Review

Puppenzucken zum Ducken


„The Boy“ ist ein völlig passabler und solider kleiner Grusler. Für den Mainstream. Das muss man klar und deutlich hervorheben. Frau Cohen, frisch und vorübergehend aus der größten „Zombiesoap“ aller Zeiten entlassen, als Zugpferd, das mittlerweile fast jeder kennt und bei dem auch jeder wissen will, was sie sonst noch so drauf hat. Gruselige Puppen geraten nie gänzlich aus der Mode. Und den Twist kennen wohl auch nur eher kenntnisreichere Horrorgucker schon. Es gibt ein altes Anwesen, etliche Jumpscares, keine allzu lange Laufzeit, kaum Tiefe. Simple Popcornunterhaltung für die flüchtige Gänsehaut. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn an einem gewissen Massenappeal und enormer Zugänglichkeit, leicht verdaulicher Reize und easy Identifikation ist ja nicht grundsätzlich etwas auszusetzen... In „The Boy“ wird eine junge Frau von einer reichen Familie als Kindermädchen in ihrem riesigen Herrenhaus eingesetzt. Mal wieder. Nur muss sie bei Betrachtung ihrer „Aufgabe“ erstmal laut lachen - denn ihr Kind ist eine Puppe namens Brahms. Doch schnell merkt sie, dass hier etwas weitaus Gruseligeres vor sich gehen könnte als nur ein altes, womöglich traumatisiertes Elternehepaar...

Ein Grusler, bei dem Kenner nicht auf Pause drücken müssen, wenn sie klein auf Klo müssen - das ist „The Boy“. Wie man die Prämisse voll verhunzen kann, zeigt das Sequel. Wie man sowas über weite Teile brauchbar am Leben erhält zeigt dieses „Original“. Es gab zwar schon gruseligere Puppen und auch die für viele sicher überraschende, vielleicht gar tolle Auflösung ist, man muss es leider deutlich betonen, nicht neu. Oder direkter gesagt: geklaut. Und Lauren Cohen wird jetzt schauspielerisch nicht gerade überstrapaziert. Ein Gähnen konnte ich nicht vermeiden. Wirkung und Kurzweile hat „The Boy“ dennoch. Wenn man sich an den inflationären Jumpscares und der sehr langen Hinhaltetaktik samt hektisch-abgehaktem Finale nicht stört. Er geht ja immerhin nicht sehr lang, allem unterliegt eine gern genommene psychologische Komponente (wenn auch bei weitem nicht vergleichbar mit „Babadook“ und Co.) und Look + Beleuchtung etwa changieren hochklassig zwischen klassischem Spuk und neuen, ultrascharfen Blumhousegefilden. Eine Nummer ohne großen Kummer. Eine Nummer sicher. 

Fazit: lieber (nochmal) „Housebound“ gucken. „The Boy“ ist kein totaler Stinker (wie etwa seine richtig schlimme Fortsetzung) - aber ein zutiefst generisches Puppentheater, eigentlich ohne viel Daseinsberechtigung. Seine hübsche Optik, Lauren Cohan und die unkaputtbare Ausgangslage heben ihn an. Nicht madig, aber mäßig. Kann man aber gucken. 

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