Review

Krieg der Sterne a la Raumschiff Orion "Rücksturz ins Kino",
 
Wenn die Vorgabe lautete, "mach noch mal so wie Episode 4-6", dann haben alle einen guten Job gemacht...

Ich hatte allerdings eine Fortsetzung der Geschichte erwartet.
Bekommen haben wir einen gut durchgequirlten Handlungs- und Charakteren-Mix der Episoden 4 bis 6 ohne das auch nur eine der handelnden Personen / Parteien ein kleines bischen was aus der (fiktiven) Vergangenheit gelernt hätte.

  1. Vater-Sohn-Konflikt
  2. emotional instabiler Oberschurke
  3. rasante Flugaction
  4. hakelige Technik
  5. blindwütig und planlos agierende Helden, die wenn alle Stricke reissen, "Himmel hilf!" ( hier "Vetraue der Macht") rufen...
  6. überheblich engstirnige Befehlsempfänger
  7. Handlungslücken wie zum Beispiel folgende Frage: Wie lange braucht ein zweiter Tie-Fighter, um zur Absturzstelle des vom Trägerschiff aus abgeschossenen ersten zu fliegen ? Antwort: so lange, wie der Bordschütze des abgeschossenen braucht, um
  • nach dem Aufschlag wieder zur Besinnung zu kommen,
  • die Jacke des Piloten zu bergen,
  • sich dann bis kurz vorm Verdursten zu Fuss durch die Wüste, etwa 10-20km einen steilen Berghang hinab in eine Wüstensiedlung zu schleppen und
  • dort visuellen und nach kurzer  Verfolgung auch physischen Kontakt mit der Schrottsammlerin aufzunehmen, die den McMuffin-Droiden, der vom Ort seines "Verschwindens" eine unübersehbare Schleifspur durch den Sand gezogen hat, von der seine strohdoofen Verfolger latürnich keinen blassen Dunst hatten, gerade zufällig vor Ihrer (Haus-)tür aus den Klauen eines anderen Resteverwerters gequasselt hatte und ihn dann aber lieber doch nicht für ein Halbjahresgehalt eintauschen wollte, weil es "nicht richtig" wäre...

Würde man einem Kind, das die vorigen sechs Episoden schon kennt, die Story der Episode 7 erzählen, würde es wohl vollkommen zu recht fragen, warum wir das nochmal erzählen und ob das so weiter gehen soll...

Ich bin mit den Teilen 4-6 aufgewachsen und war beeindruckt.
Das George Lucas mit den Prequels gewartet hat, bis er sie so erzählen konnte, wie er wollte, fand ich eine gelungene Entscheidung.
Diese (hier auch schon als Kinderkram abgewerteten) Episoden 1-3 waren meines Erachtens auf aktuellem Stand der Technik und die Erzählung der (Vor-)Geschichte empfand ich als schlüssig und stimmig. Die Charaktere waren menschlicher, nachvollziehbarer gestaltet, als es das Kino der 80er erlaubte und die Figuren durften eine Entwicklung durchlaufen und sich verändern.
Das ist der Realitätsbezug, der für mich eine gute Geschichte ausmacht, an die ich mich gern erinnere.
Auf der Wellenlänge war  in Episode 7 aber leider nicht viel los.
Alter Wein in neuen Schläuchen ist nicht mein Ding.
Wo Episode SIEBEN draufsteht, sollte auch  eine 7 drin sein und  nicht 4,56½.

Mir bleibt schleierhaft, warum so viele Leute eine kausal derart löchrige Story als "echt und authentisch" in den Himmel loben.
1977 galten in Drehbüchern für's Popcorn-Kino komplizierte Motivationsketten als unverkäuflich. Heute wissen wir, dass sich realitätsnah besser und nachhaltiger absetzen lässt.

Käptn Kirk war in den 60ern so bockig-simpel gestrickt, weil er nach Meinung der Geldgeber nicht so nachvollziehbar empathisch hätte sein dürfen wie es die Figur Jean-Luc Picard zwanzig Jahre später mit größerem Erfolg tun durfte. Und genau so konnten Obi-Wan, Luke, Darth-Vader und der Imperator als Figuren in den 80ern nur so einfach gestrickt sein, weil man noch keinen Markt für "authentische Figuren" sah...
George  Lucas hatte ein gutes Gespür, was die Leute sehen wollten, aber nicht die  Möglichkeiten es Ihnen so zu zeigen, wie es ihm vorschwebte. Mit ILM hat er viele Meilensteine des Films gesetzt,  die es ihm dann erlaubten, die Episoden 4-6 nochmal so zu  überarbeiten, wie sie ihm vorgeschwebt hatten. Und die remasterten Fassungen waren einfach besser. Ja, sie waren vielleicht nicht so,wie viele das in Erinnerung hatten, aber was solls. Wer will, kann die alten Fassungen ja weiter gucken.

Ich fand es schade, dass er die Geschichte nicht selbst zu Ende erzählen wollte und hatte die Hoffnung, die Disney-Studios würden dies in seinem Sinne tun, was Ihnen in wertschätzender Erinnerung an ihren Firmengründer auch gut zu Gesicht gestanden hätte...

Aber offenbar haben auch dort inzwischen Controller das letzte Wort, die zwar selbst nichts produktives zu Stande bringen, aber immer und jederzeit jedem erklären können, wie man es besser machen MUSS ... und nicht etwa KÖNNTE, was an sich nicht schlecht und Basis jeder Weiterentwicklung ist.

So werde ich denn Teil 8 erst kostenlos im Fernsehen anschauen und erstmal kein Geld für eine DVD ausgeben, in der womöglich wieder kein Nutella - pardon, keine Episode 8 enthalten ist.

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