Star Wars Episode VII - Die Versöhnung mit den Jedi-Rittern
Vorweg: Der Film bietet kaum Neues und ist schon fast sowas wie ein Remake des Klassikers von 1977. Auffällig viele Elemente werden aufgegriffen und leicht variiert. Beim wiederholten Anschauen merkt man dies doch recht deutlich.
Ein knuffiger Droide muss geheime Informationen an einen Widerständler übermitteln, landet aber durch Zufall bei der Heldenfigur der Geschichte, die so in den Kampf gegen einen einen übermächtig erscheinenden Gegner verwickelt wird. Dabei wird eben diese Heldenfigur auf den schicksalshaften Weg einer Selbstfindung geschickt, der sie aus der Trostlosigkeit befreien wird.
Das klingt so betrachtet doch schon sehr nach "Krieg der Sterne". So wirkt es dann auch schon beinahe als unabdingbar, aus dem Helden eine Heldin zu machen, um die Wiederholung nicht ganz so deutlich werden zu lassen.
Darth Vader wurde in eine zeitgemäßere Form gegossen, ist aber als Figur schon optisch und akustisch als unverkennbares Pendant angelegt. Jedoch verliert die Figur Kylo Renn über den Film an böser Coolness, weil sie zu impulsiv und grünschnäbelig daherkommt. Ein dunkler Lord in der Pubertät, der ziemlich drastisch gegen seinen Vater rebelliert.
Der Imperator ist jetzt ein herausstechend schlecht animierter Lord Voldemort-Verschnitt namens Snoke. Klingt eher wie der Name des blauen Elefanten aus "Die Rückkehr der Jedi-Ritter"... Törööööh!
Falls man die bisherigen Verweise auf die Ästhetik der nationalsozialistischen Selbstinszenierung in der Serie irgendwie übersehen hatte, wird dieses Element hier so krass verdeutlicht, dass Goebbels seine helle Freude gehabt hätte und man dann, sollte man diese Bezüge auch heute nicht bemerken, wohl auf einer Pegida-Demo auch keine Nazis finden kann.
Und die Bösen haben eine Superwaffe. Wer hätte damit schon gerechnet? Auch hier wiederholt der Film ganz klar alte Muster und pustet sie auf.
Man könnte die Schablonen noch weiter übereinander legen, aber das würde den Film letztlich in ein schlechteres Licht rücken als er es verdient.
Abrams ist es als Fanboy gelungen, markante Züge der Klassiker aufzugreifen und tatsächlich eine ähnliche Atmosphäre zu schaffen, wie man sie aus den Überfilmen kennt. Die Optik ist dabei wesentlich organischer als die von mir verschmähte Prequel-Trilogie, obwohl auch hier der Computer merklich die Bildinhalte prägte. Dennoch verfügen diese über wesentlich mehr reale Drehsets, Tiefe und Plastizität, was oftmals mit Begriffen wie "staubig" oder "dreckig" beschrieben wurde. Die Gänge in der Superwaffe könnten nebenbei auch Recyclingprodukte aus dem Todesstern sein.
Hinzu kommt eine merklich dynamischere Kameraführung, so dass man an der Optik einfach nicht herummeckern kann. Han Solos Satz: "Chewie, wir sind zuhause" trifft somit wohl genau die Absicht der Produktion, die eine Vertrautheit herstellen wollte, die man 1999-2005 vergeblich suchte. Bei mir hat das zumindest auch funktioniert. Irgendeine Partei oder irgendein Konzern warb einst mit dem Slogan "Wir haben verstanden". Er wäre hier sehr passend.
John Williams Soundtrack ist im Vergleich zu den Episoden I-III ein Rückbezug zu typischer, orchestraler Untermalung. Soll heißen: Keine Chöre. Gott sei Dank. Dafür kommen neue Kompositionen aber auch nie über eine beliebige Hintergrundberieselung hinaus. Neue, eingängige Melodien habe ich nicht im Ohr. Und der Imperial March fehlt einem irgendwie. Eine einfache Folge von neun Tönen, die sofort klarmachen was Sache ist, sucht man hier vergebens.
Ein unmittelbarer Vorteil besteht in "Das Erwachen der Macht" ganz klar in dem Auftauchen der alten Charaktere, wobei man sagen muss, dass Männer irgendwie würdevoller zu altern scheinen. In den Dialogen zwischen Han und Leia findet man die direkteste Verbindung zur alten Geschichte. Und wer hätte gedacht, dass Droiden Gebissträger sind! Sie sind fast wie wir Menschen! Goldig!
Die neuen Darsteller und ihre Charaktäre sind wohl in der Lage, in der Vermengung mit den alten Recken Filme mitzutragen, ob sie es auch alleine können, weiß man hier noch nicht zu diagnostizieren. Daisy Ridley müsste eventuell diese verbissene Mimik irgendwann mal loswerden, erspielt sich aber dennoch die größten Sympathien. John Boyagas Finn greift Facetten der Han Solo-Figur auf, wurde aber deutlich weniger cool und dafür ehrlicher und ehrenhafter angelegt. Keine neuen liebenswerten Schurken in Sicht, aber angesichts der Wiederholungsstrategie ist diese Abkehr angebracht.
Oscar Isaac als Poe Dameron kann wenig Duftmarken setzen, wird wohl aber in den nächsten Folgen einen festen Platz einnehmen und soll wohl andere Bereiche der Figur Han Solos aufnehmen. Hier geht er aber zu sehr unter.
Adam Driver spielt den Bösewicht durch die Rollenanlage wie einen bösen Jungen. Da ist wohl noch Potenzial freigehalten worden...
Sehr dankbar war ich für die Inszenierung der Lichtschwertkämpfe, die wieder wesentlich geerdeter daherkommen und dabei auf mehrfache Salti und programmierte Flugeinlagen verzichtet wird. So entfalten die Kämpfe eine größere Wucht.
Natürlich kommt auch die wiedererwachte Macht nicht an die gut gereiften Originale heran, aber das konnte man auch nicht erwarten. Mit einem Klopper wie "Das Imperium schlägt züruck" rechne ich im weiteren Verlauf auch nicht mehr, aber ich habe wenigstens wieder Lust, mich mit dieser unglaublich weit emtfernten Galaxis auseinanderzusetzen.
*SPOILER*
Auch wenn dort mein Lieblingsfilmcharakter nicht mehr unter den Lebenden weilt. Spinnen die denn vollkommen?!? Morgens hörte ich vom Tode David Bowies, abends starb dann Han Solo den griechischen Tragödientod. Der 15. Januar 2016 war ein richtiger Scheißtag!
Vielleicht schleicht sich Han in Fortsetzungen ja noch in dieses Bild mit Yoda, Obiwan und Vater Skywalker, nachdem er letztlich den Glauben an die Macht gefunden hat. Bei Disney ist ja mit allem zu rechnen. Und wenn die schon dabei sind, könnten sie gleich noch Bambis Mutter mit reinkopieren. Und den Zweitschlüssel für mein Auto, den ich seit zwei Jahren vermisse.