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Beinhaltet Spielsucht auch stets ein wenig Sehnsucht? Irgendwie schon, wenn man dem Spielfilmdebüt von Mia Meyer folgt, welches anhand einer Drei-Generationen-Konstellation in die Materie eintaucht.

Adam (Hanno Koffler) arbeitet als Taxifahrer, ist aber überwiegend in Spielhallen unterwegs, wo er Automaten per Notebook manipuliert. Von den Gewinnen tilgt er die Spielschulden seines an Demenz erkrankten Vaters (Christian Wolff). Als urplötzlich Adams sechszehnjähriger Sohn Ben (Matti Schmidt-Schaller) auf der Matte steht, sind weitere Probleme vorprogrammiert…

Meyer zeichnet ein tristes Bild einer Männersippe, die in einer baufälligen Wohnung am Rande einer Plattensiedlung wohnt und in der Spielsucht offenbar Veranlagung ist. Stolz berichtet Opa, wie er mit 20 Pfennig Zehntausend abkassierte, doch darüber hinaus muss er ein halbes Vermögen verzockt haben. Auch Ben plagen finanzielle Probleme, er hat in der Schule geklaut und sucht das schnelle Geld, denn die Behausung bei seinem entfremdeten Vater ist nur ein notwendiges Übel. Als er den Kleinkriminellen Bardo (Patrick Wolff) bestiehlt, jedoch dabei erwischt wird, soll er für ihn als Kurier arbeiten. Oder besser gesagt als Geldeintreiber, da Bardo eine App vertickt, die den jeweiligen Algorithmus des Spielautomaten ausrechnet. In diesem Zusammenhang vielleicht ein wenig zu konstruiert, dass gleich zwei Typen auf bestimmte Art und Weise Spielautomaten manipulieren.

Was primär punktet, ist das überwiegend wortkarge Zusammenspiel der Figuren, welche sich stets an Hoffnungen klammern, jedoch immer wieder aneinander geraten, obgleich jeder versucht, die eigentlichen Probleme nie anzusprechen. Adam hat während der Weglaufphase seines Vaters alle Hände voll zu tun, Ben hingegen öffnet sich kaum und so agieren die drei oftmals aneinander vorbei, wie Spielsüchtige, die nach Ausflüchten suchen, aber nie das eigentliche Problem ansprechen.

Leider kommt die Handlung im Verlauf etwas überambitioniert daher, denn Adams Love Interest in Form einer Bardame wird über weite Teile arg vernachlässigt und auch Bardos Beweggründe, Ben unter seine Fittiche zu nehmen, werden nie wirklich verdeutlicht.
Zudem gestaltet sich das Finale ein wenig unausgegoren und eine zufrieden stellende Pointe bleibt im Endeffekt aus.

Dank der starken Mimen mit teils intensiven Performances ist jedoch eine Bindung zum Geschehen gewährleistet. Dieses entfaltet sich weitgehend frei von Klischees und Pathos, es bleibt bodenständig und versucht einen möglichst realistischen Eindruck einer gebeutelten Familie zu vermitteln. Das per Crowdfunding realisierte Werk ist durchaus eine Sichtung wert, - gute Laune beschert es natürlich nicht, stattdessen weckt es Interesse, sich mit dem Thema Spielsucht einmal genauer auseinanderzusetzen.
6,5 von 10

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