Review

Rückkehr einer Legende

Endlich ist er da - der Film des Jahres, der Film des Jahrzehnts, der Film der Filme. Der Heilsbringer, der die suboptimalen Prequels vergessen machen soll, der Film auf dessen Schultern mehr Last lag, als er je hätte erfüllen können. Der Film, der wieder das alte Star Wars-Feeling zurück bringen soll. Der Film der Superlativen, mit dessen Rechten Disney sicher schon allein durch das Merchandise die 4 Milliarden Lizenzkosten wieder reingeholt hat. Der Film, der als Auftakt in eine neue Generation der Sternenkriege steht, mit nun unterschiedlichsten, jährlichen Ablegern. Der Film, der Regisseur J.J. Abrams endgültig in den Olymp der Filmemacher heben soll & der Film, der das Zeug hat, der erfolgreichste Film aller Zeiten zu werden. DER Film eben.

Selten, ehrlich gesagt noch nie, war ich vor einer Premiere so aufgeregt (für den Hype um Episode 1 war ich '99 noch zu klein) - und dabei bin ich noch nichtmal der größte Star Wars-Fan überhaupt. Aber das hier ist einfach groß. Ein Event, was so nicht wieder kommen wird, vor allem weil Disney jetzt ja erst richtig loslegt & uns so mit Filmen  aus dem Star Wars-Universum vollbomben wird, bis wir kotzen & kaum noch Hype bei Neustarts da sein wird. Aber da sind wir ja zum Glück noch lange nicht. Zu "Das Erwachen der Macht" eine Kritik zu schreiben, ist kniffliger als man meinen könnte. Man darf nicht zu sehr dem Hype verfallen & muss so objektiv bleiben, wie möglich. Man darf aber auch nicht zu streng sein, nur weil die Prequels anfangs auch in den Himmel gelobt wurden, nur um dann festzustellen, dass ihnen fast die komplette Magie der alten Filme abhanden gekommen war & sie mittlerweile sogar älter wirken, als die Originale, welche sich verdammt gut gehalten haben. In jeder Hinsicht also ein guter Ansatz von den neuen Männern am Steuer, nun die Prequels vergessen machen zu wollen & sich komplett an die drei Originalteile zu halten. Ich habe zwar alle 6 Episoden vorher nochmal geguckt, Episoden 4-6 hätten aber locker gereicht & sind die einzig wahren Bezugspunkte für den neuen Film.

Und direkt mal Aufatmen: Episode 7 ist unglaublich gut geworden, fast perfekt. Weit besser als die Prequels, fast auf Augenhöhe mit der Originaltrilogie - das hatten wir alle erhofft, ein Stück Angst & Skepsis blieb aber bis zum Schluss. Was für eine Erleichterung! Im Folgenden versuche ich meine Faszination weitestgehend spoilerfrei zu teilen. Um sicher zu gehen & die tolle, verschwiegene Marketingstrategie aus dem Vorfeld aber fortzuführen: lest mein Fazit, guckt den Film, lest dann den kompletten Kommentar. Allgemein sei gesagt, dass ich sicher bin, dass sowohl alte Fans, als auch deren Kinder, die die Prequels schon gut fanden, als auch deren Kinder, begeistert sein werden. Denn genauso wie im Film, überspannt die Saga nun schon drei fast ausgewachsene Generationen. Breiter kann man nicht aufgestellt sein - vom Opi bis zum Enkel.

Um direkt die wenigen Kritikpunkte abzuhaken & meinen Abzug von der perfekten 10 zu begründen: ja, der Film kopiert eine Menge aus der alten Trilogie. Aber er kopiert verdammt gut, Fanservice geht kaum besser, eine Menge Insider & Querverweise sind versteckt. Nur ein paar Beispiele, die auch schon größtenteils vorher bekannt waren: eine neuer kleiner Droide, eine Art neuer Mega-Todesstern (extrem beängstigend!), ein dunkler Bösewicht mit Maske & familiäre Verzwickungen wie eh & je. Abrams ist spürbar Fan der Materie, schätzt diese & wollte Nummer sicher gehen, viele bis alle Gruppen ins Boot zu holen. Das gelingt größtenteils. Nur halt etwas wenig er, etwas viel alte Trilogie. Außer seinen Lensflare-Effekt, den baut er auch hier zu Genüge ein. Immerhin. Aber so die Essenz & Magie der Marke in die Neuzeit zu holen & ziemlich glatt an die alte Trilogie anzuschließen, ist an sich schon eine Meisterleistung, an der ja selbst Lucas als Vater der Filme grandios gescheitert ist. Gänsehaut, Lachen, Strahlen, Angst - alles kam mehrfach & heftig über mich. Was für ein Abenteuer! Ich würde ihn am liebsten direkt nochmal sehen - und jetzt sind es 4 Uhr nachts!

Der Film macht einfach Spaß, hat ein enormes Tempo, ist wunderschön & ein exzellenter Trilogie-Auftakt. Die 2 Jahre Warten werden schwer - aber besser zu viel Rätsel, als zu aalglatt. Wenig wird verraten, viele neue Fragen aufgeworfen. Einige Überraschungen - traurige wie tolle. Die alten Helden sind ihrem Alter angemessen gut drauf aber behäbig, die neuen Helden Fynn & Rey sind flott, sympathisch & fast so temporeich wie der Film selbst. Auch wenn Daisy Ridley als Rey etwas hölzern wirkt & Anlaufschwierigkeiten überwinden muss. Hinten raus ist alles rund & einfach nur überwältigend. Viele Wiedersehen, perfekte neue Effekte ohne CGI-Overkill, Spannung & gute Bösewichte, die mehr denn je an Nationalsozialisten & Hitlerdeutschland erinnern. Auch wenn man nicht den Fehler machen & General Hux & Co. mit Vader vergleichen sollte. Kylo Ren  z.B. ist impulsiv, furchteinflössend, jung & hat definitiv Aggressionsprobleme. Und er ist komischerweise ein sauschlechter Kämpfer mit dem Laserschwert. Und dabei klopft er sich auch noch lustig auf die Brust wie King Kong. Abgesehen von solchen wenigen Fragezeichen-Momenten & der nur teilweise angerissenen Gesamt-Story, bin ich begeistert & meine hohen Erwartungen wurden erfüllt. Am coolsten war das neue Fliegerass Poe Dameron & am süßesten BB8. Mal extrem düster, mal extrem lustig & leichtfüßig - Bandbreite hat "The Force Awakens" sicherlich. Über den exzellent gestreuten Humor war ich besonders erfreut - auch hier ohne je in Slapstick ala Jar Jar Binks zu fallen.

Fazit: da grad kein Laserschwert zur Hand ist, ziehe ich den Hut vor J.J. Abrams - auch wenn er sich vielleicht etwas zu schematisch an Markenzeichen der Originaltrilogie langhangelt - viel besser, kann man eine neue Star Wars-Trilogie nicht starten. Magie, Macht, Menschlichkeit - alles ist wieder da!!! Die Symbiose von Alt & Neu ist gelungen & wenn sich Episode 8 etwas weniger selbst zitiert, läuft das Ganze doch...

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