iHaveCNit: The Forest (2016)
Wer mich kennt, weiß, dass ich als Filmfan „eigentlich“ offen für alle Genres bin, doch es gibt hier ein paar Sektoren, die ich bis jetzt nur sehr stiefmütterlich behandelt habe und auch in Zukunft stiefmütterlich behandeln werde. So wie der klassische Sektor des Horrorfilms. Ich ziehe hier eigentlich eher ausgeklügelte und spannende Serienkiller-Psychothriller vor, die man auch ohne Probleme trotz Artsy-Fartsy in den Thriller-Sektor schieben kann. Jedoch gibt es auch kleine Ausreißer im Horror-Genre, die mein Interesse wecken. So wie der im Februar diesen Jahres erschienene „The Forest“. Die japanische Kultur ist sehr interessant und eigentlich für viele westliche Nicht-Japaner in manchen Bereichen sehr befremdlich. Einer dieser Bereiche ist der rituelle Selbstmord, der in der Gesellschaft Japans auch anerkannt ist. Ein solcher Konflikt und die Einbindung der japanischen Kultur hat z.B. das Buch „Man Lebt Nur Zweimal“ von Ian Fleming aus seiner Buchreihe um den britischen Agenten James Bond zu einem meiner Lieblingsbücher gemacht. „The Forest“ führt uns in den sogenannten „Selbstmordwald“ am Mount Fuji, dem Aokigahara. Wir begleiten die Amerikanerin Sarah nach Japan, weil ihre Zwillingsschwester Jesse in diesem Wald auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Begleitet von dem Guide Michi und dem Journalisten Aiden nimmt sie die Fährte auf. Je länger sie in dem Wald ist, droht sie zunehmend den Verstand zu verlieren.
„The Forest“ sieht als Film schon mal halbwegs gut aus. Die Landschaftsaufnahmen und Panoramen der Wälder und der japanischen Region sind großartig und unterstützen die Atmosphäre ungemein. Schauspielerisch sehen wir hier die aus Game of Thrones bekannte Natalie Dormer in einer Doppelrolle, die sie extrem gut meistert und den Film auf den Schultern trägt. Den wohl wichtigsten Nebenpart nimmt Taylor Kinney als überzeugend zwielichtiger Journalist Aiden ein. Taylor Kinney wird wohl den meisten aus den Klatschspalten als Kerl von Lady Gaga oder als Kelly Severide aus der Serie „Chicago Fire“ bekannt sein. Der Film ist zwar schon mit ca. 90 Minuten kurz und kompakt, hätte aber durchaus auch noch kürzer sein können. Mit der vielleicht ein wenig zu gewöhnlichen Backstory um Sarah und Jesse bekommen wir eine emotionale Bindung mit auf den Weg, das ein extrem ausgeklügeltes Psychogramm hätte werden können, doch man hat im Busch wohl ein bisschen des Potentials liegen lassen. Aber die wenigstens notwendige Tiefe hat dieses Psychogramm, dass man noch genug rätseln, interpretieren und die Paranoia der Hauptfigur nachfühlen kann. So verläuft sich der Film durch eine gewisse Redundanz im Wald und geht den ärgerlichen Weg, sich klassischen und billigen Schock- und Horror-Elementen hinzugeben.
So bleibt „The Forest“ ein interessanter, spannender Waldausflug, aus dem man definitiv noch hätte mehr rausholen können.
„The Forest“ - My First Look – 6/10 Punkte.