3D-Review
Extremsportler Johnny Utah, der seinen Freund bei einem Sportunfall verloren hat, zieht sich aus der Szene zurück und geht zum FBI. Obwohl noch nicht ganz fertig mit seiner Ausbildung, wird er bei einer Serie spektakulärer Robin-Hood-Überfälle, bei denen schon mal Geld vom Himmel regnet, eingesetzt, denn eine Spur führt in sein altes Milieu zurück. Und richtig: in Frankreich trifft er auf Bodhi und seine misstrauischen Kumpane, die sich auf einem ganz speziellen spirituellen Pfad befinden, der ihnen acht lebensgefährliche Aufgaben stellt…
Auf den ersten Blick mag man sich fragen: Musste das jetzt sein, ein Remake des Kathryn-Bigelow-Klassikers „Gefährliche Brandung“, der gerade mal sein 25jähriges Jubiläum feiert? Doch das macht Sinn, wenn man bedenkt, dass hinter dem Drehbuch von Kurt Wimmer, der den Surfer-müssen-Bankräuber-sein-Aspekt des Originals (fast) gänzlich kippt, die beiden ursprünglichen Ideengeber von „Gefährliche Brandung“ stecken, die „Point Break“ ein esoterisch-überhöhtes Öko-Terroristen-suchen-ihren-inneren-Frieden-Update verpassen, welches so ganz im krassen Gegensatz zu den im 10-Minuten-Takt hereinprasselnden Extremsport-Sequenzen steht, die den eigentlichen Reiz des Remakes ausmachen. Hier bei Kameramann-wird-Regisseur Ericson Core geht es also weniger um Thrill und Krimi-Spannung als um eine unverhohlene Verbeugung vor den Menschen, die sich mit Jumpsuits oder Snowboards die Berge hinunterstürzen, Freeclimbing betreiben, riesige Wellen surfen oder mit Cross-Maschinen wahre Gratwanderungen vollziehen. Alle diese Szenen sind uneingeschränkt atemberaubend und gerade in der 3D-Fassung der Garant für den vierten Stern, denn – und das muss man an „Point Break“ bekritteln – der Rest ist nicht gerade mit starker Feder geschrieben. So bleibt die Motivation aller Beteiligten blass im Hintergrund (ganz besonders die des Geldgebers von New-Age-Verfechter Bodhi) und dramaturgisch setzt eine gewisse Hilflosigkeit ein, die zudem dadurch verstärkt wird, dass das Personal vor der Kamera unisono unsympathisch wirkt. So bleibt „Point Break“ also als ein Extremsport-Action-Vehikel in Erinnerung jener Zuschauer haften, die sich durch den Genuss der dreidimensionalen Fassung quasi in die Gefahr hineinsaugen lassen. Selten gab es nämlich in letzter Zeit einen (zudem auch noch nachträglich konvertierten) 3D-Titel, der derart sinnvoll mit dieser Technik gerade in den schwindelerregenden Szenen umzugehen versteht (annähernd magisch: das es-regnet-Geld-Szenario). Selbst in hektischeren Momenten stimmt die Tiefenstaffelung und so erwischt man sich als Zuschauer schon das eine oder andere Mal, wie man gerade bei jenen spektakulären 3D-Bildern, die zwischen Baumwipfeln oder an Felswänden gedreht wurden, seine schweißnassen Hände an der Hose abwischt. Hier funktioniert „Point Break“ als lupenreines Adrenalin-Kino, hier spielt Ericson Core seine Stärken und Erfahrungen als Kameramann aus. Bildformat: 2,35:1. Mit Luke Bracey, Edgar Ramírez, Ray Winstone, Teresa Palmer u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin