Da wollte wohl jemand wahnsinnig kontrovers und abseitig sein, doch kassierte man dann in Cannes nur heftige Buhrufe. Und wer „Demonlover“ gesehen hat, weiß auch warum.
Inhaltlich verspricht der Film mehr, als er halten kann und häuft doch tapfer ein Thema aufs Nächste, ohne sich mal um einen kohärenten oder nachvollziehbaren Plot zu kümmern. Anfänglich scheint das ein Thriller über Werks- bzw. Wirtschaftsspionage zu sein. Eine französische Firma will die Anteilsmehrheit an einer japanischen Adult-Anime-Firma übernehmen. Konkurrenzkampf, Unterlagenklau, Drogen, der eine setzt den anderen matt und jeder hat noch private Interessen, arbeitet in Wirklich für die Gegenseite oder gleich für die nächsthöhere Instanz.
Connie Nielsen wird langsam aber sicher als zentrale Figur herausgearbeitet (wenn auch mit Mühe), leider komplett unsympathisch als neue Leiterin der Verhandlungen (die Position hat sie sich durch drogeninduzierte Ausschaltung der Konkurrentin ergaunert), die in Wirklichkeit den Deal verhindern will. Doch jemand räumt ihre Wohnung aus und scheinbar geht’s auch noch darum, ob sie hetero, bi oder lesbisch ist.
Später kippt dann der Film in ein Wechselspiel der Identitäten, eine SM-Website, wo Kunden Wünsche erfüllen lassen können, rückt in den Mittelpunkt und schließlich wird’s abstrus, jenseitig (aber nicht übernatürlich) und bizarr, bis sich das düstere Schicksal der Protagonistin erfüllt.
Nichts ist, wie es scheint und das gilt auch für das Skript, das scheinbar immer wieder Themen anreißt, um sie dann wieder fallen zu lassen. In der Tokyoepisode kommen scheinbar sinnlose Szenen (Diskosequenzen) und schwer dechiffrierbare persönliche Szenen zusammen, drängen den Plot nach hinten. Am Ende kippt alles in ein undefinierbares Wirrwarr. Professionell sind daran nur die Bilder, die uns Olivier Assayas präsentiert, kühl, modern, Hochglanzmaterial. Aber genauso platt und plakativ.
„Demonlover“ möchte düster und aufrührerisch sein, stößt sein Publikum jedoch mit ziellosen Narration immer wieder vor den Kopf. Der Zuschauer quittierts erst mit Verwirrung, später mit Desinteresse, denn sobald die SM-Website ins Spiel kommt, ist der Schluss-Clou nicht mehr fern. Bis dahin (vor allem in der Schlussviertelstunde) häuft der Film dann ein Fragezeichen aufs Nächste, ein nicht erklärbarer Mord und zahlreiche andere nicht weiter erläuterbare Vorgänge folgen aufeinander und entlarven den Film als das, was er ist: provozierend hohl und ungemein kalt, genauso wie seine Protagonisten.
Das vielfach diskutierte Thema Snuff spielt übrigens keine Rolle, obwohl man in die Nähe dieser Thematik rückt. Die Schlussszene kann man sogar satirisch betrachten, aber nichts würde weniger passen in diesem unausgegorenen Mischmasch, der so gerne provokant wäre und doch nur mechanisch ist. (3/10)