Das Jump 'n Run "Ratchet & Clank" hält sich nun schon seit drei PlayStation-Generationen wacker im schnelllebigen Computerspielgeschäft – länger, als man ihm am Anfang seiner Karriere zugetraut hätte. Einstmals in Konkurrenz zum gefühlt größeren Plattformer "Jak & Daxter" von Naughty Dog ("Uncharted", "The Last Of Us") gestartet, haben Insomniac inzwischen eine ganze Reihe an Sequels auf die Beine gestellt und in diesem Jahr außerdem ein Remake des ersten Teils aus dem Jahr 2002 veröffentlicht.
Passend dazu erfindet auch das Filmdebüt der katzenartigen Kreatur vom Planeten Fastoon und ihres robotischen Begleiters deren Vorgeschichte neu und lässt die ungleichen Partner erstmals aufeinandertreffen. Es hätte ein durchaus sehenswertes SciFi-Abenteuer werden können, eine alternative Perspektive auf das von Pixar und Dreamworks dominierte Knuffelreich glubschäugiger Tiere und Pflanzen (und Autos) - mit rasanten Raumschiffverfolgungsjagden, vielen Kisten voller Schrauben und bunter Planetenhüpferei.
Aber wenn man ehrlich ist, war das tatsächliche Resultat vorherzusehen: Rainmaker Entertainment, die sonst diverse "Barbie"-Filme, dtv-Produktionen wie "Jagdfieber 4" und bestenfalls noch "Nix wie weg vom Planeten Erde" zustande gebracht haben, liefern hier ein weiteres Mal generische Kinderunterhaltung ab, die keinerlei Besonderheiten der zugrundeliegenden Computerspielserie für sich zu nutzen weiß.
Nicht zuletzt hat daran die Animationsqualität schuld, die mit statisch gerenderten Körpern und dem Basis-Set an Emotionen allenfalls ihre Pflicht erfüllt. Gerade an Ratchets Gesicht, der als hyperaktives Stehaufmännchen gezeichnet wird (und somit einen Kontrast zum Butlertypus schafft, den sein kleiner Partner darstellt), lässt sich minutiös jede Mimik abgelesen, die Pixar & Co. längst in allen Varianten durchkonjugiert haben: die ungespielte Überraschung, als die Leute plötzlich Autogramme von ihm wollen, das verlegene Lächeln, in das sich die Überraschung anschließend verwandelt. Die peinliche Berührtheit, nachdem ein alter Mann seinetwegen durch die Luft geschleudert wird. Der Augenblick dümmlichen Stillschweigens, als die Kommunikation zwischen Lombax und Roboter fehlschlägt. All diese mimischen Anwandlungen sind derart bekannt und unindividuell, dass man regelrecht das 3D-Modell hinter dem Charakter zu realisieren beginnt; wie ein echtes Lebewesen jedenfalls fühlt sich weder Ratchet an noch irgendjemand anders aus seinem Umfeld. Selbst Captain Qwark, im Original neben Zap Brannigan von "Futurama" wohl DIE Parodie auf den typischen Pappaufstellerhelden, steht trotz reichlich geklopfter Sprüche seltsam neben der Spur. Auch ihm gelingt es allenfalls, die Zündschnur einiger Gags anzuzünden, ohne mit ihnen jedoch ein doppelbödiges Feuerwerk subversiven Humors entzünden zu können.
Zwar hat man sich ansonsten immerhin ein paar prominente Schauspieler in die Sprechkabinen geholt, um die Figuren wenigstens auf der akustischen Ebene lebendig zu gestalten; so spricht Paul Giamatti den Villain (Supervillain mag man noch nicht sagen, dieser wird erst im Abspann für ein mögiches Sequel angeteasert) gewohnt hinterlistig, John Goodman leiht dem gemütlichen Mentoren Ratchets seine Stimme, Rosario Dawson spricht einen der menschenähnlichsten Charaktere und Sylvester Stallone ist passenderweise als stiernackiger Fieslingsgehilfe dabei. Da aber die meisten Figuren schon in den Spielen vertreten waren, bedeutet das natürlich, dass man die Originalsprecher damit verdrängt. Ein zweischneidiges Schwert baumelt also auch über der Vertonung; immerhin blieben die beiden Hauptfiguren unangetastet.
Dass die Kulissen dieses als Space Opera angedachten Universums prinzipiell ganz nett ausschauen, ist dann ja weniger Verdienst des Films, sondern vielmehr der geistigen Väter von Insomniac Games, da deren Leveldesigns mehr oder minder 1:1 in Hintergründe umgemünzt wurden. Und dennoch fällt der Regie mit dieser Vorlage im Rücken nichts weiter ein als das Pod Race aus "Star Wars: Episode I" in ein Stadtsetting zu verlegen. Kenner der Spiele werden diese zwar in reichlich Anspielungen wiedererkennen (etwa bei der putzigen Demonstration des facettenreichen Waffenarsenals, das aber mit der Disco-Waffe "Groovitron" ausgerechnet die kurioseste von allen ausspart), aber insgesamt bleibt das Gefühl zurück, dass man sich zu wenig in das Universum hineinversetzt fühlt. Man möchte reichlich Holzkisten zersplittern sehen, ein Meer aus Schrauben in die Schwerelosigkeit versetzt haben, Armeen von unterschiedlichen Alien-Gegnern auf einfallsreichste Weise eliminiert wissen und dabei die trockenen Kommentare Clanks wie einen roten Wein genießen; stattdessen rauscht die Regie kommentarlos durch die Kulissen und lässt alberne Bösewichte alberne Dinge tun.
Nicht, dass die Spiele eine besondere Story geboten hätten oder viel mehr als einfache Reißbrettcharaktere. "Ratchet & Clank" definierte sich nie über seine Zwischensequenzen, die oft ähnlich kindlich waren wie diese Verfilmung. Vielmehr ging es um das destruktive Spielgefühl, die planetarische Abwechslung, den oftmals radikalen Perspektivwechsel und um tausende von Gadgets. All das bildet der Film zweidimensional ab, anstatt wahrhaft den Omnischlüssel zu schwingen und Muttern in der Luft zu verteilen.
(3.5/10)