Josh Brolin spielt den Fixer eines großen Hollywood-Studios. Der ist als solcher von morgens bis abends und meist auch nachts damit beschäftigt, Skandale von den Stars fernzuhalten und einen reibungslosen Ablauf der Dreharbeiten zu gewährleisten. Und gerade hat er allerhand zu tun. Er muss sich mit einem ambitionierten Regisseur, gespielt von Ralph Fiennes, herumschlagen, der mit seinem talentfreien Hauptdarsteller nicht einverstanden ist, mit einem schwangeren, aber unverheirateten Starlett, das von Scarlett Johansson verkörpert wird, und natürlich mit der Regenbogenpresse in Person zweier von Tilda Swinton gespielter Zwillingsschwestern, die für konkurrierende Blätter arbeiten. Als dann auch noch der Hauptdarsteller einer teuren Produktion, gespielt von George Clooney, von Kommunisten entführt wird, ist das Chaos perfekt.
Joel und Ethan Coen entführen mit „Hail, Caesar!“ in eine ambivalente Phase der Filmgeschichte. In die große Studio-Ära, in der ein paar der größten Filme aller Zeiten, etwa „Casablanca“ oder „Der Zauberer von Oz“ entstanden, in der das Filmhandwerk die Perfektion erreichte. Die Studios waren aber eben auch Filmfabriken, in denen mehrere Autoren und Regisseure an ein und demselben Film arbeiteten, sich ihre Arbeit von den Studiobossen diktieren lassen mussten und ihrer Kreativität keinerlei Freiraum lassen konnten. An Drehs außerhalb der Studiohallen war oft gar nicht zu denken, es hätten ja bei schlechtem Wetter wertvolle Drehtage verloren gehen können. Es war eine Zeit, in der Legenden wie Marilyn Monroe oder John Wayne auf der Leinwand flimmerten, weil die Studios auch die Stars zu ihren Filmen produzierten, indem sie Statisten mit neuem Namen, neuem Outfit und neuem Image versahen, ihr Privatleben kontrollierten, sie groß rausbrachten und anschließend als ihr Kapital betrachteten, das es entsprechend zu schützen galt. Und hier kommt der Fixer ins Spiel, der perfekte Ansatzpunkt für einen Film über die Studioära.
Und den Coens ist definitiv nicht vorzuwerfen, ihnen wäre kein gelungenes Portrait der Zeit geglückt. Sie werfen einen ironischen Blick auf den Umgang des Studios mit seinen Stars, deren Image aufs strengste kontrolliert wird, sie zeigen deutlich, wie wirklich alles daran gesetzt wird, dass die Produktion der Filme reibungslos verläuft, weil jeder Drehtag zu viel eine Halle, ein Set und einen Darsteller bindet, der vielleicht in wenigen Tagen schon für den nächsten Dreh bereitstehen muss. Sie nutzen die paranoide Kommunistenhatz, vor der insbesondere Hollywood in den 50ern nicht verschont blieb, als Grundlage für den Subplot um einen marxistischen Autorenzirkel, der das Studio quasi unterwandert hat und gemeinsame Sache mit den Sowjets macht. Auch der von Ralph Fiennes gespielte, offensichtlich europäische Regisseur, der seinen Namen nicht für jede Entscheidung des Studios hergeben möchte, ist eine Figur, die perfekt für die Zeit steht, genauso, wie die eigenwilligen Darsteller.
Gleichzeitig verbeugt sich das Regie-Tandem aber auch vor den großen Klassikern der Zeit, vor den berühmten Sandalenfilmen, dem Tanz- und Musikfilm sowie auch dem klassischen, durch und durch amerikanischen Western. Mit viel Liebe zum Detail und einem Pomp, bei dem selbst Baz Luhrmann neidisch würde, stellen sie einzelne Szenen nach, von denen besonders der Stepptanz von Channing Tatum und das Wasserballett um Scarlett Johansson herausstechen. Aber auch abseits der Sets machen sich die Coens die Ästhetik der Studiofilme gelungen zu eigen.
So weit so gut. Doch trotz allem ist „Hail, Cesar!“ bei Weitem nicht vom Kaliber eines „The Big Lebowski“. Den Brüdern ist es diesmal leider nicht gelungen, ihre guten Ideen, ihre vielversprechenden Subplots zu einem Großen und Ganzen zu verbinden, der Film ist durchweg nicht fokussiert, ein dramaturgisches Debakel. Die tollen Darsteller, die allesamt spielfreudig und selbstironisch agieren, haben nacheinander ihre coolen Auftritte, ohne, dass ein echter Bogen gespannt würde. Zwar sollte der Fixer als Dreh- und Angelpunkt des Films wohl der Episodenhaftigkeit vorbeugen, doch die vertiefende Darstellung der Hauptfigur geht eher noch nach hinten los, weil deren Privatleben leider kaum tangiert. Der Protagonist ist zu überzeichnet, als dass sein Schicksal wirklich fesseln würde und in der Folge langweilen die Szenen nur, in denen er sich abseits seiner beruflichen Tätigkeit bewegt. So sind es am Ende vor allem die witzigen und skurrilen Gags, die in anderen Filmen der Brüder aber auch schon wohlwollender dosiert waren, die für einen ordentlichen Unterhaltungswert sorgen.
Fazit:
Den Coens ist ein ambivalentes Bild eines widersprüchlichen Kapitels der Filmgeschichte gelungen. Sie nehmen die Studio-Ära als eine Zeit auf die Schippe, in der die großen Filmfabriken Filme am Fließband fertigten und auch die Stars dazu formten, liefern aber auch eine erfrischende Hommage an die Werke der Zeit. Narrativ ist das Ganze leider derart unausgegoren und brüchig, dass trotz der detailverliebten Umsetzung, des spielfreudigen Darstellerensembles und einiger gelungener Lacher nicht mehr als gehobenes Mittelmaß dabei herausgekommen ist.
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