdem ist Natali mit "Cypher" einer DER SciFi Thriller der letzten Jahre gelungen. Wer allerdings einen leicht verdaulichen, belanglosen Unterhaltungsfilm erwartet, der dürfte enttäuscht werden. Denn bis zur überraschenden Auflösung der Story ist vom Zuschauer hauptsächlich eines gefordert: Aufmerksamkeit.
Wenn man sich darauf einlässt, erwartet einen ein wahrlich fesselnder SciFi Thriller.