Review

Bestimmt ehrenwerter, von den (nachgereichten) Ansätzen her auch potentiell vielversprechender Versuch, aus einem bereits bei den Kunden gescheiterten Unternehmen mit einer ergänzten Besetzung, einem Umschreiben des Drehbuches angesichts dieser erweiterten Zutaten und entsprechenden Nachdrehs noch das Mögliche an Zuspruch herausholen zu wollen. Leider haben die Verbesserungen, wenn es denn welche sind – laut Autor und Regisseur Kaosayananda selber eher nicht – dem bereits 2012 fertig gestellten Angels, einem Mystery/Crime/Drama, nicht wirklich auf die Sprünge in Sachen Qualität geholfen, aber immerhin das Licht der Welt allein durch das Beherrschen von Marketing, durch das Anbieten von Versprechungen nämlich geschenkt.  

Als die Leiche einer jungen Frau in Bangkok im Mae Nam Chao Phraya aufgefunden wird, muss der örtliche Detective Peter [ Sahajak Boonthanakit ] sein eigenes Patenkind in dem Opfer identifizieren. Peter informiert den leiblichen Vater Johnny [ Dustin Nguyen ], der nach diesen furchtbaren Nachrichten aus Vietnam angereist kommt, und neben Trauer vor allem auch Rache mit im Gepäck hat. Aufgrund der engen Freundschaft, die seit den früheren Tagen als Paramilitärs auch über die Jahre und Landesgrenzen hinaus Bestand hat, unterstützt der Polizist den nach Aufklärung und Vergeltung Durstenden, wobei beider Wege schnell in die Unterwelt der Stadt, in den Frauenhandel und zu den mysteriösen Steven [ Scott Adkins ] und Sammy [ Gary Daniels ] führt. Ein Mörderischer Feldzug steht an. Oder auch nicht.

Dabei ist die Hintergrundgeschichte wieder einmal spannender als das Ergebnis selbst. Was ist passiert? Angels, einer Herzensangelegenheit des stets strauchelnden Filmemachers, dessen Ruf spätestens seit seinem zweiten Film, dem Kinodesaster Ballistic (2002), dem "worst of the worst" restlos hinüber, da legendär (und übertrieben) schlecht ist, stieß nach Fertigstellung auf keinerlei positive Reaktionen mit seinem Geschick. Vor allem auch die Käufer, die Kunden, die Produzenten sahen sich angesichts des formal ruhigen Filmes, dass von der offensichtlichen Genregeschichte hinweg in die proklamierte 'Kunst', in das charaktergetriebene und nur innerlich kochende Drama geschoben wurde, eher wenig begeistert bis gleich ganz verschreckt. Abgesehen von einem kleinen Kinostart in Vietnam ist weiter nichts von einer Distribution bekannt und wurde auch nicht erreicht; als Plan B angesichts dieser verhaltenen Aufnahme sah man sich gezwungen, dass eigene Projekt nach Gutdünken und besonders den Regeln des Marktes zu ändern.

Die Geschichte blieb im Grunde gleich, wurde aber mit der später geschalteten Besetzung durch Scott Adkins und der Fünf-Sekunden-Andeutung von Kane Kosugi um eine weiteren aktiven Zug verändert und auch im Hauptteil der beiden sich Rächenden vermehrt auf Druck und Schnelligkeit prononciert. Eine Steigerung im Nachhinein, je nachdem was finanziell überhaupt noch möglich war und im Ansinnen und Fähigkeiten des Regisseurs liegt, der sich selber nicht als Actionregisseur oder Fachmann dafür versteht, und es sichtlich auch nicht ist. [Siehe Tekken 2: Kazuya's Revenge (2014), der nicht unähnliche Probleme bei der Veröffentlichung hatte, und sich auch alles Andere als treibend und flexibel, wenn denn überhaupt mal bewegt.] Also: Vorher hat das mit dem Gefühl und der Tragödie darum schon nicht funktioniert, jetzt erst recht nicht, dafür gibt es jetzt das große Holterdipolter, die Schmalspurausgabe vom Only God Forgives. mit vielen Lücken, und Fragezeichen, aber zwei sekundenkurze Actionszenen mehr, die nur leider der Rede nicht so wirklich wert sind: Kann man sich ja nach Gusto aussuchen, was einem lieber ist, und worauf man seinen Anspruch legt.

Wer nun letztlich Schuld hat an der Misere ist, ob nun der Filmemacher, der seit jeher auf Unverständnis mit seinen Absichten stößt – bereits das Debüt Fah (1998) war zur Entstehungszeit finanziell das Gegenteil eines Erfolges, und hatte damals auch noch ein für die landestypische Herkunft enorm angezogenes Budget – oder der engstirnige Markt, der keinerlei Abschweifungen verzeiht und nur auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse erpicht und eingestellt ist, ist für die Betrachtung selber dabei unwesentlich. Zero Tolerance, dessen Allerweltstitel schon keinerlei Neuigkeiten und Fremdgänge verspricht, gestaltet sich ohne Wissen um die Umstände, die darum liegen als preislich bereits recht begrenztes, durch Lokalkolorit und Optionen auf Mehr ein wenig unterstütztes Projekt, dass sich im hinteren B-Film-Dschungel und dessen trockenen Eindeutigkeiten und Simplizitäten bewegt. Die Handlung dreht sich nur in eine Richtung, im Kreise nämlich, und wird als Ablaufen der Stolpersteine, dem Suchen der Hintermänner und Schuldigen bis dahin erzählt. Ein narrativer Durchmarsch von einem Ort zum anderen, der materiell schon dünn ist und formell auch keine Überhöhung, und leider auch keine Emotion seitens der Figuren oder irgendwie des Regisseurs dahinter sieht. Vom Anfang bis zum Ende, dem Nichts. Eine Traummär wie beim Albert Pyun.

Ab und an kommt es zu einem Gewaltausbruch und entweder kurz davor oder danach auch zu einer knappen Analyse des Geschehens, die meiste Zeit allerdings ist das Gerede eine Anschuldigung von dem falschen Mann, dem abwesenden Vater an die falschen Leute, denen er die Verantwortung für das Schicksal seiner Tochter in den Schoss legt. "Erzähl mir über Angel", will er ständig wissen, mit der Waffe in der Hand und dem drohenden Blick. Selber war er seit Kindheitstagen nicht da und hat nichts für Angel getan, trägt diese Vorwürfe allerdings nicht in sich, sondern an (flüchtige) Bekannte seines Kindes heran; zusätzlich wird mit steten Fragen nach dem Weg des Niederganges von Angel ihre Herkunft und auch das deutliche Zeichen des früheren Titel des Filmes offengelegt. Interessieren tut dies nur leider alles nicht, und funktionieren auf eine vielleicht umständliche oder auch ungewöhnliche, eigentümlich einnehmende Art und Weise auch nicht; was an vielem Banalem, zu vielen Ausgesprochenen, Wiederholten, aber trotzdem nicht Wichtigen, und zusätzlich merkwürdigen bis unsinnigen Verhaltensweisen in der Zusammenarbeit der Personen und auch allgemeiner Unsympathie gegenüber den steifen Konstellationen liegt. Ein wenig besser ist die Kameraarbeit gelungen, die neben einem Reiseführer für Bangkok auch tatsächlich für ein wenig Gewusel, Schwüle, warme Feuchtigkeit unter den Beteiligten sorgt.

Details
Ähnliche Filme