Review

Tie Fighter, Sternzerstörer, AT-ATs, Speeder Bikes, X-, Y-, B-Wings, Rasender Falke, alles Fehlanzeige! Cooler Held mit locker sitzendem Blaster und noch lockererem Mundwerk. Idealistischer Jungspund, charmant naiv, der sich zum edlen Ritter aufschwingt und eine kecke Prinzessin die auch im Sklavenkostüm eine verdammt gute Figur macht. Niente! Abgefeimte Schurken in mausgrauen Uniformen, weißen Rüstungen, mit einem schwarz gewandeten Schreckenslord als Anführer, der unter einem Crossover-Design-Glanzstück aus Wehrmachts- und Samuraihelm in schnaufendem Bariton das Blut in den Adern sämtlicher Gegenüber binnen Sekundenfrist zum Gefrieren bringt. Weit gefehlt! Und zu guter letzt magische Gänsehautmomente in Legion, ob in den Dünen Tatooines, den Sümpfen Dagobahs, der Eiswüste von Hoth, in den luftigen Höhen von Bespin, oder im undurchdringlichen Asteroidenfeld. Leere!

Ja, George Lucas Prequels zum seinem sakralen Celluloid-Dreigestirn „Krieg der Sterne“, „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ enttäuschten auf ganzer Linie und ließen den Mythos zu einem infantilen, sterilen, uninspirierten Nachklapp zusammen schrumpfen. Die schon im Grundsatz bräsige und überflüssige Idee einer Vorgeschichte mit bekanntem Ausgang verkam zudem zu einer erschreckend öden Leistungsschau der damaligen CGI-Möglichkeiten. Fade Heroen im Jedi-Roben, Pappkameraden-Gegner in Sith-Roben und ein in jeder Entwicklungsstufe aufreizend unsympathischer und neunmalkluger Protagonist inbegriffen.

Gut, George, aus Liebe zu den Vorgängern haben wir dir das Geld trotzdem tonnenweise in den gierigen Sarlacc-Schlund geworfen, aber unsere bedingungslose Treue hast du dir verspielt. Die dunkle Seite hatte offenbar von dir Besitz ergriffen. Als wir dann hörten, dass du dein Baby für ein paar lumpige Milliarden an Disney verscherbelt hast, waren wir sogar irgendwie erleichtert. Eine Fortsetzung der Saga haben wir dir ohnehin nicht mehr zugetraut, nicht zeitnah und noch viel weniger qualitativ versöhnend.
Und der Mäuse-Konzern machte gleich Nägel mit Köpfen. In bewährter Marvel-Manier kündigte man sogleich eine neue Trilogie sowie diverse Spinn-Offs an. Den so wichtigen Startschuss gab man in die bewährten Hände von J.J. Abrams, bewährt weil er gleich zwei angeknackste Gelddruck-Franchises wieder auf Kurs gebracht hatte (Mission Imposibele und Star Trek). Bewährt aber auch, weil Abrams fraglos der derzeit angesagteste Hype-Nositeur Hollywoods ist. Schon bei seinem TV-Hit „Lost“ war die clevere Mixtur aus totaler Geheimniskrämerei und häppchenweiser Info-Fütterung weitaus spannender als das verschwurbelte Endprodukt. Noch weiter klaffte die Schere bei dem Stock-Footage-Shocker „Cloverfield“ auseinader.

Für „Episode VII“ ging Abrams dann auch sogleich in die bewährten Vollen. Die bloße Ankündigung den Ur-Cast Harrison Ford, Carrie Fisher und Mark Hamill wieder auf Weltraum-Mission zu schicken elektrisierte Star Wars-Jünger weltweit, zumal er von Beginn an ein Staatsgeheimnis aus der Entwicklung ihrer Figuren machte. Und die Spannungsschraube wurde gnadenlos weiter angezogen. Bis zur Weltpremiere gelang es ihm, auch nicht das kleinste Story-Detail nach außen dringen zu lassen. Die lechzenden Fanscharen fütterte er lediglich mit einer Handvoll Teaser und Trailer, welche die freudige Erregung bis in den Wahnsinn steigerten. Bilder von einem havarierten Sternzerstörer, von aus dem Sonnenuntergang anfliegenden Tie-Fighter, von kaum merklich veränderten Sturmtruppen trieben nicht wenigen Prequel-geschädigten sturtzflutartige Freuden-Tränen in die Augen. Niemand hätte es besser auf den Punkt bringen können als Han Solo am Ende des finalen Trailers: „Chewie, we´re home!“

Klar wird nun Abrams aber auch zum Opfer seiner so genial geschürten Erwartungshaltung. Das Box-office-Ergebnis wird zeigen, ob Disney den cleveren Reboot-Meister feiern, oder nur dem findigen Anheizer auf die Schulter klopfen kann. Am Ende zählt aber nur die Fansicht, vor allem im Hinblick auf die ambitionierten Zukunfstpläne. Schließlich gilt es enttäuschtes Vertrauen wieder herzustellen und wieder so etwas wie kindliche Freude zurück zu bringen. So mancher wird natürlich sagen: Kein Problem nach dem EP I-III-Quark. Aber ist Magie, noch dazu nostalgisch verklärte, wirklich so leicht zu reaktivieren?

Um es kurz zu machen: Mühevoll bestimmt es war, aber gelohnt es sich hat. Danke J.J.. „Episode VII“ fährt alles, aber auch wirklich alles auf, was die Ur-Trilogie auszeichnete und die Prequels vermissen ließen. Echte Welten, stramme Helden, fiese Schurken, sämtliche geliebten Raumschiffmodelle außer Slave I, Sturmtruppen in Leni-Riefenstahl-Aufstellung, einen neuen Todesstern, einen neuen R2D2 in Fußballoptik, Han Solo in Swashbuckler-Laune, Yoda als Frau, Schnee, Wüste und Wald.
Das Imperium scheint wieder geboren und nennt sich nun „First Order“. Darth Vader ist posthum Opa geworden und wäre mächtig stolz auf seinen ihm nacheifernden Enkel. Der Imperator-Epigone Snoke ist etwas in die Höhe geschossen, aber hat ganz ähnliche Ansichten. Die nach vorn drängende Heldenjugend aus kampfeslustiger Schrottsammlerin (Daisey Ridley als Rey), geläutertem Ex-Sturmtruppler (John Boyega als Finn) und Fliegerass (Oscar Isaac als Poe Dameron) ist sympathisch und hat Entwicklungspotential. Die not gedrungen neu formierte Rebellen-Allianz hat flugs ihre X-Flügler umlakiert, die schicken roten Fliegerkombis aber behalten und darf auch mal ganz photogen im Tiefflug übers Wasser angreifen. Leia passt nicht mehr ganz in Jabbas Lieblingskostüm, Luke ist nun Bartträger und C3PO hat einen roten Unterarm. Macht alles Sinn, macht alles Laune und drückt all die wichtigen Wehmut-Knöpfe.

Ob das nach einem Remake von „Star Wars“ (der nachträglich verpasste Neu-Titel wird hier bewusst ignoriert) klingt? Klingt nicht nur, ist es größtenteils auch. Ob das dem Spaß in irgendeiner Weise abträglich ist? Ist es nicht, schließlich wollte wir es doch so. Ob Abrams damit zu sehr mit Sicherheitsfallschirm arbeitet? Jein.
Es ist nicht die dümmste Idee im Universum, die verloren geglaubte Magie, den lieb gewonnenen Look, vertraute Szenen, Gestalten und Sprüche versuchen zu reaktivieren, um von diesem sicheren Heimathafen ausgehend in neue, unbekannte Gegenden aufzubrechen. Abrams hat das Steuer für „Episode VIII“ bereits an Rian Johnson übergeben, eine sehr interessante Wahl, hat dieser es doch mit seinem Debut „Brick“ geschafft Thriller, Film Noir und Coming of Age-Drama kongenial zu fusionieren. Klingt fast ein wenig nach „The Empire Strikes Back“, bis heute die makellose Mutter aller Star Wars-Filme. Sollte es daher am Ende wieder „nur“ ein Remake werden, dann nur her damit. Tauntauns, Snow Speeder, ein 900-jähriger Philosoph, Boba Fett, Lando Calrissian, Carbonit, Wolkenstadt, Vaterschafts-Enthüllung, ach da könnte man schon wieder so richtig ins Schwärmen geraten ...

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