Giallossimo!
"Francesca" ist eine schwere Nuss zu reviewen geschweige denn zu bewerten. Fast meine ich, bringt der Film den Beweis, dass das Italienisch geprägte Thriller-Subgenre der Giallos, doch nichts für mich ist, da ich "Francesca" nicht wirklich gut finde. Obwohl ich zumindest die ganz großen Namen im Genre, aus den 70ern & 80ern von Argento & Co., mehr als mag. Ist es also persönliche Abneigung gegen das von den Regisseuren honorierte & verehrte Genre? Oder ist "Francesca" einfach kein guter Film?... Leider eher Letzteres. Vielleicht ein guter Giallo & schon mehr als eine Hommage an die italienisch-blutigen Kriminalgeschichten - er könnte quasi wirklich einer von ihnen sein, ein verschollenes Kleinod. Doch insgesamt als Film, Geschichte oder Unterhaltung, taugt das ambitionierte Semi-Fanprojekt so gut wie gar nichts. So hart das auch klingen mag.
Eine grausame Mordserie, die von zwei italienischen Polizeibeamten untersucht & mit einem Fall aus der Vergangenheit zu tun hat - das ist nicht nur alles was ich verraten kann auf Grund von möglichen Spoilern, dass IST die komplette Story oder zumindest alles was ich einigermaßen verstanden habe & schnallen konnte. Wie gesagt, der Giallo-Style ist mehr als gelungen & wunderschön schmutzig, retro & rough, wozu natürlich schon immer abstruse Bilderfolgen, surreale Momente & eine amateurhaft-verstörende Technik & Kulisse gehörten - alles schön & gut, war selbst bei den Meistern seiner Zunft ähnlich. Doch die meiste Zeit wusste ich bei "Francesca" wirklich beim besten Willen & höchster Konzentration nicht, was da gerade abging, ich war vollkommen verloren, verwirrt, enttäuscht & gelangweilt. Ich war kalt am Bahnsteig stehen gelassen worden. Keine verständliche Story, mehr Style als Substanz, noch nichtmal wirklich sichtbare Protagonisten zum Identifizieren. Die Polizisten sieht man nicht nur kaum, sie spielen nicht nur hölzern, sie hinterlassen insgesamt einfach null Eindruck. Der Film macht sich & seinem Genre keine neuen Freunde & richtet sich nur an Hardcore-Gialloianer. So einfach, so eingeschränkt.
Experimentell zu sein, ist in Ordnung, gerade in Verbindung mit ein paar effizienten Schocks & ideenreichen Kills. Doch "Francesca" war für mich einfach zu wenig Film, zu wenig Inhalt, zu wenig Sinn. Giallos waren noch nie Storymonster oder besonders gute Dramen, besonders traurig oder nachvollziehbar, immer war viel Pulp dabei. Hier wird jedoch so gut wie gar nichts hinter dem Vorhang aus 70er-Chic geboten, der Film ist trotz seiner geringen Laufzeit eine sich ziehende Qual & Schlafpille. Gelinde gesagt erzählerisch eine Katastrophe, positiv gesagt ein purer Giallo von Fans für Fans, ein morbider Alptraum ohne Zusammenhang, Sinn oder nachhaltigem Effekt. Ich mag keine Filme, die jeden Twist dreimal erklären & uns Zuschauer für dumm verkaufen - aber hübsch-hässliche Kunstfilme komplett ohne Erklärung anscheinend genauso wenig. Argento macht mittlerweile zwar auch schon länger nicht mehr wirklich bessere Filme, würde sich teilweise sicher geehrt fühlen, doch mehr als ein müdes Lächeln verdient sich "Francesca" nicht. Gibt dem talentierten argentinischen Team mehr Budget & vor allem ein tolles Script, und sie kriegen von mir jederzeit erneut eine Chance. "Francesca" tue ich mir aber trotz sicher mehr Sinn ergebendem Wissen, kein zweites Mal an.
Fazit: totaler Throwback in die Giallos der 70er - schon beeindruckend. Für Fans von Argento & Co. ein Must-See, für den Rest ein konfuser, schlecht gemachter Italo-Krimi. Die Macher können auf ihr Herzblut & Fantum trotzdem stolz sein, selbst wenn die Story peinlich flach ist. Bin ich nun ein Giallo-Gegner, wenn ich den Film insgesamt eher bescheiden bewerte?