Nachdem Jackie Chan 1995 das Kunststück vollbrachte, mit „Rumble in the Bronx“ die US-Kinocharts aufzumischen, waren die akrobatischen Actionhelden aus Fernost auch in Amerika in aller Munde. Neben dem Großmeister mit der Knollennase ist es vor allem Jet Li gelungen, sich zwischen den Schwarzeneggers, Stallones und van Dammes zu behaupten. Nachdem Li in „Lethal Weapon 4“ schon eine kleine, aber effektive Rolle spielte, drehte er in seiner alten Heimat „Contract Killer“. Im Gegensatz zur schweigsamen, aber ungemein effektiven und kaltblütigen Killermaschine, die Li im US-Kino meist verkörpert, spielt er in diesem Film einen fast schüchternen Killer, der gerade am Anfang viel plappert.
Dies störte die Amerikaner erstmal wenig. Im Gegenteil: Die Lust auf Li ging soweit, dass „Contract Killer“ um einige Minuten Handlung erleichtert wurde, um ihn kinokompatibel zu machen. Zudem wurde eigens ein Soundtrack, bestehend aus harten Hip Hop-Beats erstellt, der den Ohren des amerikanische Publikums schmeicheln sollte. Die US-Schnittfassung ist immer noch klar verständlich (zuviel Story ist bei einem solchen Film auch eher hinderlich) und auch die Fights kommen mit dem neuen Soundtrack durchaus wirkungsvoll zur Geltung. Allerdings muß man annehmen, dass gerade durch letztgenannte Maßnahme einiges an Charme (sofern man bei einem Actioner davon reden kann) verloren geht. Zudem ist es erstaunlich, wie anmaßend mit einem ausländischen Film umgegangen wird, nur um ihn in Amerika zu zeigen.
Sei es drum, die Story von „Contract Killer“ ist nicht oscarverdächtig, doch immerhin vorhanden. Verglichen mit einem „Hard Boiled“ ist die Action zwar eher zurückhaltend, doch immer noch effektiv. So gibt es einige Finessen, die man woanders noch nicht gesehen hat, wie z.B. ein fieser Typ mit Zopf, der seine Gegner im Kampf mithilfe von Lichtblitzen blendet. Gerade der Schlußkampf ist ganz ansprechend in Szene gesetzt. Dennoch kommt „Contract Killer“ nicht weit über den biederen Durchschnitt hinaus. Dafür ist gesamte Machart zu konventionell. Zwar können einige Szenen, wie gesagt, überzeugen, doch der große „Aha“-Effekt bleibt aus. Regisseur Tung Wai baute zwar einige Anspielungen an Genregrößen wie „Léon, der Profi“ oder „A better Tomorrow“ ein, doch die Klasse dieser Vorbilder erreicht „Contract Killer“ nie.
Darstellerisch sieht es ähnlich aus: Zwar ist alles im Grünen Bereich, doch der große Überflieger ist nicht dabei. Li „schauspielert“ für westliche Augen fast ein wenig viel, die anderen Darsteller bleiben eher nicht in Erinnerung. Die Ausnahme bildet Eric Tsang, der einige witzige Momente hat, vor allem im schon erwähnten Schlußkampf, in dem er es gegen eine Frau aufnehmen darf.
Unterm Strich ist „Contract Killer” für Li-Fans zwar sehenswert, obwohl diese auch schon weit bessere Filme mit ihm gesehen haben. Ein netter Actioner zwischendurch, der zwischenzeitlich ordentlich rummst, dabei aber nie wirklich böse ist. Wer übrigens aufgrund der Story und des Covers denkt, hier einen kaltblütigen Jet Li als Killer zu sehen, der täuscht sich ganz gewaltig. Dafür sollte man dann besser „Lethal Weapon 4“ ansehen. Dort zeigt Li keine Gnade und ist eigentlich eher der „Contract Killer“.
Fazit:
6 / 10