Der ursprünglich als The Ghouls angekündigte Mojin - The Lost Legend ist die mittlerweile zweite Bearbeitung des erst als Internet-Novelle und später auch im regulären Print angebotenen Textes "The Ghost Blows Out the Light" von Tianxia Bachang [ das Synonym von Zhang Muye ], der jeweilige Kapitel bzw. Volumes mit entsprechenden zeitlichen Abschnitten an den Meistbietenden verkaufen konnte und so mehrfach Interesse und Zuspruch erhielt. Deswegen und wegen der komplett unterschiedlichen Bearbeitungen von diesem Produkt und dem des wenige Monate zuvor erschienenen Chronicles of the Ghostly Tribe (2015) sind die beiden Variationen trotz der Konkurrenz zueinander auch Ergänzungen in sich und des Vergleiches von A zu B und umgekehrt auf alle Fälle wert. Mojin ist dabei eindeutig das auf seine Weise gefälligere Erzeugnis, dass auch mit sichtlich mehr Stars und mehr Finanzierung (fast 40 Mio. USD gegenüber vielleicht 15 Mio. USD) an den Start, in das profitablere Weihnachtsgeschäft und als Entlohnung von Aufwand und Mühen auch mit dem doppelten Einspiel an den Kinokassen aus dem Rennen ging.[Wobei gespannt zu sehen sein wird, wie demnächst The Lost Tomb, die Filmversion von Yu Leis "Grave Robbers’ Chronicles" die Zuschauer anspricht]:
Das Schatzsuchertrio bestehend aus Hu Bayi [ Aloys Chen Kun ], Wang Kaixuan [ Huang Bo ] und Shirley Yang [ Shu Qi ] hat sich nach einer fatalen Erfahrung während einer der Erkundungstouren eigentlich bereits aus dem Gewerbe zurück und zum Straßenhandel von diversen gefälschten Talmi nach New York verzogen, wo das Gelobte Land für die Gestrandeten allerdings keine Alternative bereithält. Da ihr früherer Vermittler Grill [ Xia Yu ] im Auftrag der Zwischenhändler Mark [ Cao Cao ] und Yoko [ Cherry Ngan ] mit viel Geld und gerade für Wang auch mit dem Erfüllen eines persönlichen Wunsches, dem 'Wiedersehen' seiner verstorbenen Flamme Ding Sitian [ Angela Yeung Wing ] winkt, schlägt dieser allerdings alleinig den Deal ein und kehrt an eine frühere Wirkstätte inmitten in der Mongolei zurück. Erst spät erkennt er dort, dass er insgeheim für die schwerkranke, aber umso verrückte Ying Caihong [ Liu Xiaoqing ] tätig werden soll, die mithilfe eines wertvollen Reliktes den Übergang von Leben und Tod und zurück erreichen will.
Erstaunlich ist dabei vor allem die Handhabe der Blockbuster-Produktion, die unter der Regie vom mongolisch stämmigen Wuershan die Regeln des Kommerz schamlos, aber auch ohne Verlust von Sympathien, Leichtfüßigkeit und Überraschungen und damit äußerst gekonnt ausspielt und im Grunde nahezu wie Hollywood (diesmal im positiven Sinne) aussieht und vor allem auch so wirkt. Während der Gegenüber ...Ghostly Tribe teils spröde, auch seltsam desorientiert, zerklüftet und vor allem an der Oberfläche vorangeht und trotzdem in Einzelteilen von (interessanten und weniger interessanten) Abschnitten zerfällt, wirkt hier alles wie aus einem Guss und mit mehr als sicherer Nadel und Faden, dem aufeinander eingespielten Handwerk von Popcorn und Kintopp gewebt. Aufbau und Richtung sind aus dem Genre des Abenteuerfilmes und seiner früher populären Struktur vorgegeben und werden jeweils zu ihrem Zeitpunkt wie auch die Auswahl einer längeren Rückblenden als weitere Fundamentierung exakt zum richtigen Moment eingespielt. Eine narrenfeste Dramaturgie, die, angesichts des für die Chinesen vollkommen neuen Subgenres vom speziell auch dem Schatzsuche(r)film schon jetzt die Messlatte sehr hoch ansetzt und nicht umsonst als in mehreren Bereichen äußerst erfolgreichen Filmes gilt. [Theoretisch hat der taiwanesische Treasure Hunter 2009 das gleiche Sujet und die gleichen Bilder bereits vor längerer Zeit bearbeitet, kam in Nachhinein gesehen allerdings damit zu früh und wurde von Publikum und Kritik auch verhalten bis ungnädig rezensiert.]
Gesetzt in der Hälfte der Achtziger des vergangenen Jahrhunderts, plus einem wichtigen Rückbesinnung auf den Höhepunkt der Kulturrevolution, wird dabei gerade anfangs auch sicher mit den Einflüssen der Andersartigkeit, dem Blick zurück in eine vergangene Dekade mit gleich auch noch dem Abstecher nach New York, inklusive Panoramen der Twin Towers im Hintergrund und der fish-out-of-water story von ausgereisten Chinesen flüchtig in dem damaligen Land der Träume und der unbekannten Möglichkeiten erzählt. Zudem ist die Beziehung der Schatzsucher untereinander bereits gefestigt und muss hier die Vorgeschichte der Paarung zwischen Mann Hu und der Frau Shirley nicht mehr ausgebreitet werden, sondern existiert schon vieles an Grundzügen, Motivationen und Charakteristika, was hilfreich für das spätere Spektakel und seine Konzentration darauf und auch der zunehmenden Komplikationen privater Konflikte selber ist.
So geht alles spielerisch seinen Gang, wird teilweise in großen Bildern geschwebt und die eigene Mystik, Historie, Glauben und Aberglauben des Landes eingeflochten, die Zutaten der Gattung mitsamt Rätselraten, Verschwörungen, Geheimkammern, verschnörkelter Inschriften, waghalsiger Höhenklettereien, dem Finden von Passwörtern und dem Ausknobeln von richtigen Wegen und Stolperfallen wie in einem passiven Jump 'n' Run bedient. Auch unter Tage, bei der Reise zum Mittelpunkt der Erde, wird die Orientierung jeweils bewahrt, hier und da Abrakadabra und Hokuspokus wie wieder erwachte japanische Zombiesoldaten oder Kapuzenmänner direkt aus einem Sektenkult als nervenkitzelnde Faktoren plus dann auch effektunterstützte Action- bis leichtere Horrorszenen positioniert. Ein willkommenes Geschehen aus inhaltlicher Bewährtheit, die beinahe altmodisch und wie zur letzten Hochzeit von 1981 - 1987/88 wirkt, und neuester bis verblüffend guter Tricktechnik, welche hier allerdings keinen Widerspruch dazu darstellt, sondern sich jeweils in Ergänzung auslebt. Dass der an der Pekinger Filmakademie ausgebildete Wuershan visuellen Einfallsreichtum und auch die Finesse für architektonisch verschnörkelten Glanz, für den großen farbenbunten Bombast kann, hat er bereits mit Painted Skin: The Resurrection (2012) bewiesen, wird hier das Szenario aber neben vielerlei Höhlenbauten und raumgreifenden Kamerafahrten auch gerne mit Humorspitzen, Handgreiflichkeiten, Sprung- und Sturzaktionen und allerlei anderen unterhaltender Schnelligkeit statt der Schwere von Popanz gefüllt.