The Boy (USA, 2016)
Die junge Amerikanerin Greta (Lauren Cohan) tritt für ein paar Monate einen Job als Kindermädchen in einer entlegenen Landvilla in England an. Bei ihrer
Ankunft stellt sie überrascht fest, dass es sich bei dem achtjährigen Sohn Brahms der Hausherren Mr. und Mrs. Heelshire (Jim Norton und Diana Hardcastle) nicht um einen Menschen handelt, sondern um eine lebensgroße Porzellanpuppe. Die Heelshires gehen jedoch irritierenderweise so mit ihm um, als wäre er ein ganz normales - oder zumindest lebendiges - Kind. Greta erhält einen Regelkatalog zum Umgang mit dem Kind, den es strikt einzuhalten gilt, da Brahms ansonsten böse werden könnte. Die Heelshires fahren in den Urlaub und lassen Greta mit Brahms allein zurück. Einzig der Lieferant des dörflichen Supermarktes, Malcolm (Rupert Evans), kommt einmal die Woche vorbei, um Lebensmittel und Gretas Gehalt vorbeizubringen. Als Greta mit Brahms allein ist, tragen sich einige Merkwürdigkeiten zu und es hat den Anschein, dass Brahms lebendig ist.
Regisseur William Brent Bell (The Devil InsideWer) gelingt es schnell, eine dichte Gruselatmosphäre aufzubauen. The Boy spielt fast ausschließlich in der altmodischen und selbstverständlich unheimlichen Villa und der Film wird die meiste Zeit über allein von Lauren Cohan getragen. Vieles spielt sich im Kopf des Zuschauers ab, der sich hier lange Zeit fragen darf, was eigentlich los ist. Spukt es in dem Haus? Wird Greta manipuliert und terrorisiert? Hat Greta womöglich Wahnvorstellungen? (Dabei spielt Gretas jüngste Vergangenheit um ihren gewalttätigen Ex-Freund mit herein, was auch erklärt, warum sie nicht einfach aus dem Spukhaus abhaut.) Erschreckende Momente sind eher selten (und wenn, dann recht plakative Jump Scares); die merkwürdige Atmosphäre ist vorherrschend. Das Setting, die unheimliche, schlecht beleuchtete Villa, deren Holzstreben in stillen Momenten knarzen, ist dabei ein stimmungsspendender Selbstläufer. Hier hat man inszenatorisch quasi nicht viel falsch machen können und hat es auch nicht - saubere Kameraarbeit, stimmiger Sound, düstere Beleuchtung - so, wie man es von einem Spukhausfilm erwartet - und insofern (leider) auch nicht mehr als das.
Der Star des Films ist die Porzellanpuppe, die in ihrer Eigenschaft als solche natürlich schon beim reinen Anblick saumäßig unheimlich ist. Zu verraten, was Brahms bzw. dem echten Brahms geschehen ist, nimmt schon zu viel vorweg, daher sage ich nur: es ist nicht so, wie es scheint. Am Ende bleibt ein solider Gruselfilm, der nicht auf Effekthascherei und Gore setzt, sondern auf stimmige Atmosphäre und den Zuschauer ganz gekonnt bei seinen Erwartungen an einen solchen Film abholt und mit dieser Erwartungshaltung auch ein wenig, aber auch nicht allzu viel, spielt. 6 Punkte und ein Bonuspunkt für Lauren Cohan in Unterwäsche und unter der Dusche: 7/10