kurz angerissen*
Ja, man kann den Sand wieder greifen. Oder den Schnee. Oder den Tannennadelduft. Auch den unveränderten 70er-Jahre-Futurismus mit seinem eckigen Platinen-Design. Eine Wüstenkreatur, die von einem räuberischen Nomaden geritten wird, schlurft gar so mechanisch vor sich her, dass man dies bereits als Revision der Lucas'schen Generalüberholung der Originaltrilogie betrachten muss. Und man versteht schnell: Wäre Star Wars noch in den Händen seines Gründers, wäre Episode VII absolut gegenteilig ausgefallen.
Das klingt nun alles erstmal schön, weil es die Nostalgie bedingungslos unterstützt und damit alles liefert, was Lucas mit seiner digital überzüchteten Prequel-Trilogie, rückblickend paradoxerweise die modernste von allen, nicht liefern konnte.
So stimmen dann auch die Schlüsselbilder absolut, die Abrams auffährt: Ein Tie Fighter, wie er dramatisch in einem Sandstrudel versinkt, ein X-Wing, dessen Cockpit regelrecht greifbar ist. Vor allem aber sind es dezente Schlüsselbilder, keine, die sich protzig in den Mittelpunkt drängen. Und ob Fantasy oder Science Fiction, selbst eskapistische Genres machen am meisten Spaß, wenn sie einen Zugang erlauben; wenn sie suggerieren, dass es diese Welten wirklich gibt. Dass sie aus physischem Material bestehen.
Die Ernüchterung macht sich erst im Kontext breit. Ja, Episode VII ist auf seltsame Weise unterhaltsam, hält sich mit klassischen Methoden wie roten Heringen und MacGuffins immer über Wasser und hat durch Retro-Selbstläufer ohnehin immer wieder Joker im Ärmel. Wie könnte man bei der Rückkehr Han Solos auf die Leinwand denn Harrison Fords schiefes Grinsen nicht im eigenen Gesicht spiegeln wollen?
Distanziert man sich jedoch von der durchschaubaren Befriedigung primitiver Fanwünsche, so definiert sich die Fortführung der Saga über eine nicht enden wollende Welle and "kenn ich schon"-Momenten, die nicht nur den Plot betreffen, sondern eben auch Artdesign und andere Faktoren, die mit Traditionalität nicht so entschuldbar sind wie die Eröffnungsfanfare mit in die Raumtiefe entschwindendem Vorwort oder die seitlich verdrängenden Szenenwechsel. Abrams wirkt regelrecht einfallslos, spätestens als er sich dramaturgisch dem jüngeren Marvel-Imperium annähert und damit einem der größten Schwachpunkte des in den letzten Jahren so dominanten und damit stilprägenden Comic-Filmuniversums.
Selbst die ein, zwei aufgebotenen Überraschungen verpuffen dadurch ein wenig, obwohl ihr Impact auf die Reihe eigentlich ein großer sein müsste.
Immerhin empfiehlt sich Daisy Ridley als etwas linkische Action Princess, auch John Boyega funktioniert als Normalo ordentlich und vom immer schon guten Oscar Isaac wird hoffentlich auch noch öfter Gebrauch gemacht. Dass Chewbacca indes neuerdings wie ein rudimentär sprechender Baum wirkt, liegt wohl an den jüngsten Entwicklungen im zeitgenössischen Kino.
Eigentlich sollte das Nichtssagende von "Das Erwachen der Macht" nicht stören, weil "Star Wars" dem Wesen nach ohnehin zur Gattung der inhaltsneutralen Space Operas gehört; dem widerspricht jedoch die berechtigte Erwartung, dass ein derart großes Universum auch entsprechend große Geschichten bergen müsste.
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