Review

Schwanzvergleich im großen Stil

Selten waren Vorfreude und Neugier vor einem Film so groß. Oder sollte man besser sagen "Ängste und Befürchtungen"? Der Druck ist gigantisch. Vor allem für die Verantwortlichen. Mit einem Budget von $250 Mio. kostet BATMAN V SUPERMAN genau soviel wie IRON MAN 3 und DER HOBBIT (im Vergleich: AVENGERS $220 Mio., THE DARK KNIGHT $180 Mio., TERMINATOR 2 $94 Mio.) und sollte deswegen am Eröffnungswochenende ordentlich abräumen, um nicht als finanzieller Flop zu gelten. Da der Vorverkauf aber bereits die Einspielergebnisse von DEADPOOL und AVENGERS knackte, stehen die Vorzeichen bislang positiv.

Was außer einer intergalaktischen Zerstörungsorgie kann man aber mit BATMAN V SUPERMAN erwarten? - Nichts. Also, schon noch ein bisschen was, aber mit Sicherheit keine gute Story.
Der Film setzt im finalen Endkampf von MAN OF STEEL ein. Superman und Zod kloppen sich die Birne weich. Ein 9/11-Szenario. Ganz Metropolis fällt der Zerstörungswut der gottgleichen "Aliens" zum Opfer. Auch der Wayne-Tower geht kaputt. Das macht Batman sauer. Das Saubermann-Image von Superman (Henry Cavill, MAN OF STEEL, U.N.C.L.E.) bröckelt. Die Kollateralschäden seiner Einsätze erzürnen die Bevölkerung. Supermans Allmacht gerät in die Kritik. "Es hat doch alles so gepasst, wie's war", meint Batman. Und "Die Stadt hat schon einen Superhelden" und so. Mämämämämä! Zickenkrieg auf hohem Niveau.
Wissenschaftler Lex Luthor (Jesse Eisenberg) schaltet sich ein. Er ist total crazy und will eine Waffe aus Kryptonit basteln, um Superman in seine Schranken zu weisen. Eigentlich ja nicht verkehrt die Idee. Trotzdem ist er der Böse, weil komplett verrückt.

Zur Story muss nicht mehr gesagt werden. Es scheppert und kracht ordentlich und gipfelt in einem epischen Showdown, der so over-the-top ist und dick aufträgt mit FX, als gäb's kein morgen. Optisch ist der Blockbuster im typischen Stil der Zack Snyder-Filme (WATCHMEN, 300) gehalten, sprich: viel Close-ups, viel Zeitlupe, viel Theatralik. Oftmals drängt sich der Eindruck von "zuviel gewollt" auf. Der Streifen ist komplett überfrachtet. Mit Nebenhandlungsschauplätzen und Effektgewitter gleichermaßen. Ähnlich epochal wie die AVENGERS-Abenteuer. Doch ähnlich wie bei CAPTAIN AMERICA und Co. fehlt es auch hier an Charisma, Tiefgang, Charme und narrativer Stringenz.

Die Darsteller:
Ben Affleck (GONE GIRL, PEARL HARBOR, DOGMA) ist Bruce Wayne alias Batman alias "die beleidigte Leberwurst". So wenig man sich die Schmalzlocke in der Rolle des schwarzen Rächers vorstellen konnte, so wenig Negatives kann man ihm im Endeffekt ankreiden. Der Ex von J.Lo liefert eine saubere Performance ab und passt gar nicht mal so schlecht in die fette Panzerrüstung des Fledermausmannes.
Zu seiner Seite: Jeremy Irons (STIRB LANGSAM 3, DIE UNZERTRENNLICHEN) als Alfred Pennyworth, was wohl als mittelschlechter Witz gemeint war. Irons spielt alle samt "Master Bruce" an die Wand. Glücklicherweise fällt seine Rolle nicht sonderlich groß aus, da ansonsten der Unterschied in schauspielerischer Qualität noch deutlicher gewesen wäre.
In Nebenrollen: Holly Hunter (DAS PIANO, COPYKILL) und Diane Lane (COTTON CLUB, RUMBLE FISH). Beide lange nicht mehr gesehen. Das freut den Cineasten.
Die beste, charismatischste und unterhaltsamste Performance des ganzen Films gelingt Jesse Eisenberg (SOCIAL NETWORK, ZOMBIELAND) als Lex Luthor. Ein wahrlich liebenswerter Größenwahnsinniger mit der Kicherlache einer psychotischen Mickey Maus. Hier mag man eine leichte Anlehnung an die Heath-Ledger-Interpretation des Jokers erkennen. Trotzdem ganz toll.

Bereits während des Betrachtens wird klar: Der wahre Kontest lautet nicht "Batman Vs. Superman", sondern Marvel Vs. DC. Der erste Vorgeschmack fällt imposant aus und lässt hoffen. Neben dem sinnfreien, aber eindrucksvollen Auftritt von Wonder Woman (Gal Gadot, FAST & FURIOUS 4-6), erhalten auch Aquaman und The Flash ihre Erwähnung. Ein ganzes Universum voller Filmauskopplungen scheint möglich. Doch findet es beim Publikum Anklang?

Der Film wirft weitere Fragen auf:
Was haben Batman, Superman und Gangsterrapper gemeinsam?
Wer ist schneller - Superman, The Flash oder Quicksilver?
Kann Batman in diesem neuen DC-Universum eigentlich irgendwas außer nörgeln?
Wird es ihn jemals geben - den filmischen Riesenclash zwischen Marvel und DC?
Und überhaupt: Wie viele Superhelden braucht die Welt eigentlich?

...Da die allgemeine Meinung wohl "Schon noch ein paar" lautet, freuen wir uns einfach insgeheim auf den nächsten monumentalen Klopper wie BATMAN V SUPERMAN. Eine bombastische CGI-Schlacht - schön fürs Auge, aber ohne Anspruch und Seele. Ein opulenter Zig-Millionen-Dollar-No-Brainer, der sich schnell nach dem Sichten aus dem Bewusstsein verflüchtigt, aber wahrscheinlich auch ein zweites Mal Spaß macht. Wer das Battle "Marvel Vs. DC" nun schließendlich für sich entscheidet, ist schwer zu sagen. Insgesamt kommen Iron Man, Thor und Hulk wesentlich peppiger, spaßbetonter, mit mehr Selbstironie und Wortwitz ausgestattet daher. Im Vergleich wirken Bat- und Superman eher bieder und ernst. Ein Defizit, das unter Umständen von DC's SUICIDE SQUAD ausgebessert wird.

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