Auch Jet Li erreichte der Ruf Hollywoods und so stellt „Hitman“ den Abschied Jet Lis („Black Mask“, „The One“) aus Hongkong dar. Anstatt es in seinem letzten Abenteuer nochmal kräftig krachen zu lassen, muss er sich einer zu sehr an das westliche Kino angelehnten Inszenierung und dem ideenarmen Drehbuch geschlagen geben.
Regisseur Stephen Tung Wai vermag, bis zum gelungenen Finale, nie die für das Filmland typische Rasanz mit spektakulärer Action zu paaren und glänzt stattdessen mit einem formelhaften Plot, der ereignisloser kaum sein könnte. Jet Li wird dabei als aufstrebender Profikiller Fu, der, noch nicht ganz trocken hinter den Ohren ist, von Hochstapler Lo (Eric Tsang) unter dessen Fittiche genommen, um an ein Kopfgeld von 100 Millionen Dollar zu kommen. So viel setzte ein Konzernboss auf seinen möglichen Killer aus, um selbige vor einem Attentat auf ihn abzuschrecken. Nun ist er tot und das Wettrennen um die Kohle beginnt.
Anstatt auf eine spannende Hatz und einander bekämpfende Killer zu setzen, wird zunächst Humor groß geschrieben. Leider verläuft die Zweckbeziehung zwischen Fu und Lo sehr albern und wird noch überflüssig durch Los Tochter, die ihren Vater für einen Versager hält, aufgebauscht. Während derweil der böse Enkel des Toten verbotenerweise selbst das Preisgeld kassieren möchte, werden Figuren wie der „König der Killer“ und der im Mund des Toten steckende Hinweis völlig fallen gelassen.
An Action gibt es nicht viel zu sehen, denn Wai hebt sich alles für das Finale auf. Die wenigen Auseinandersetzungen Fus sind zwar ordentlich inszeniert, aber längst nicht auf dem Niveau früherer Li-Filme und demzufolge unspektakulär und altbacken. Der zumindest in der amerikanischen und deutschen Fassung vorherrschende und völlig unpassende Hiphop-Soundtrack gibt der Produktion derweil atmosphärisch den Rest.
Während Simon Yam in einer viel zu kleinen Rolle verschenkt wird, darf Jet Li, ähnlich wie in „Romeo must die“, den höflichen und auf den ersten Blick sanften Charakter abgeben, der sich in den Martial-Arts-Fights natürlich durchaus zu profilieren weiß. Schauspielerisch ist Li dabei allerdings chronisch unterfordert. Eric Tsang nervt derweil mit pseudokomischen Einlagen und stört den Filmablauf mit der irgendwie völlig neben der Bahn verlaufenden Beziehung zu seiner Tochter.
Erst der finale, überlange Showdown zeigt dann aus welchem Holz das Hongkong-Kino geschnitzt sein kann und geizt nicht mit blutigen Shootouts, schwingenden Schwertern, akrobatischen Kampfeinlagen, auf hohem Niveau choreographierten Martial-Arts-Kloppereien und jeder Menge spektakulärer Stunts. Die Kamera bewegt sich dazu gewohnt abwechslungsreich, während der Score hier mitunter in Rockklänge verfällt und gar keinen falschen Eindruck macht.
Fazit:
Enttäuschender Abschied Jet Lis aus Hongkong, bei dem nur das tolle Finale lohnt. Dank der schematischen Geschichte, Actionarmut, einer zu zähen Erzählweise, nervenden Charakteren und des fehlenden Tempos bleibt hier nur der untere Durchschnitt über. Jet Li präsentiert sich auch hier in guter Form, muss sich letztlich aber leider den allzu offensichtlichen Schwächen geschlagen geben.