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Batman v Superman – Dawn of Justice (Zack Snyder, 2016)

Man of Steel gegen den Dunklen Ritter, welchem Comicfreund läuft da nicht ein Schauer über den Rücken, wenn er über die Möglichkeiten und Beweggründe eines solchen Aufeinandertreffen nachdenkt? Leider war es bei Batman v Superman leider nur ein kalter Schauer, der mir im Kino über den Rücken lief, während ich zweieinhalb Stunden im Kinosessel saß und mich fragte, wann es endlich vorüber sei.

Aber erst mal etwas Positives:

Es ist ein sehr bildgewaltiger Film, dessen Special Effects und CGI sehr gut in Szene gesetzt sind. Die Kämpfe sind schnell und im Großen und Ganzen gut zu erkennen.

Die Musik ist sehr stimmig und analog zu den Bildern gewaltig, um nicht zu sagen, monumental und passt sich sehr schön den verschiedenen Charakteren an. Es lohnt sich auf jeden Fall, nach dem Ende noch sitzen zu bleiben und den Soundtrack während des Abspanns zu genießen. Nach 2,5 Stunden fallen die paar Minuten auch nicht mehr ins Gewicht.

Ben Affleck kann überraschenderweise als Mitt-Vierziger und sehr zynischer Batman überzeugen. Er hat sich ordentlich Muskeln antrainiert, wodurch der bullige, starke Eindruck im Anzug des Dunklen Ritters noch verstärkt wird. Naja, wir wollen hier nicht zu viel loben, schließlich musste er nur besser sein als seinerzeit DareDevil.

ACHTUNG! AB HIER WIRD GESPOILERT!

Die Grundhandlung des Films ist sehr stark an den animierten und sehr guten Zweiteiler (bzw. natürlich das Frank Miller Comic) The Dark Knight Returns (http://www.ofdb.de/film/226373,Batman-The-Dark-Knight-Returns sowie http://www.ofdb.de/film/233814,Batman-The-Dark-Knight-Returns-Part-2) angelehnt, wobei hier Lex Luthor an Stelle des Jokers die Rolle des Bösewichts übernimmt.

Lex Luthor (Jesse Eisenberg), bzw. Alexander Luthor aka. Lex Luthor Junior, hält Superman für eine Bedrohung der Menschheit und möchte ihn ausschalten und sich gleichzeitig noch die Fledermaus von Gotham vom Leibe schaffen. Batman und Superman halten sich gegenseitig für eine Bedrohung der Menschheit, was Lex ausnutzt um die zwei zu einem Zweikampf bis zum Tod zu „motivieren“.

Dieses einfache Konstrukt wird gewürzt mit mehreren Attentaten, Winkelzügen und Actioneinlagen aller Parteien und resultiert in einem Finale, welches auch das Intro-Video von DC Universe Online hätte sein können. Nur schlechter.

Oben hatte ich das Positive erwähnt, das Negative findet sich bewusst unterhalb der Spoilerwarnung.

Sowohl Batman als auch Superman haben schwere psychische Störungen. „Wen wunderts? Welcher normale Mensch zieht sich schon ein Fledermaus-Kostüm an und verprügelt Verbrecher?“ wird da der geneigte Batman Fan sagen, und er hätte Recht. Aber Batman haben die Jahre, der Verlust von Wayne Manor und sehr wahrscheinlich mindestens eines Robins merklich zugesetzt. Und dies hat Batman zum Töten getrieben. Ja, Batman tötet Verbrecher. Und das ohne zu Zögern. Sei es mit dem automatischen Maschinengewehr des Batmobils, mittels eines oder mehrerer Wagen, die er auf Leute wirft oder einer Pistole, mit der er einen Flammenwerfer zur Explosion bringt.

Das Einzige, was ihn abbringen kann, ist der Name seiner Mutter, welcher sich übrigens mit der von Supermans Adoptivmutter deckt.

Superman ist nicht minder gestört und skrupellos. Unser fröhlicher Lieblingsvorzeigeheld ist ein düsterer, trübsinniger, depressiver, seine Freundin stalkender Killer. Um Lois zu retten schiebt er nur zu gerne Menschen durch mehrere Wände. Und wer hat den famosen Twist in Man of Steel vergessen?

Und wehe es bedroht jemand seine Mutter, dann pulverisiert er einen sofort. Es sei denn, man hat entsprechende Druckmittel, damit er einen am Leben lässt.

Wo wir gerade von gestört reden… Lex Luthor benimmt sich in diesem Film wie eine Kreuzung von Mark Zuckerberg und dem Joker. Auf Speed. Er ist weniger brillanter Stratege und mehr stotternder Wahnsinniger, der immer mal wieder vor sich hinmurmelt. Dass er es überhaupt schafft, Batman und Superman gegeneinander aufzuhetzen, ist der Naivität der beiden Charaktere geschuldet. Größter Detektiv der Welt? Intelligenz weit jenseits jedes Erdlings? Davon ist nichts bei unseren beiden „Helden“ zu merken.

Lois Lane wäre passend umgesetzt gewesen, wenn es ein 50er Jahre Superman Comic gewesen wäre. Sie ist nutzlos für die Handlung des Films, außer als Rettungsopfer für Superman zu fungieren und die einzige Hoffnung auf einen Sieg im Endkampf zu versenken. Nur um auf der Suche danach sich erneut von Superman retten zu lassen.

Erfrischend war Jeremy Irons als Alfred, der als ebenso auch noch die Funktion von Batmans technischer Unterstützung übernimmt (mangels Lucius Fox oder Robin). Er scheint als einziger richtig Freude an seiner Rolle zu haben.

Die Einführung der neuen DC Helden war in Ordnung, auch wenn es wie eine After-Credit-Szene eines Marvel Films wirkte.

Abgesehen von Wonder Woman (Gal Gadot), welche ihre Rolle im Kostüm gut spielt, außerhalb des Kostüms eher eine untergeordnete Rolle, werden noch der Flash, Aquaman und Cyborg durch kurze Clips vorgestellt.

Was mir persönlich noch sehr gut gefallen hat, war eine Traumsequenz Batmans über eine apokalyptische Zukunft, in der Superman eine Terrorherrschaft führt mit Hilfe von Wesen, die stark an Paradämonen oder Krieger des Reach (Black Beetle oder sein Heldenäquivalent Blue Beetle) erinnern. Die Inszenierung ist zwar kurz, aber wirkungsvoll und wird von einem scheinbar zeitreisenden Flash abgerundet, der Batman genau vor dieser Zukunft warnt, bevor Batman endgültig erwacht. Diese Szene ist eigentlich eine gute Metapher für den gesamten Film. Sie sieht gut aus, aber der Inhalt ist mager. Aber das Potential ist da.

Nett war auch eine direkte Übernahme aus den oben erwähntenanimierten Filmen, die einen im All schwebenden ausgemergelten Superman zeigt, welcher durch die Sonne reanimiert wird. Wieder sehr schön anzusehen und ein klares Nicken zur Comic bzw. Animationsvorlage.

Abschließend ist zu sagen, dass ich mir die längere Fassung sehr wahrscheinlich nicht ansehen werde, es sei denn ich kann vorspulen zu den Teilen, die ich noch nicht kenne, denn nochmal 2,5 oder mehr Stunden ist dieser Film definitiv nicht wert.

Der nächste Film auf der DC Liste ist Suicide Squad, wessen Trailer von der Machart sehr an Deadpool erinnert, aber hoffentlich mehr Substanz hat als Batman v Superman.

Noch ein allgemeiner Gedanke: Ich frage mich, warum schafft es DC, so viele gute bis sehr gute animierte Filme zu produzieren, aber deren aktuelle reale Pendants dann so schwach umzusetzen. Nicht nur Batman v Superman, auch Green Lantern, wessen animierter Film First Flight (http://www.ofdb.de/film/177157,Green-Lantern-First-Flight) sehr sehr gut war, ist von diesem Phänomen betroffen.

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