Nach der Pleite seines Empire-Studios gründete Charles Band mit Full Moon die nächste Produktionsfirma, deren erster Film gleich die Richtung vorgeben sollte: „Puppetmaster“ wurde (nach abgesagtem Kinostart) zum Videothekenhit, zog diverse Sequels nach sich und machte Puppenhorror zum Aushängeschild von Full Moon, nachdem Band bereits mit Empire Stuart Gordons thematisch ähnlichen „Dolls“ produziert hatte.
Der Prolog spielt im Jahr 1939 in einem Hotel in Bodega Bay, wo Puppenspieler und -macher Andre Toulon (William Hickey) Selbstmord begeht, als ein paar Nazischergen an seine Tür klopfen. Allerdings nicht ohne seine Puppensammlung zu verstecken, denn tatsächlich hat er seine Geschöpfe mithilfe uralter ägyptischer Magie zum Leben erwecken können. Das legt einerseits den Grundstein für die „Puppetmaster“-Mythologie, welche die Sequels ausbauten, leistet andrerseits aber auch gute Einführungsarbeit für den Film: Aus der Perspektive von Blade, einer Puppe mit einem Messer und einem Haken anstelle von Händen, erkundet man das Gebäude, womit der Schauplatz etabliert und seine räumlichen Verhältnisse kartographiert werden. Zudem gewöhnt sich der Zuschauer so schon an die Puppenperspektive, die „Puppetmaster“ öfters einnimmt.
50 Jahre später haben mehrere psychisch begabte Menschen Visionen: Die Wahrsagerin Dana Hadley (Irene Miracle), die auf einem Jahrmarkt Leute ihre Zukunft voraussagt (Cameoauftritt von Barbara Crampton als Teil eines Besucherpärchens). Unimitarbeiter Alex Whitaker (Paul Le Mat) hat im Schlaf eine Vorhersehung. Sein Kollege Frank Forrester (Matt Roe) ist selbst weniger hellseherisch begabt, dafür seine Freundin Carissa Stamford (Kathryn O’Reilly), welche die Geschichte eines Objekts durch Berührung erfährt. Ihnen allen wird das Hotel aus der Eingangssequenz gezeigt, wohin es Neil Gallagher (Jimmie F. Skaggs) verschlagen hat, einen Hellseher, der mit ihnen in einem Forschungsprojekt zusammenarbeitete.
Auf diese Weise zusammengerufen rudeln sich die Begabten in dem Hotel, erfahren jedoch, dass Neil verstorben ist und kurz zuvor Megan (Robin Frates) geheiratet hat. Während die vier Besucher das Geheimnis des Hotels und der Visionen ergründen wollen, lauern auch Toulons Puppen in dem Gebäude, die kurzen Prozess mit unerwünschten Gästen machen…
Ende der 1980er lief die große Blütephase des Slasherfilms so langsam aus, doch „Puppetmaster“ war doch wohl tatsächlich der richtige Film zur richtigen Zeit, zumindest das Kosten-Nutzen-Faktor angeht. Denn der Puppenslasher ist mit überschaubarem Budget zusammengeklöppelt, weshalb Regisseur David Schmoeller zum Haushalten gezwungen ist, gerade was Locations und Darstellermenge angeht. Aber Schmoeller kann diesen Nachteil durchaus in einen Vorteil wandeln: Der Schauplatz des Hotels reicht für einen effektiven Kampf auf Leben und Tod, der durch die räumliche Begrenzung noch an Spannungspotential gewinnt. Auch die subjektive Kamera, die Puppen-POV-Shots, sparen nicht nur Knete für Effekte, sondern kitzeln ebenfalls Spannung aus verschiedenen Szenen hinaus, in denen Menschen belauert oder getötet werden.
Doch man bekommt die bunte Puppenauswahl noch genug zu sehen, neben Schlitzerpuppe Blade sind das: Pinhead, eine muskulöse Puppe mit kleinem Kopf, die Blutegel-spuckende Mrs. Leech, der mit einem Bohrerkopf ausgestattete Tunneler sowie Jester, eine ihr Gesicht verändernde Puppe. Die sind einfallsreich gestaltet und im Rahmen des Budgets sehr gelungen von Effektspezialist David Allen zum Leben erweckt worden, worin auch der Hauptreiz des Films liegt. Denn der Bodycount ist aufgrund des übersichtlichen Figureninventars relativ niedrig gehalten und die Todesreihenfolge absehbar: Erst erwischt es eine unwichtige Nebenfigur, danach die Hellseher nach Sympathie- und Dummheitsfaktor. Handwerklich ist das Ganze dann solide gemacht, auch wenn man meist erahnt, wen es nur erwischen wird – vom Überlebenskampf einer herben, aber nicht unsympathischen Figur mal abgesehen. Ein paar nette, aber auch nicht übertrieben derbe Gore-FX runden das Ganze ab.
Allerdings bleiben die Mordszenen und das Belauern der Opfer dann auch die Highlights des zahmen Filmchens, das sowieso erst zur Halbzeitmarke so wirklich mit dem Killen anfängt. Und das fängt die belanglose Story nicht ab, da es kaum Rätsel zu lösen gibt, die Hauptfiguren wenig ermitteln und die Hintergründe des ganzen Mordens schon recht durchsichtig sind. Wie manches davon nach der inneren Logik des Films funktioniert hinterfragt man besser nicht immer, aber auch daran sieht man nur: Die Einbettung von Puppentricks und Mordszenen war das Hauptaugenmerk der Filmemacher, die dazu gestrickte Story sekundär, von David Schmoeller nach Storyideen von Full-Moon-Mastermind Charles Band, Kenneth J. Hall und J.S. Cardone zu einem Drehbuch gestrickt.
Bei den eher unbekannten Darstellern punkten vor allem Paul Le Mat als gute Hellseher-Seele und Irene Miracle als schroffe Seherin, während Robin Frates als verhuschte Unschuld vom Lande und Matt Roe und Kathryn O’Reilly eher durchschnittlich überzeugend auftreten. Da setzen William Hickey und Jimmie F. Skaggs in ihren kleinen Rollen wesentlich mehr Akzente.
Aber um Schauspielkunst geht es hier ebenso wenig wie um drehbuchtechnische Höchstleistungen: „Puppetmaster“ ist ein brauchbarer Slasher für den Hausgebrauch, aus dem Regisseur David Schmoeller, Kameramann Sergio Salvati und Effekt-Techniker David Allen in den Mord- und Puppenszenen durchaus gelungene Genreunterhaltung machen. Schade nur, dass diese Highlights in eine wenig packende Geschichte eingebettet sind und der Bodycount niedrig bleibt.