The Hateful 8 (2015)

Puh, was hat Tarantino denn hier geritten?
Ein absoluter Tiefpunkt im Gesamtwerk Tarantinos, aufgesetzt, albern, durchsetzt von plakativen Selbstreferenzen, billiger Südstaatenkritik, Geschichtsrevisionismus und der totalen Belanglosigkeit.

Trotz üblicher Starbesetzung auf allen Ebenen unterdurchschnittliches Machwerk, das nahezu alle Vorzüge eines Tarantinofilms vermissen lässt. Man ist sich bei den Dialogen nie sicher, ob man sich nun bei einer Theater-AG der hiesigen Realschule oder auf dem Stammtisch der örtlichen Black Lives Matter Bewegung befindet, einzig Kurt Russell und mit Abstrichen Michael Madsen schaffen es so etwas wie Flair aufkommen zu lassen. Alle anderen Rollen sind plakativ, eindimensional, nervig und unglaubwürdig - das ist natürlich auch Stilmittel, lässt hier aber keinen Mehrwert erkennen. Als Spitze des Eisbergs ist hier die Arbeit von Jennifer Jason Leigh zu nennen, die als bis zur Groteske überzeichnete, und ebenso lächerliche, Gefangene eines Kopfgeldjägers weder lustig oder gar oscarwürdig (sie wurde tatsächlich nominiert), sondern einfach nur zum Fremdschämen wirkt. Diese Kriminelle wirkt so authentisch, wie pseudohippe Bösewichte im Tatort.

Insgesamt hat der Film ungewöhnlich viele Längen für einen Film des amerikanischen Ausnahmeregisseurs, wirkt schleppend, nahezu langweilig. Natürlich lassen sich auch hier neben den üblichen Selbstreferenzen auch wieder unzählige Anspielungen auf andere Filme erkennen, u.a. "Mord im Orient Express" und - wohl am offensichtlichsten - ist auch durch Setting, Grundkonzeption und Kurt Russell in der Hauptrolle sicher "The Thing" zu nennen. Hilft aber alles nichts: "The Hateful 8" ist leider ein Totalausfall im Schaffen Tarantinos. Man merkt zu keiner Zeit die übliche Liebe zu Figuren und dem Medium Film, das Tarantino normalerweise so einzigartig macht. Vielleicht dem Zeitgeist geschuldet, vllt. dem Übermut nach einem Westernerfolg wie Django, aber dieses historisch-kriminalistische Kammerspiel hier war leider gar nichts.

3/10