kurz angerissen*
Ganz anders als Weihnachten kommen gute Weihnachtsfilme mit besonderem Twist nicht unbedingt alle Jahre wieder. Um so wohlgesonnener muss man jedem ambitionierten Versuch sein, der den Schnee der Winterzeit erblickt. Da der amerikanische "Grinch" bereits überfilmt und zu alldem wohl noch für eine lange Zeit mit Jim Carreys Gesicht belegt ist, wird mit dem "Krampus" eine durchaus fotogene Sagengestalt aus der germanischen Mythologie ins Rampenlicht gezerrt und zum neuen Weihnachtshorrorstar aufgebaut.
Michael Dougherty macht aus ihr jedenfalls ein beeindruckend schweres, rasselndes Ungetüm, das sich so zäh über den Boden schleift und dabei so laut fuhrwerkt wie eine tonnenschwere animatronische Puppe aus Metall, Draht und Latex. Damit beschwört er recht authentisch den alten Joe-Dante-Geist – insbesondere die kichernden, gleichermaßen niedlichen wie gruseligen Helfer des Krampus erinnern auf angenehme Weise an den schwarzhumorigen Charme der "Gremlins", resultierend aus dem Umstand, dass sich kindliche Bezugsgegenstände wie Teddybären, Springteufel oder Lebkuchenmänner in zähnefletschende Bestien verwandeln.
Zwar fehlt der letzte bösartige Kniff in der Inszenierung, dennoch sorgen der Gehörnte und seine kleinwüchsige Gefolgschaft für eine Menge Abwechslung am Weihnachtsabend. Es ist gerade die handgemacht wirkende Umsetzung der Spezialeffekte, mit der gepunktet werden kann. Verbunden mit der dezenten, sehr pointierten Präsentation der Kreaturen gelingen wohlige Schauer nicht nur aufgrund des Schneegestöbers, das vor dem mit Lichterketten behangenen Haus wütet.
Wert bekommt all das am Ende nur wegen der gelungenen Besetzung. Toni Collette ist natürlich ideal als verzweifelte Hausmutter, ebenso wie Adam Scott als überfragter Hausvater. Viele andere bedienen Klischees unterschiedlicher Filme über Weihnachtszoff; so scheinen David Koechner und Conchata Ferrell wie aus "National Lampoon's Christmas Vacation" entliehen (im Vergleich mit Randy Quaid und Mae Questel), die Kinder zoffen sich wie bei "Kevin Alone At Home" und speziell Maverick Flack spielt als stummer, dicker Junge so autistisch, dass er auch solo an der Seite von Billy Bob Thornton in "Bad Santa" hätte auftreten können.
Nicht an jeder Stelle kann Dougherty das wärmende Gefühl rekonstruieren, alles sei genau an seinem rechten Platz; jenes Gefühl, das ein Weihnachtsfilm benötigt, damit man sich ein Jahr später wieder an ihn erinnert. Manchmal ist die Inszenierung einfach zu zahm, vielleicht auch zu gewöhnlich. Es gibt aber diese Momente, in denen "Krampus" – ganz unabhängig von seiner Titelfigur oder seiner Message – diese Magie verströmt. Sei es im Zwiegespräch von Kind und Großmutter, im Dunkeln eines Stromausfalls oder an der Türschwelle bei der Entgegennahme eines DHL-Pakets. Ganz überzeugt klingt die These zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber dieser Film hat das Zeug dazu, in einem Jahr wieder gesichtet werden zu wollen.
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