Review zu „The Big Short“ (2016)
„The Big Short“ ist nun der letzte Film aus dem Januar, den ich sehen wollte um im Heimkino nachgeholt habe. War meine Intention diesen Film sehen zu wollen berechtigt ? Definitiv ! Ich nehme das Ganze nun etwas auseinander.
„The Big Short“ ist ein biografisch, dokumentarisch veranlagter Finanzthriller, der episodenhaft 3 parallel verlaufende Geschichten erzählt, in der Querköpfe mit Sinn und Verstand die Hintergründe des Immobilien- und Finanzmarkts auseinandergenommen und die große weltweite Finanzkrise vorhergesehen haben. Wenn man einen Film über finanzielle Themen aufzieht, kann das anhand der Zahlen und der komplexen Zusammenhänge sehr nüchtern und sachlich rüberkommen. Solche Filme sind eben sehr speziell und nicht wirklich für das große Publikum geeignet. Daher war ich gespannt, wie der Film diese Aufgabe meistert. Ab gewissen Punkten, wenn der Zuschauer erst mit harten, komplexen Fakten gefüttert wird, nutzt der Film in gewisser Art und Weise das Durchbrechen der 4. Wand und Szenen, die einen erstmal leicht aus der Handlung ziehen und einem das Thema anhand von leichten Beispielen veranschaulichen. Unabhängig davon, dass es diese einfachen Beispiele gibt, bleibt der Film seinem eigenen Anspruch treu und bleibt sehr komplex, was den Zuschauer fordert und fördert. Und es sorgt dafür, dass der Zuschauer aufmerksam und konzentriert bleibt.
Die Inszenierung darüber hinaus ist extrem rasant und untypisch für ein solch trockenes Thema, es gibt eine unruhige, immer wieder rein- und rauszoomende Kamera, schnelle Schnitte, Standbilder, Anschlussfehler und musikalisch teils sehr plakativ untermalenden „Money-Maker“-Hip-Hop. Mit einer sehr konsequenten Holzhammer-Methode wird uns von vor Augen geführt, wohin das ganze rein vertriebsorientierte Konstrukt des amerikanischen Immobilienmarkts führt und wie Banken, Investmentgesellschaften und auch Rating-Agenturen das ganze auf Lug und Betrug geführte Geschäft aufgezogen haben.
Die moralischen Instanzen in diesem absolut realistischen Horror-Szenario sind eben die 3 Querköpfe, die hier (wie immer großartig) von Brad Pitt und Christian Bale sowie von (seit neuestem wirklich ernst zu nehmen) Steve Carell verkörpert werden und mit Ihrer Voraussicht und stetigem, berechtigten Zweifel auf die Finanzkrise hin gewettet haben, als alle anderen über Sie gelacht und Sie nicht ernst genommen haben. Die Konsequenzen dieser Krise treffen jeden – somit ist dieser Film weit von einer „Harmlosigkeit“ entfernt. Er trifft uns mit einer brutalen Ehrlichkeit.
Aufgrund des komplexen Themas und des historisch wichtigen Hintergrunds empfehle ich, jedem Wirtschaftsstudenten oder auch Auszubildenden im Wirtschaftsbereich, vor allem im Finanzbereich, diesen Film zu sehen und sogar auch als filmisches Standardwerk über die Entwicklung hin zur Finanzkrise in Unterrichten und Vorlesungen als Bestandteil des Lehrplans, mit dem Ziel dass sich provisionshungrige, realitätsfremde Haie wieder in ehrbare Kaufleute entwickeln.
Mein Filmjahr 2016 wird erst am 31.12.2016 abgerechnet. Doch ich freue mich schon, 2 Sonderpreise vergeben zu können – Für 2 großartige Filme, die aufgrund ihres biografisch dokumentarischen Stils ähnlich sind und 2 extrem wichtige, mutige Themen aufgegriffen haben. „Spotlight“ und „The Big Short“ zeigen die Abgründe auf, die die Finanzkrise und der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche zutage geführt haben. Beide Filme sind sehr speziell und da ich diese außerhalb Konkurrenz würdigen möchte, bekommen beide diesen Sonderpreis.
„The Big Short“ bekommt von mir 9/10 Punkte