Jeffrey Jacob Abrams, einer der maßgeblichen und einflussreichsten Wegbereiter moderner Unterhaltungsindustrie, holt zu seinem bisher größten Wurf aus - der Fortsetzung der Star Wars Saga, die ihm von George Lucas, ihrem Schöpfer, überantwortet wurde. Und selten wurde ein Film mit solcher Spannung erwartet. Würden die Entgleisungen der drei Vorgängerfilme wiederholt werden oder würde es Macher J.J. Abrams zu Wege bringen, den Geist der ungleich beliebteren Klassiker im Jahr 2015 wiederzubeleben? Ein paar Gedanken in zweckgemäßer Kürze.
Es galt unbedingt, die millionenfach vorgetragene Kritik ernst zu nehmen und nicht einen weiteren, austauschbaren Sommerblockbuster à la „Terminator: Genisys" ins Kino zu schieben. Der hätte im Falle von „Star Wars" zwar nicht - wie dort - das wahrscheinliche Aus für die geplante (dritte) Trilogie des Franchise bedeutet, doch tat es nicht nur wirtschaftlich Not, für die Zukunft die Fans bei der Stange zu halten. Und tatsächlich, „Star Wars VII: Das Erwachen der Macht" riecht nach Nostalgie. Nach Ursprünglichkeit. Nach Wesensechtheit.
Modelle statt scheußlicher Rechnerkulissen. Puppen im Austausch für Computermännchen. Zitierwürdige Sprüche anstelle von fremdbeschämten Redefluss. Und gelegentlich sogar angenehm feiner Humor anstatt kindischer Geschmacklosigkeiten. Das ist der Stoff, aus dem Träume sind. Wo waren denn vor zehn Jahren, in den Sequels, die echten Kumpeltypen der Marke Chewbacca? Wo waren die zur Identifikation einladenden Underdogs mit rauer Schale, aber großem Herz, der Sorte Han Solo? Wo war die erhabene Gravität eines Yoda oder eines Alec Guinness als Obi-Wan Kenobi? Wo war der sympathische Rookie, der sich erst seiner Kräfte bewusst werden musste und auf seinem schmerzerfüllten Weg die wohlverdiente Empathie erfuhr? Statt ihnen sahen wir, außer einem grandiosen Bösewicht (Christopher Lee), einem überzeugenden Ratgeber (Liam Neeson) und einem jedenfalls passablen jungen Obi-Wan (Ewan McGregor), vor allem stinklangweilige Herzchen (Natalie Portman), gehandicapte Unsympathen (Hayden Christensen) und bereits schon dreist liebloses Green-Screen-Gehopse allerlei in den Farbtopf gefallener, hyperaktiver Weltraumzoobewohner.
Die zwei Stunden Kinoerlebnis vergehen schnell. Und das ist immer gut. Abrams achtet wohlweislich auf ein rasches Erzähltempo, das kaum Zeit lässt, sich zu Bewusstsein zu führen, was einem da vorgesetzt wird. Nämlich ein Remake. Wir sehen quasi den „Krieg der Sterne" und die „Rückkehr der Jedi-Ritter" im Schnelldurchlauf. Da gibt es den die Macht spürenden - hier nun weiblichen - Jungspund, den Vater-Sohn Konflikt, den Wüsten- und den Eisplaneten und da ist der Todesstern, den es zu knacken gilt, bevor er den Rest der Galaxie zurück in die Steinzeit bombt. Zwar wird das Ganze authentisch, fanverbunden und wunderbar klassisch aufgezogen, doch irrlichtert der Verdacht am Horizont, dass damit das Pulver bereits verschossen sein könnte. Auch und ganz besonders, weil eine der Hauptfiguren das (Raum-)Schiff wohl für immer verlässt und damit übergroße Fußstapfen hinterlässt, die nur schwer zu füllen sein werden. Zumindest, wenn man an den nun in die Bresche gesprungenen Nachwuchs denkt, der, obwohl er sich redlich Mühe gibt, ausnahmslos ein wenig blass bleibt.
Sehr angenehm fällt hingegen auf, dass uns das aufdringliche, chemisch vermurkste und eigentlich komplett überflüssige Techtelmechtel eines Anakin Skywalker und seiner Padmé Amidala diesmal erspart bleibt. Ein cleverer Schachzug, denn Frauen sind ohnehin nicht die Zielgruppe des Krieg der Sterne Universums. Auch wenn das George Lucas zu Beginn des neuen Jahrtausends wohl nicht recht begriffen hatte. „Star Wars" oder auch „Star Trek" sind nicht „Herr der Ringe" oder „James Bond", was ihre Kompatibilität mit weiblichem Filmgeschmack anbelangt. Ob das gut oder schlecht ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Das Schöne ist, die Uhren sind mit diesem sympathischen siebten Teil wieder auf null gestellt. Die Fehler der letzten drei Filme wurden gutgemacht. Spannend und heikel zugleich allerdings, es wird viel Geschick fordern und einiges an in der Vergangenheit ja bereits unter Beweis gestellter Schöpferkraft benötigt werden, um das Schiff in den sich nun zusammenbrauenden (An-)Stürmen der Zukunft auf Kurs zu halten. Ohne eine Reihe neuer, zündender Ideen, so paradox das angesichts des gelungenen Rekurses auf Altbewährtes klingt, wird das nicht möglich sein.