Review

Der Streifen von Jared Cohn, der bis dato eher mäßige bis unterirdische Horrorkost und Sci-Fi-Streifen ablieferte, wagt sich an eine Variante von Joel Schumachers „Falling Down“ mit deutlich geringerem Budget und ohne Staraufgebot. Jedoch sorgt erst der deutsche Verleih für einen Direktvergleich, denn im Original lautet der Titel lediglich „Buddy Hutchins“.

Für Buddy (Jamie Kennedy) geht es im Leben steil bergab: Zwar ist der Betreiber einer Reinigungsfirma seit einem Jahr trockener Alkoholiker, doch seine Frau betrügt ihn und bewirkt ein alleiniges Sorgerecht für die beiden Kinder und auch finanziell sieht es alles andere als rosig aus. Als seine Mutter wegen eines Herzinfarktes im Krankenhaus landet, sieht Buddy rot…

Natürlich hinkt der Vergleich zum Original von 1993, denn ein Michael Douglas mit Kurzhaarschnitt und Brille bleibt in so einer Paraderolle nahezu unerreicht und eine derartige Dynamik aus sozialen Missständen und Gewaltbereitschaft systematisch in die Höhe zu schrauben, gelingt natürlich kein zweites Mal. Allerdings ist Buddy ein Antiheld, der Empathie hervorruft. Die uneingeschränkte Liebe zu seiner Tochter Molly weckt Sympathien, der Zorn auf die Ehefrau und den ehemals besten Freund ist mehr als nachvollziehbar und wenn schließlich auch noch der neue Poser der vorherigen Ex aufkreuzt, um Unterhalt einzutreiben, fällt der Griff zum Baseballschläger wahrlich nicht schwer.

Allerdings mangelt es dem Geschehen an Drive, denn obgleich sich prekäre Lebensumstände mehren und ein Unglück dem anderen folgt, dauert es doch recht lange, bis Buddy wieder zur Flasche greift und noch mehr Ereignisse aus dem Ruder laufen. Die darauf folgenden Gewalteinlagen gehen eigentlich überhaupt nicht mit einer FSK16 konform, denn immerhin spaltet eine Kettensäge einen Schädel und es gibt ein paar deftige Hiebe mit Fäusten und den mehrfachen Kontakt mit einer Autotür.

Cohn bemüht sich zwar um Zynismus und sarkastische Einschübe, doch diese wirken meistens zu konstruiert, zumal sein Umfeld zu oberflächlich gezeichnet bleibt. Es sind eher Stereotypen wie ein Geldeintreiber, der Angestellte mit viel Geduld oder der respektlose Sohn, der den Kontakt zu Dad meidet. Dass der Produktion offensichtlich nicht viel Kohle zur Verfügung stand, macht sich ebenfalls eher negativ bemerkbar, denn es erfolgen Eskalationen in minimalistischen Umgebungen, meistens in austauschbaren Wohnungen, bei denen Unbeteiligte erst gar nicht involviert sind. Es wird vergleichsweise wenig demoliert und zerstört, es mangelt dem letzten Drittel schlichtweg an Wucht.

Dennoch ist dem Werk ein gewisser Unterhaltungswert nicht abzusprechen, da der grimmige Unterton oftmals ins Schwarze trifft und Hauptdarsteller Kennedy sichtlich bemüht ist, seiner Figur viele Facetten einzuhauchen, die seine Ambivalenz erst ausmachen.
Ein wenig mehr Biss wäre zwar wünschenswert gewesen und der tickenden Zeitbombe hätte man gerne eine gewisse Explosivität eingeräumt, doch im kleinen Rahmen geht das Gesamtergebnis in Ordnung.
Knapp
6 von 10

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