Taron Egerton spielt Michael Edwards, einen jungen Mann mit einem großen Traum: Er möchte sein Land bei den Olympischen Spielen vertreten. Dumm nur, dass der Brite nicht gerade ein Top-Sportler ist und sich beim Laufen, Springen oder Werfen keine Teilnahmechancen ausrechnen kann. Anders beim Skispringen: Hier könnte Edwards an den Winterspielen teilnehmen, da er - im wahrsten Sinne des Wortes - in seinem Land ohne jede Konkurrenz ist. Aber Edwards tut sich schon schwer genug damit, den Sprung von der großen Schanze unfallfrei zu bewältigen und der britische Verband, der eine Blamage befürchtet, stellt ihm allerhand Hürden in den Weg. Der engagierte, schmerzfreie Skispringer kann jedoch einen ehemaligen Profi, gespielt von Hugh Jackman, als Trainer gewinnen. Der wiederum hängt aber seit dem unrühmlichen Ende seiner Karriere an der Flasche.
Dem einen oder anderen wird sich die Frage aufdrängen, warum man in britisch-amerikanisch-deutscher Co-Produktion einen Film über den vielleicht schlechtesten professionellen Skispringer aller Zeiten gedreht hat, statt den besten ihrer Zunft ein filmisches Denkmal zu setzen. Die Frage stellt sich jedoch vielmehr anders herum. Warum eigentlich erst jetzt, knapp 30 Jahre nach den Olympischen Winterspielen von Calgary, bei denen sich Edwards, besser bekannt als Eddie the Eagle, unsterblich machte? Immerhin wurde vor über 20 Jahren mit „Cool Runnings“ bereits die Geschichte einer jamaikanischen Bobmannschaft erzählt, die bei den gleichen Spielen antrat. Und auch die irre Geschichte von Michael Edwards ist wie für das Kino gemacht. Das sieht man dem Film teilweise auch an, wenngleich er nicht das volle Potential seiner wahren Begebenheit ausschöpft.
„Eddie the Eagle“ hätte witziger sein können. Wer die Sprünge des Briten gesehen hat, der meist eher fiel als das er flog, der mit seiner gewaltigen Brille und seiner etwas rundlichen Figur schon optisch rein gar nichts von einem Skispringer hatte, der wird sich wundern, dass der Film nicht allzu viele Lacher verbucht. Das soll nicht heißen, er wäre nicht witzig, dafür sorgen u.a. die Eltern des Protagonisten oder auch seine Versuche, sich so ziemlich jede olympische Sportart anzueignen. Außerdem sind die Abstriche beim Humor der Entscheidung von Regisseur Dexter Fletcher geschuldet, seine Figur nicht der Lächerlichkeit preiszugeben.
Statt sich auf Kosten des unbeholfenen Skispringers lustig zu machen, hat Fletcher „Eddie the Eagle“ als Feel-Good-Movie über einen Mann angelegt, der einen Traum hat und diesen unnachlässig verfolgt, der allen Widrigkeiten trotzt, der über nicht allzu viel Talent, dafür aber über einen gewaltigen Kampfeswillen verfügt. Dabei sein ist alles - darum geht ja schließlich. Der Michael Edwards im Film, dessen Geschichte eher vage auf der des echten Skispringers beruht, ist zwar etwas kauzig und naiv, aber auch sehr sympathisch, seine Geschichte meist emotional und ohne jede Häme erzählt. Dazu passt, dass der mit allerhand inneren Dämonen kämpfende Trainer des Briten den weichen Kern unter seiner harten Schale allmählich offenbart und schließlich auch sein persönliches Happy End erlebt. Das alles macht „Eddie the Eagle“ zu einem netten und unterhaltsamen Film, der vor allem zum Ende hin auch mal etwas rührselig wird, ohne dabei allzu viele Sympathiepunkte zu verlieren, einen Film, der einen kurzweiligen Kinoabend garantiert.
Von bleibender Bedeutung ist Fletchers Film, der von keinem Geringeren als „Kick Ass“- und „Kingsman“-Regisseur Matthew Vaughn produziert wurde, dennoch nicht. Dafür ist der Film zu glatt und kalkulierbar. Den Figuren fehlen die Ecken und Kanten, der Handlung echte Überraschungen. „Eddie the Eagle“ steuert von Anfang an auf sein absehbares Happy End zu und pünktlich zum Beginn des letzten Drittels kommt es davor noch zum obligatorischen Zerwürfnis zwischen dem trinkenden Trainer und seinem trotzigen Schützling. Der Rest ist ordentliches Handwerk, eine gut getaktete, unterhaltsame Erzählweise, überzeugende schauspielerische Darbietungen und eine gelungene Optik, wenngleich die Skisprünge etwas künstlich wirken.
Fazit:
„Eddie the Eagle“ ist ein kurzweiliges Feel-Good-Movie mit sympathischen Figuren, heiterer Atmosphäre sowie guten Darstellern und damit ein Garant für einen netten Kinoabend. Nichtsdestotrotz wäre in Anbetracht des Potentials der wahren Geschichte noch mehr drin gewesen, vor allem etwas mehr Witz. Aber auch die eine oder andere Überraschung, kleinere Ecken und Kanten, hätten dem glatten und kalkulierbaren Film definitiv nicht geschadet.
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