Review

Erst einmal eine kleine Einleitung:
Nachdem das Marvel Cinematic Universe (MCU) finanziell spätestens mit den Avengers in völlig neue Dimensionen vorpreschte und eigentlich jeder einzelne neue Film, egal wie unwahrscheinlich ein Erfolg im Vorfeld wirkte, zum Riesenerfolg wurde (man denke nur an Guardians of the Galaxy oder Ant-Man), wurde man bei Warner Brothers (WB) wohl panisch, den Superheldenzug zu verpassen.
Sicher mit der Batman-Trilogie von Nolan lag zwar ein extrem lukratives und qualitativ hochwertiges Produkt vor, doch als Franchise war dies nicht zu gebrauchen, zumal die Geschichte von Nolan auch auserzählt war. Auch hatte sich WB einige Jahre zuvor mit der Verfilmung von Watchmen gehörig in die Nesseln gesetzt: Der von Snyder inszenierte Film ist visuell und inhaltlich vielleicht das Beste, was das Genre hergibt, aber finanziell einfach nicht rechtfertigbar gewesen. So war auch nicht wirklich verwunderlich, dass damals WB die Hosen gehörig voll hatte und ins Kino eine zwar gute, aber leider verstümmelte Version brachte, da man nicht davon ausgehen konnte, dass das normale Publikum einen fast vierstündigen sperrigen Mammut von Comicverfilmung über sich ergehen lassen würde. Statt dessen kam eine knapp zweieinhalb stündige Version, und der überragende Ultimate Cut nur in den USA heraus. (Wäre schön, wenn irgendwann auch in Deutschland mal der Ultimate Cut rauskommt...)
Und dann gab es den Man of Steel, ebenfalls von Snyder, der als Auftakt eines neuen Franchise zusammen mit Green Lantern herhalten sollte. Green Lantern floppte kolossal, ähnlich einem grünen Goliath aus dem Hause Marvel, und Man of Steel (MoS) rechtfertigte finanziell vielleicht gerade so noch eine Fortsetzung. Was blieb WB denn auch anderes übrig? Um den Zug nicht komplett zu verpassen, mußte man irgendwie weiter machen. Den Fehler von Sony mit Spider-Man, alle zwei Jahre ein neues Reboot rauszuhauen, konnte und durfte man sich einfach nicht leisten (schließlich hatte es den einen Versuch mit Superman Returns ja schon gegeben), manchmal vergißt das Publikum nicht. Also was tun? Richtig, weiter mit Snyder... und nochmal richtig: Endlich Superman mit Batman vereinen, um finanziell an der Marke Batman verdienen zu können. Außerdem machte man aus der Not eine Tugend und setzte den Inszenierungsstil von Man of Steel (Schwermütig und bedeutungsschwanger) als Abgrenzungsmerkmal gegenüber dem leicht verdauten und schnell konsumierten Marvel Cinematic Universe (MCU). Soweit so gut.
Doch dann kam es wie kommen muß, wenn man schnell am großen Topf mitverdienen will, bevor der Schneeballeffekt die vorhandenen Kassen leerspült: Die Produzenten wollten zu viel auf einmal. Es sollte plötzlich die Justice League so schnell wie möglich zusammengeführt werden, möglichst alle in einem Film. Neben Superman und Batman kamen plötzlich Wonder Woman, Aquaman und Flash ins Spiel. Und natürlich war immer noch die Frage nach der Qualität zu beantworten...
Wie soll das alles gehen? Snyder drehte einen Film, der über drei Stunden geht. Und natürlich muß man als Verantwortlicher bei WB den Sinn einer Comicverfilmung mit einer solchen Laufzeit und die kommerziellen Aussichten hinterfragen. Teils zu recht, da je länger die Laufzeit, desto weniger Aufführungen, desto weniger schnellere Kohle in den Kassen. Also wurde Snyder wieder einmal gezwungen (wie schon bei Watchmen), die Schere anzulegen.
Und dann kam der Film endlich in die Kinos, natürlich mit viel Tam-Tam, und freigeschalteten Kritiken erst zwei Tage vor dem Kinostart: durchschnittlich wurde der Film von der internationalen Kritik zerfetzt.
Ob es jetzt daran liegt, dass man bedingt durch die heutigen Sehgewohnheiten geprägt hauptsächlich durch die MCU-Filme und der Erwartungshaltung, die durch einen komplett anders aufgebauten  Erzählbogen unterlaufen wird, ist mehr als diskussionswürdig. Tatsache ist, dass der Film sehr ambivalent aufgenommen wurde, und man weder der einen Fraktion (pro) noch der anderen Fraktion (contra) ihre Argumente absprechen kann. Und damit genug der Einleitung und hinein ins eigentliche Review:

Wir befinden uns in einer Welt, in der Superman vor knapp zwei Jahren auf der Bildfläche erschienen ist. Seitdem wird er von den einen als eine Art Gott verehrt, von den anderen als eine Art Teufel verdammt.
Ein in die Jahre gekommener, verbitterter Batman gehört zu der Fraktion, die der Meinung ist, dass soviel Macht in der Hand eines Einzelnen zu hoch ist, und nimmt sich vor, Superman präventiv zu töten, bevor dieser potentiell Größenwahnsinnig wird und die Menschheit angreift. Wie man unschwer sehen kann, ist sich Batman durchaus dessen bewußt, dass Superman derzeit im Grunde genommen noch gut ist, aber es könnte ja mal passieren, dass er böse wird. Dem will er vorbeugen, mit allen Mitteln. Ich formuliere dies bewußt so deutlich aus, weil es enorm wichtig für die Wahrnehmung des Filmes und die Herangehensweise der Erzählung ist! Um seine Entscheidungen durchzusetzen ist dieser Batman sich nicht zu schade, Mord und Folter einzusetzen. Auch sind in gewissen Momenten in Kämpfen recht sadistische Züge zu erkennen, die deutlich machen, wie abgestumpft und selbstgerecht dieser "Held" mittlerweile geworden wird. Recht subtil wird einige Male angedeutet, dass dieser Batman in den zwanzig Jahren, in denen er im Geschäft, deutliche Verluste im Kampf gegen das Verbrechen erlitten haben muß.
Superman selbst ist noch frisch im Superheldenbusiness und weiß nicht so recht, in welche Rolle er für die Menschen schlüpfen soll. Er fühlt sich unverwundbar und geht sehr häufig blauäigig und ohne großen Plan in Konfrontationen hinein, er hat nie einen Plan B, und wird so das eine oder andere Mal böse vorgeführt. Auf der anderen Seite hat er aber auch eine recht arrogant werdende Seite, wenn er überheblich seinen Gegenübern etwas vorschreibt oder vorzuschreiben gedenkt. Hier wird auch sehr deutlich, dass selbst dieser Superman nicht frei von der Verlockungen der Macht ist, und sehr subtil wird angedeutet, dass in Batmans Befürchtungen vielleicht sogar etwas dran sein könnte.
Und dann ist da noch Wonder Woman, eine absolute Wild Card. Wer sie ist, woher sie kommt, bleibt erst mal ein Mysterium.
Als Gegenentwurf wird Lex Luthor eingeführt, der irgendwie etwas ganz Schlimmes vorhat, und geschickt Batman gegen Superman ausspielt.
Soweit zur Story, ohne zuviel zu verraten.

Nun zur eigentlichen Kritik:

Fangen wir mit den negativen Punkten an:
In der Tat ist der Film sehr lang und gestaltet sich bei erster Sichtung, aufgrund einer komplett anderen Erwartungshaltung sehr zäh. Hinzu kommt, dass man teilweise vor bereits vollendete Tatsachen gestellt wird, die man entweder zu akzeptieren bereit ist, oder sich dann sagt: "Ich bin doch kein Comic-Nerd, was soll das?" und dann alles weitere abblockt. Als Nicht-Kenner der Comic-Vorlage kann der Autor dieser Kritik aber sagen, dass es nichts mit Hintergrundwissen der vorliegenden Comicvorlage zu tun hat.
Hinzu kommt die Herangehensweise an Batman: Er ist die Hauptfigur dieses Films, der ursprünglich der zweite Teil von Man of Steel werden sollte, und macht es dem neutralen Publikum verdammt schwer, mit ihm zu sympathisieren. Zu gerne ist er bereit zu töten, zu  gerne verzichtet er darauf, eine Diskussion einzugehen, obwohl ihm mehr als einmal die Gelegenheit dazu gegeben wird, und zu gerne frönt er dabei wie bereits erwähnt einem gewissen diabolischen Sadismus. Dabei wirkt er zu großen Teilen wie ein deutlich verbesserter Punisher aus dem MCU als zum Beispiel wie der Nolansche Batman, der sich partout immer geweigert hatte zu töten. Wenn man mit diesem Batman ein Problem hat, dann hat man ein riesiges Problem mit diesem Film. Punkt! Da kommt keiner drum rum.

Die musikalische Untermalung ist sehr sehr gewöhnungsbedürftig und schwankt sehr stark zwischen orchestral episch und billig C-Movie, hauptsächlich beim finalen Kampf, wo man teilweise an die billigen Grindhouse Trash-Movies erinnert wird. Da hat Hans Zimmer oder auch Junkie XL auch schon mal Besseres abgeliefert.

A Propos finaler Kampf, der ist auch an sich ziemlich billig und zäh inszeniert, da wo es spannend sein soll, ertappt man sich des öfteren beim auf die Uhr schauen. Auch ist der Gegner weniger der Gegner aus den Comics als ein Vehikel (MachGuffin), die jeweils involvierten Figuren von A nach B zu bringen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der hier negativ aufschlägt, ist die Tatsache, das Amy Adams als Lois Lane leider einfach fehlbesetzt ist: So toll und umwerfend ich sie auch finde, für solch ein Franchise ist sie einfach zu alt für Henry Cavill, wenn man bedenkt, dass das Franchise noch etwa mindestens 5-10 Jahre laufen soll. Dann wird sie um die 50 oder älter sein und er noch keine 40, und das wird irgendwann im hochauflösenden Digitalzeitalter nicht mehr kaschierbar sein. Zugegeben, dies ist ein hausgemachtes Problem, da sie bereits in MoS gecastet wurde, aber auch da hatte ich dies zu monieren und hier fällt es umso mehr auf.

Außerdem fragt man sich des Öfteren, wie man eine noch um dreißig Minuten längere Version überstehen soll, wenn diese Version schon so zäh ist.

Und nun zum Positiven:
Erstmal die Schauspieler: Ben Affleck ist in diesem Film einfach nur ein Tier, eine Naturgewalt. Richtig stark. So wenig man mit ihm einer Meinung ist, so sehr ist er glaubhaft. Vergleiche mit Keaton oder Bale verbieten sich, da es ein komplett anderer Ansatz ist.
Henry Cavill hat leider zu wenig Screentime, aber er macht das beste draus.
Gal Gadot ist auf den Punkt top besetzt, der Shit-Storm bei ihrer Installation als Wonder Woman, weil sie zu mager sei, entbehrt jeglicher Grundlage. Klar sie ist dünn, aber das passt hier perfekt, Hammerfrau mit Superausstrahlung!
Jesse Eisenberg als Lex Luthor? Schwer einzuordnen, aber auch nicht schlecht, und wenn man im Zweifel für das Drehbuch ist, und gewillt ist zu akzeptieren, dass da noch etwas mehr hinter seinem Spiel sein könnte, könnte hier durchaus auch eine wohlwollende Bewertung für sein Spiel zu Buche stehen.
Jeremy Irons als Alfred ist eine Wohltat zu sehen, auch hier verbietet sich der Vergleich, da komplett anderer Ansatz.
Und Amy Adams? Eine Augenweide und Top-Schauspielerin, nur halt wie schon gesagt nicht unbedingt zukunftstauglich. Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Und nun zum Prunkstück des Films: Die Charakterisierung der Hauptfiguren:
Im Grunde genommen passiert hier tatsächlich etwas, was es bisher in den Comicverfilmungen aus dem MCU so nie gab: Die Figuren entwickeln sich alle dramatisch weiter und bringen so die Handlung voran:
Ohne zuviel zu verraten: Batman fängt an, sein Handeln und Denken zu hinterfragen und wird weniger verbittert, Superman ist am Scheideweg (Gott oder Mensch mit Fähigkeiten vs. sein Ansehen in der Welt: Monster oder Gott) und über sein Seelenheil wird entschieden, Wonder Woman ist ebenfalls am Scheideweg. Insgesamt kann man sagen, dass hier ganz klar die Weichen für die Justice League perfekt gelegt werden.
Sicher kann man argumentieren, dass der Film überfrachtet und überlang ist, aber diese Längen sind auf Grund der Charakterisierung  der Figuren und Ihrer Entwicklung unerläßlich. Läßt man mal außer acht, dass das MCU im Vergleich richtig fluffig rüber kommt, und ist bereit, die ganzen eingestreuten Hinweise für die zukünftigen Filme als willkommene Easter Eggs zu akzeptieren, hat man durchaus Gefallen am Gesehenen (Im Übrigen wurde beispielsweise schon in anderen Comicverfilmungen anderer Verlage immer wieder Querverweise hergestellt, ohne dass dies in der Presse moniert wurde).
Und in diesem Kontext relativiert sich die Zähigkeit und Langatmigkeit doch wieder und man freut sich auf den späteren längeren Director's Cut.

Die Bildkomposition ist, wie bei Snyder üblich, natürlich auch über jeden Zweifel erhaben.
Doch in diesem speziellen Film ist nicht die Actionorgie Grund den Film zu sehen (Überhaupt nicht!), sondern die Story und die Bildkomposition.

Und wenn man noch einmal den Vergleich mit dem MCU heranzieht, so bin ich der Meinung, dass Batman v Superman nicht zeitgemäß ist, da ist Avengers eher das Mass, aber dafür ist BvS eher der zeitlosereFilm und dürfte auch besser altern.

Alles in allem, wenn man bereit ist, gewisse Vorbehalte abzustreifen, ist dies vermutlich eine der adäquatesten Comicverfilmungen, auch wegen seiner Bildsprache, seit Watchmen.
Wenn man dazu nicht bereit ist, dürfte man wahrscheinlich irgendwo bei 4-6 Punkten liegen.


Ich persönlich lande bei 8 Punkten und freue mich auf die Fortsetzungen (vorausgesetzt WB hat nicht die Hosen voll und ersetzt Snyder wegen der ganzen schlechten Kritiken...)

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