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Nachdem die Briten mit „The Bunker“ eine interessante und weitestgehend gruselige Kreuzung von Kriegs- und Gruselfilm ablieferten, schlägt Regiedebütant Michael J. Bassett mit „Deathwatch“ in die gleiche Kerbe, verlegt seine Geschichte jedoch nicht in den 2. Weltkrieg, sondern in die zermürbenden Grabenkämpfe des Ersten. Dennoch lassen sich viele Parallelen, begonnen bei der versprengten Truppe und endend bei den Interpretationsmöglichkeiten, zum themenverwandten Werk und deutlichen Vorbild ziehen.

Ohne Zeit an ein erklärendes Intro oder eine Vorstellung der Charaktere zu verschwenden, beginnt Bassett sogleich das Grauen des Krieges in einem nächtlichen Angriff explizit und realistisch wiederzugeben. Das Schlachtfeld ist vom andauernden Regen aufgeweicht, verwesende Leichen, von Matsch bedeckt, liegen in Massen auf dem Schlachtfeld und mittendrin tobt der Kampf um Leben und Tod, nur erhellt von Maschinengewehrsalven, Leuchtmunition und tödlichen Explosionen. Stacheldraht bedeutet den Tod, eine klare Frontlinie ist nicht zu erkennen, aber zwei befeindete Nationen kämpfen, bis aufs sprichwörtliche Messer, ums Überleben. Als Giftgas eingesetzt wird, gelingt es einer kleinen Gruppe von Soldaten unter dem Kommando des unerfahrenen Captain Bramwell Jennings (Laurence Fox, Edward Fox Neffe) sich abzusetzen und im dichten Nebel, den sie lange für Giftgas hielten, zu verirren.

Als sie schon bald auf einen fast verlassenen, deutschen Schützengraben stoßen, beschließen sie ihn einzunehmen. Doch warum ist er verlassen und weshalb stapeln sich überall, verwesende, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leichen? Und was weiß der einzig überlebende Deutsche?

„Deathwatch“ macht keinen großen Hehl darum, dass der Plot schon bald auf der Stelle tritt und die Soldaten sich, in dem Grabenlabyrinth, selbst überlässt. Sieht man von der nun stattfindenden oberflächlichen Charaktervorstellung, der meist sehr klischeehaften oder bis zu ihrem Tod uninteressanten Figuren, ab, wird die versprengte Gruppe bald nur noch mit anfangs irdischen, aber schon bald übersinnlichen und mysteriösen Situationen konfrontiert, die einige Nervenstränge kosten.

Ohne Hoffnung auf Verstärkung (das Hauptquartier hält sie für tot), auf sich allein gestellt, beginnt des Nachts das Grauen in den Gräben zu erwachen und sich, frei nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip, einen nach dem anderen zu holen. Von Paranoia und Klaustrophobie, sowie ureigenen Ängsten getrieben, wissen die Soldaten nicht, wie sie dieser Situation begegnen sollen und beginnen so schon bald aufeinander los zu gehen.

Während den Schauspielern nur eine solide Leistung zu bescheinigen ist, geriet die atmosphärische Inszenierung geradezu kongenial. Nie waren die Gräben der Westfront, so pessimistisch und unheilvoll wie in „Deathwatch“. Der trübe Himmel, die unter Wasser stehenden Gräben, der alles in ein einheitliches Grau färbende Matsch, die ewig kriechenden Ratten, sowie ständige Attacken der unsichtbaren Gefahr vermitteln ein Gefühl der Trost- und Ausweglosigkeit. Die meist sehr blutigen, dank Einsatz von CGI, etwas strange inszenierten Tode der Kameraden ( u.a. eingewickelt in Stacheldraht, versinken in Morast) sorgen, auch dank der unheimlichen Soundkulisse, für ein absolutes Horrorfeeling, lassen letzten Endes aber ein paar Fragen im Raum stehen, da sie rational meist nicht zu erklären sind und final auch nicht entschlüsselt werden, so dass man sich als Zuschauer mit einem alptraumhaften Szenario ohne Antworten zufrieden geben muss.

Da sich keine Helden und echte Führungsfiguren herauskristallisieren bleibt die Spannung hoch, ob und wer denn dem Graben entkommen kann oder dem Tod begegnet. Ist es der schüchterne Private First Class Charlie Shakespeare („Billy Elliot“-Star Jamie Bell, mit imposanter Leistung), der fast wie ein archaischer Schlächter wirkende Veteran, der Offizier, der Sanitäter, der Funker oder im Sterben liegenden, schwerverletzte Soldat, der im übrigen final eine fiese Überraschung zu bieten hat? Trotz der scheinbaren Dominanz einiger Figuren, die sich keineswegs vor den unheimlichen Geschehnissen im Graben beeindrucken lassen, ist hier niemand vor einem grausamen Abscheiden sicher.

Das Ende lässt, wie in „The Bunker“, wieder viel Spielraum für Moral, Motiv und Sinn des vorher gegangenen Horrors, ist in seinen Bildern dann leider etwas zu abstrakt geraten, so, da die restlichen Szenen deutlich als Schicksal der toten Soldaten zu erkennen sind, dass als Fazit nur eine Message sofort ins Auge fällt. Klingt jetzt etwas mysteriös, aber wer den Film gesehen hat, weiß, was ich meine.

Fazit:
Sehr atmosphärischer Mix aus Kriegs- und Horrorfilm, der sein Vorbild „The Bunker“ aufgrund der spannenderen Inszenierung und seinem Temporeichtum toppt. Auch wenn der Plot stets simpel bleibt und die Schauspieler größtenteils nur Klischeecharaktere zum Besten geben, bleibt „Deathwatch“ ein spannendes Unterfangen, dass sich sein unheimliches Feeling fast über die gesamte Laufzeit erhalten kann. Für ein Regiedebüt sehr beeindruckend.

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