Der äußerst erfolgreiche Jung-Regisseur Tom (Garrett Hedlund) hat schon alles erreicht, wovon man in seinem Alter nur träumen kann - genervt von Presseterminen, Produzenten und seiner sonstigen Entourage setzt er sich eines Morgens in einen Jeep und fährt in die titelgebende Mojave-Wüste unweit von L.A. Dort versucht er, seinen Kopf freizubekommen. Da er jedoch gewohnheitsmäßig ordentlich Schnaps tankt, verliert er irgendwann die Kontrolle über den Wagen und muß zu Fuß weiterziehen. Während er abends in der einsamen Wüste an einem Feuer einen Kaffee kocht, gesellt sich ein merkwürdiger Wanderer zu ihm und textet ihn mit existentialistischen Sprüchen zu. Als es Tom nach einiger Zeit zuviel wird, zieht er dem Fremden mit dessen eigenen Gewehr eine über und macht sich allein wieder auf den Weg. Der Fremde Jack (Oscar Isaac) jedoch verfolgt ihn ebenfalls zu Fuß. Als Tom sich von seinem Verfolger entdeckt glaubt, erschießt er versehentlich einen Ranger - danach gelingt es ihm, wieder in die Stadt zurückzukehren. seinen Verfolger wird er damit jedoch nicht los, da dieser mittlerweile den umgekippten Jeep inklusive der Fahrzeugpapiere entdeckt hat. Ein spannender Psycho-Thriller nimmt seinen Lauf...
Der ganze Auftritt von Garrett Hedlund erinnerte mich frappierend an Das geheime Fenster mit Johnny Depp: Haartracht, Bart und Brille sowie der spröde bis arrogante Auftritt eines weitgehend unabhängigen Hauptdarstellers, der unter allen Umständen die Kontrolle behalten will. Hedlund als vom Leben gelangweilter Star-Regisseur wirkt jedoch noch einmal zwei Potenzen arroganter als Johnny Depp, was es einem schwierig macht, einem der beiden Protagonisten in Mojave seine Zuneigung zu schenken. Ganz anders dagegen der vollkommen unberechenbare Fremde, dessen Motive vollkommen im Dunkeln bleiben und über den man erst ganz zum Schluß des Films überhaupt etwas erfährt - sofern dies denn überhaupt stimmt, denn beide Akteure sind sich in einer Dialogszene einig darüber, daß nur das was wahrscheinlicher ist, schlußendlich als Wahrheit durchgehen wird und nicht das was wirklich wahr ist. So zumindest belehrt Tom den lästigen Fremden, der sich da unvermittelt an seine Fersen geheftet hat und den er nicht mehr so schnell loswerden kann.
Seine Spannung bezieht Mojave vor allem aus der Tatsache, daß absolut nichts vorhersehbar ist und auch der nach außen hin toughe Regisseur ein ums andere Mal Schwächen zeigt; Schwächen, die man ihm nicht zugetraut hätte. Auf seinem alten wie auf seinem neuen jeweils ausgedehnten und luxuriösen Anwesen hat er keine Leibwächter oder Securities, was ihn angreifbar macht, wie er zu spät feststellen muß - auch seine wenig überlegten Verstecke für Waffen oder Passwörter findet der Fremde schnell heraus. Darüber hinaus ist Tom so wenig flexibel, daß er den anfangs in der Wüste um 90 Grad umgekippten Jeep (der seiner Produktionsfirma gehört) nicht einmal mehr aufzurichten sich bemüht, sondern nur einen von mehreren Wasserkanistern schultert und zu Fuß weiterläuft. Der Fremde, der ihm per Anhalter bis in die Stadt gefolgt ist, kann sich dagegen bestens einleben - als erstes ermordet er einen Schwulen, mit dessen Cabrio inklusive Pudel er unerkannt auf des Regisseurs Grundstück fährt und sich umsieht.
Neben einigen stimmigen Wüstenbildern besticht auch die an vielen kleinen Details verharrende Kameraführung, die Mojave auch zu einem optischen Genuß machen - jede Menge schräge Typen wie Mark Wahlberg als Produzent (mit Luxushuren, denen er asiatische Nudeln spendiert) oder Walton Goggins als sein Anwalt, der genauso kryptisch daherredet wie Tom, der die Geschehnisse in der Wüste nicht offen aussprechen kann und sie nur andeutet, da er eigentlich niemandem vertraut - sie alle tragen zu einem spannenden Thriller bei, der sich zeitweilig mit einem Augenzwinkern auch nicht selbst allzu ernst nimmt und dessen eigentlicher Hauptdarsteller der dämonisch-charismatische Oscar Isaac ist, der hier eine starke Leistung abliefert. Schade daß sich das Ende des Films überraschend konventionell abspielt - dies konnte mich nicht überzeugen. Trotzdem 8 Punkte, Mojave kann man sich auch ein weiteres Mal ansehen.