Die junge Lucie, die einst als Kind entführt und gefoltert wurde, schlägt zehn Jahre später im Teenager-Alter im trauten Heim der Pattersons auf, die sie für ihre Peiniger von damals hält, und richtet mit der Schrotflinte ein Massaker an der Familie an. Ihre Freundin Anna, die sie nach der Bluttat kontaktiert, ist zunächst schockiert, als sie am Tatort eintrifft... und hin- und hergerissen, wie sie die Situation händeln und ob sie nun die Polizei verständigen und die offensichtlich schwerst traumatisiserte Lucie dadurch quasi ans Messer liefern soll. Bei der Beseitigung der Spuren am Tatort entdeckt Anna dann aber zufällig den versteckten Zugang zu einem geheimen Keller-Geschoss... und dort ein Mädchen namens Sam, das offenbar ebenfalls wie damals Lucie entführt wurde. Es stellt sich heraus, dass die Pattersons einem obskuren Kult angehörten, deren Mitglieder junge Frauen immer wieder argen Torturen unterziehen, in dem Glauben, dass diese dadurch einen transzendentalen Zustand erreichen und in die Lage versetzt werden, einen Blick auf das Leben nach dem Tod zu werfen... Ich habe es schon öfter gesagt, und jedes Mal nur halb im Scherz, die einzige Möglichkeit, aus dem weithin überschätzten 2008er Franzosen-Splatter "Martyrs" einen guten Film zu machen, wäre gewesen, einfach das Ende von "Jäger des verlorenen Schatzes" hinten dranzutackern. Damit hätte man dem inhaltsleeren Geseier zuvor eventuell noch einen Hauch von Sinnhaftigkeit abringen können. Nun ja, das US-Remake schlägt einen anderen Weg ein, statt dem Zorn Gottes kommt nun der Zorn Charles Bronsons über die (motivationstechnisch immer noch vage definierten) Übeltäter, wenn die Hauptdarstellerin in den letzten 15 Minuten zur Schrotflinte greift und sich die Chose vom Existentialisten-Folterporno zum stupiden Bollerfilm à la "Death Wish 3" wandelt. Damit kommen die Macher zwar nicht der immer noch vorherrschenden Substanzlosigkeit bei, die weiterhin die (übrigens kurze, weniger als 80 Minuten ohne Abspann) Laufzeit bestimmt, aber zumindest wurde der enervierende Nihilismus des Originals aus der Handlung getilgt. Der konnte einen so richtig auf die Palme bringen. Erstaunlicherweise ist der US-"Martyrs" technisch schwächer als der französische Film, das Ambiente wirkt billig und die kargen Metallkerker-Sets irgendwie dingy und auf die Schnelle zusammengepichelt. Er ist auch weniger brutal als das (in der Beziehung auch über Gebühr aufgebauschte) Original, hier gibt es nun keine Ganzkörper-Häutung mehr, die schlechter aussieht als die aus dem zwanzig Jahre älteren "Hellraiser", dafür werden die gemarterten Mädels nun im Keller auf dem Scheiterhaufen verkokelt. Is' ja auch nich' schlecht...
5/10