Review

Einfach ein guter Film...01.12.2016

Man fragt sich schon, wie es um die Politik der deutschen Filmverleiher bestellt ist, wenn es ein Film wie dieser nicht in unsere Kinos schafft. Großartige Schauspieler, eine nette Geschichte, wenig Kitsch, kein erzwungenes Happy-End...warum zum Teufel lieber die x-te Fortsetzung von irgendeinem Superheldenkram? Warum niemals ein Film, der einfach nur gut gemacht ist, ohne Hektik, ohne Effekte, ohne aktiven Angriff auf die Tränendrüse? Es ist zum Aus-der-Haut-fahren, wenn man das örtliche Kinoprogramm zur Kenntnis nimmt. Kein Wunder, daß manch ein Kino dichtmacht und die Multiplexe regieren...den Mist will man sich als etwas älterer Filmfreund einfach nicht mehr antun. Aber weh, ich klinge ja schon wie mein Vater, der dereinst den Niedergang des Westerns betrauert hat...nun, das tue ich im Übrigen auch.

Hier sehen wir Al Pacino in einer auf ihn zugeschnittenen Rolle als Sänger Danny Collins ( basierend auf einer wahren Geschichte , naja...). Der Mann bekommt zum Geburtstag einen Brief von John Lennon, den ihm dieser vor 30 Jahren geschrieben hat. Collins nutzt diese Gelegenheit zum Ausstieg. Er quartiert sich in einem Hotel ein, flirtet mit der Managerin, knüpft erste zarte Bande zu seinem Sohn, den er nie gesehen hat - und der arme Kerl hat auch noch eine seltene Form der Leukämie und eine schwangere Frau und ein ADHS-Kind...da also könnte man so richtig auf Schwermut machen oder auf wundersame Spontanheilung. Aber nein, Collins ist einfach nur ein Mensch, einiges geht schief, doch er gibt nicht auf, bleibt eine Rampensau, flirtet weiter...und steht seinem Sohn am Ende bei. Und am Ende: ist der Film einfach aus, ohne uns zu sagen, ob der Sohn nun weiterlebt, ob Collins die Managerin kriegt...toll. Einfach ein Film, der ohne Zwang endet.

Denn man hätte Herrn Pacino noch ewig weiter zusehen können, wie er, nun, Al Pacino spielt. Immer ein Lächeln, hie und da eine Linie Koks, Alkohol dabei, eine junge Geliebte, und all das nie aufdringlich in Szene gesetzt. Allein die zarte Romanze mit Anette Benning, die immer noch gut aussieht, wäre einen eigenen Film wert gewesen. Hier paßt so vieles...die sanfte Kritik am Showbusiness, ein wunderbarer Christopher Plummer als Manager, guter Soundtrack...es ist ein Film, den man sich einfach mal so ansehen kann, um sich dabei gut unterhalten zu fühlen. Und das alleine ist schon selten geworden. Daher nochmal: warum kommt so etwas nicht im Kino? Für mich wäre der Golden Globe für Pacino verdient gewesen, ich mag diesen Film...9/10.

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