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Viele von uns werden sich noch gut an Vincenzo Natalis Film "Cube" (1997) erinnern, in dem eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen von einer nicht näher definierten Macht zu einem experimentellen Spiel auf Leben und Tod gezwungen wird. "Circle" hat im Grunde genommen denselben Aufhänger, beweist aber genügend Originalität um nicht gleich als billige Kopie abgestempelt zu werden. Slasherfilme gibt es zur Genüge. Die (Film)Welt kann aber sicherlich noch ein paar weitere psychologische Thriller wie diesen gebrauchen.


In einem dunklen Raum erwachen 50 Menschen aus einer Art Koma und müssen feststellen, dass sie von einer unheimlichen Macht daran gehindert werden, einen kreisrunde Fläche zu ihren Füßen zu verlassen. Auch Berührungen untereinander sind nicht erlaubt. Der Gruppe ist es allerdings gestattet, sich zu unterhalten. Zunächst kann sich niemand die Situation erklären. Im weiteren Filmverlauf ist von einer Massenflucht aus Los Angeles und Entführungen durch Aliens die Rede. Für ausführliche Aussprachen bleibt allerdings nicht viel Zeit, denn alle paar Minuten feuert eine mysteriöse schwarze Halbkugel tödliche Laserstrahlen ab. Die scheinbar zufällig ausgewählten Opfer sacken in sich zusammen und werden "aus dem Spiel" gezogen. Die aus unterschiedlichen sozialen Schichten bestehende Gruppe versucht nun verzweifelt, die Logik der Laserkanone zu ergründen... 

Mehr sollte man vom Inhalt auch schon nicht verraten (der Trailer tut`s trotzdem).
Frei von kinoüblichen Schauwerten weiß "Circle" nämlich allein durch den Inhalt zu fesseln; es ist quasi das einzige As im Ärmel. In "Cube" musste sich die Gruppe auch körperlich behaupten und es gab tricktechnisch interessante Todesfallen zu bestaunen. "Circle" beschränkt sich hingegen auf einen einzigen dunklen Raum, in dem die Protagonisten still auf rot leuchtenden Symbolen auf dem Fußboden stehen. Der experimentelle Ansatz sorgt aber auch dafür, dass "Circle" nahezu frei von formelhaften Abläufen ist, wie wir sie aus anderen Filmen kennen. Die Autofahrt der jungen Leute zur einsamen Waldhütte darf in einem Slasherfilm getrost vorgespult werden. Hier sollte man besser keine Minute verpassen. Auf eine lange Herleitung der Situation wird verzichtet. Kaum ein Zuschauer dürfte nach wenigen Filmminuten nicht am Ausgang dieses grausamen Spiels interessiert sein. "Instantly hooked" (sofort gefesselt) ist da wohl die passende Bezeichnung. 

Der Vorrang des "was" vor dem "wie" birgt allerdings auch die Gefahr, dass der Zuschauer von der Entwicklung der Handlung enttäuscht ist, weil sie sich nicht mit den eigenen Erwartungen deckt. Auch ich habe im Schlussdrittel eine vom Filmende abweichende Theorie entwickelt; das heißt aber nicht, dass mich der Film nicht prima unterhalten hätte. Im Gegenteil ! Dem Regie-Duo Aaron Hann und Mario Miscione ist ein spannender Thriller gelungen, über den sich noch tagelang herrlich diskutieren lässt. Im Gegensatz zu "Cube" wird die Identität des "Spielleiters" zwar eindeutig geklärt, dennoch bleibt der Zuschauer mit einigen offenen Fragen zurück. Insbesondere die letzten Filmsekunden können unterschiedlich interpretiert werden. Ein "final twist", der das zuvor Gesehene in ein anderes Licht rückt, bleibt allerdings aus.

Weil sich die Figuren nicht hundertprozentig glaubwürdig entwickeln, muss ich leider ein, bis zwei Punkte abziehen. Nach den ersten paar Toten lässt sich in vielen Gesichtern kaum noch Verzweiflung oder Panik ausmachen und man findet sich erstaunlich schnell mit der Situation ab. Auch die gegenseitigen Beschimpfungen sind mir etwas zu offensichtlich auf Rassismus und Vorurteile getrimmt. Aber wer kann schon mit Gewissheit sagen, wie Menschen tatsächlich in so einer Situation reagieren würden ?

Fazit:
Ungewöhnliches Sozialexperiment, minimalistisch in der Darstellung aber spannend erzählt !

08/10 Punkte

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