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Wenn sich drei Leute zusammen tun, dessen Karrieren vor 15 - 20 Jahren ihren Höhepunkt hatten und dann eher am fallen waren, nimmt es sich nicht Wunder, dass auch das jetzige Projekt genau danach, nach einem niederen Niveau eher und nach veraltet und wie aus der Zeit gefallen und Früheres mühsam auftischend aussieht. Skiptrace, als Projekt nach einer Idee von Jackie Chan und im Geiste dessen Rush Hour und Shanghai - Filme angekündigt und wohl auch schon seit 15 Jahren initiiert, ist ein Rückgriff auf die Zeiten der späten Neunziger und ist auch nicht etwa inszenatorisch oder gar inhaltlich ein Update der früheren Geschichten, sondern das Gleiche und nun schon Antike einfach noch mal und auch mit mäßige Geschick. Erstaunlicherweise und dies nicht nur des jetzigen Kinomarktes, sondern auch angesichts einer schon schwierigen Entstehungsphase, mit der Umbesetzung des Regisseurs von ehedem Sam Fell zu Renny Harlin, und der zweiten Hauptrolle mit nunmehr Johnny Knoxville von ursprünglich Seann William Scott, den bei Dreharbeiten verschuldeten Tod des Kameramannes Chan Kwok-hung und mehrere und so auffällig viele Verschiebungen des Veröffentlichungsdatums nach hinten hinaus, war der Film im Heimat- und Haupteinnahmeland ein großer Erfolg. Die Stahlkraft vom arbeitseifrigen Chan zieht also immer noch, weswegen die Vorwürfe nach dem Ewiggleichen und dem mäßigen Nacheifern von früherem Glanze an der Stelle uninteressant sein dürften, wenn das Publikum trotzdem noch und eher mehr als früher in die Kinosäle rennt:

Seit über einem Jahrzehnt auf den Spuren des Großkriminellen "The Matador", hinter dessen Identität er den nach außen hin integer erscheinenden Geschäftsmann Victor Wong [ Winston Chao ] vermutet, hat der Hong Kong Cop Bennie Chan [ Jackie Chan ] fast alles verloren, was ihm lieb und wichtig ist. Sein Partner Yung [ Eric Tsang ] wurde vor seinen Augen getötet, seine Ehe ging in die Brüche, und auch der Vorgesetzte Captain Tang [ Michael Wong ] hat die Geduld verloren und unterstützt den Getriebenen und seine beide Assistenten Leslie [ Kira Shi Shi ] und Esmond [ Dylan Kuo ] nur noch halbherzig. Als bei einer Razzia bei Wongs rechter Hand Willie [ Yeon Jung-Hoon ] auch noch ein halbes Fischerdorf in die Brüche geht, ohne das am Ende des Tages beweiskräftige Ergebnisse entstehen, und Bennies Patentochter Samantha Bai [ Fan Bingbing ] in die Aufmerksamkeit von Wong gerät, bleibt ihm nur noch eine rettende Idee. Wie ihm zu Ohren getragen wurde, weiß der zwielichtige Halunke Connor Watts [ Johnny Knoxville ] mehr und könnte vor Gericht auch aussagen, muss dieser allerdings bloss noch aus dem fernen Sibirien aus eben den Fängen eines russischen Gangsters und dessen Schergen Dasha [ Eve Torres ], Sergei [ Charlie Rawes ] und Co. befreit, quer über die halbe Landkarte transportiert und auch noch von den Vorhaben überzeugt werden. Und lebend ankommen muss das ungleiche Team auch noch, was sich schwieriger gestaltet, als anfangs gedacht und wahrlich ein hartes Stück Arbeit ist.

Ein Buddy Picture in der Urform derlei Geschichten, in der die beiden unterschiedlichen Männer aus jeweils einer anderen Ecke der Weltgeschichte sich von Anfang an nicht leiden können, aber auch von Anfang an aufeinander angewiesen sind und der gemeinsame Feind erst verbindet, bis dann doch die Kumpelschaft und dann doch die Freundschaft zueinander eintritt. Hier natürlich mit einem MacGuffin ganz an erster Stelle geschrieben, mit dem mobilen Telefon, dessen Akku derzeit leer ist, aber wichtige Beweise innehaben sollte, und so sowohl Ziel der beiden Verfolgten als auch Ziel der sie verfolgenden Halunken ist. Die Handlung selber wird unnötig 'verkompliziert', d.h. mit mehreren Zeitsprüngen und Rückblenden aufgebaut, die im Grunde bereits Wissendes oder zumindest schon zu Ahnendes noch einmal detailliert in die Kamera zehren und so imaginäre Fakten noch einmal extra visualisieren. Das Drehbuch ist von Neulingen, was man als Zuschauer auch gerade zu Beginn des Filmes spürbar zu bemerken glaubt; ein Holterdipolter von einem Aufbau zum nächsten, und von einer auch quasi unnötigen bzw. 'leeren' Szene springt – die pre-title selber, die credits !, die Einführung mit Knoxville im Flugzeug, auch so Manches im Casino – , was das ganze Geschehen recht unrund wirken lässt, und von der Regie auch nicht ausgebessert wird.

Nun hat man mit Renny Harlin auch einen Mann verpflichtet, der nicht gerade für die Komödie, sondern nur für die Action, also nur einen Bestandteil der Zusammensetzung von 'Actionkomödie' und meist nicht den Wichtigsten des Wortes als Charakterisierung bekannt ist. Harlin zehrt noch mehr als seine beiden Schauspieler von der Vergangenheit, der Mainstream kennt den Namen schon seit Ewigkeiten nicht mehr, und der Rest der Eingeweihten hat sich zuletzt mit unauffälligen Beigaben zu diversen Fernsehserien und obskuren DTV - Werken begnügt. Trotz des hiesigen Erfolges des Filmes selber, der geschickterweise und vielleicht auch ein wenig ängstlich vor der Konkurrenz vom Chinesischen Neujahr weg und den Sommer wechselte und dort etwa 130 Mio. USD an Land zog, wird dies keineswegs dem Regisseur zugeschrieben und ist dies auch keineswegs etwa ein neues Sprungbrett für eine Karriere, zumal die Leistung auch allerhöchstens in der Unauffälligkeit und dem Ausführen der Wünsche von Chan als Initiator und Produzent ist.

Optisch altbacken, in den aufwändigeren Stuntszenen (wie bei den Explosionen etwa oder einem Überqueren einer Bergschlucht) mit allerlei schäbigen CGI - Effekten versehen, ansonsten auch eher wie der größere Fernsehfilm und nicht wie neuzeitliches Kino angelegt, und noch nicht einmal die Stärken einer Actioninszenierung ausspielen könnend, weil: Der Hauptdarsteller nun mal keine 30 mehr, dies eine Action-Komödie und das Hauptanliegen von Chan als dem Sager und Macher und so Betonung auf dem möglichst Lustigen und Unterhaltsamen, auf der Gaudi halber liegt. Demnach wird nicht etwa richtig gekämpft und sich ernsthaft duelliert, sondern – als Markenzeichen des nicht mehr ganz so knuffigen Chinesen – wieder eher ausgewichen, weggelaufen, getänzelt, mit allerlei Gegenständen als props hantiert. Ein derartiges Geschehen in einer russischen Fabrik, in der allerlei Herumstehendes (Matrjoschkas!) zweckentfremdet missbraucht und die große Slapstickszenerie angeschmissen wird, ist noch ganz praktikabel und funktional in der Anwendung, aber im Grunde schon da ein Aufguss von allerspätestens Mr. Nice Guy, und ist auch da nur leidlich amüsant, weil Knoxville als an Armen und Beinen Gefesselter da auch die ganze Fabrikanlage als ein Häufchen wehrloses Elend, wie im Cartoon durchpflügt.

Irgendwann täte man sich aber doch wünschen, dass Chan, Jahrgang 1962, endlich mal den Kasper zuhause und die Faxen sein lässt und die Fäuste richtig auspackt – immerhin ist der Partner gestorben und die Patentochter in tödlicher Gefahr – , und dies auch sicherlich weniger anstrengend als das ewige Drunter und Drüber weg und Hin und Her wie aus dem Comic ist. Der Rest der Bebilderung ist leidlich unterhaltsam, nur eben als Nachklapp zu den Paarungen mit Owen Wilson und Chris Tucker, zu denen hier nicht wirklich etwas zwingend Wichtiges hinzugefügt wird, und selbst der Anteil der Heimatproduktion statt einer westlichen Ausstaffierung nicht das wirklich das Gelbe vom Ei ist. Zwar wirken einige bekanntere Darsteller wie Eric Tsang, Michael Wong, Winston Chao und Richard Ng als bessere Cameos mit, haben ähnlich wie die prominente Fan Bingbing aber nicht wirklich etwas zu tun, und die auch gewählten Schauplätze HK oder gerade die Tai O Stelzenhäuser auf der Fischerinsel Lantau sind nur kurzer Durchlauf für eine Geschichte, deren Hauptform der Erzählung die Bewegung selber, das Road Movie à la Midnight Run, aber ohne interessanten Gepäck auf der Reise ist. Zumindest der Nationalstolz wird weggelassen, Mister Knollennase hat keine pathetischen Anwandlungen und das Drehteam aber wohl viel Spaß, und das sei ihnen auch gegönnt.

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