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S. Craig Zahlers Regiestil, den wir hier erstmals begutachten dürfen, mag manchen Teilen des Publikums zu langatmig und ereignislos sein, doch gerade auf der endlos erscheinenden Reise durch die ausgedörrte Steppe mit all ihren kleinen Vorkommnissen entfaltet "Bone Tomahawk" seinen besonderen Reiz. Als es im ersten Akt noch um das auslösende Moment und schnelle Entscheidungen zur Bewältigung des aufgekommenen Problems geht, inszeniert Zahler durchaus mit einem Bewusstsein für die fliehende Zeit, lässt die Charaktere aber schon hier sehr besonnen und überlegt agieren. Hitzige, theatralische Gemüter, wie Hollywood sie im Sinne der Dramatik ständig offeriert, sind nicht das seine, und so schaut Kurt Russel hinter seinem Hateful-Eight-Backenbart lediglich mit traurigen Augen drein; selbst Patrick Wilson, dessen Frau hier immerhin entführt wird, wirkt zwar verzweifelt, aber niemals hemmungslos.

Wie über einen selbstverständlichen Schwur verknüpft das Skript nun die Schicksale vierer Männer (neben Russell und Wilson noch Matthew Fox und Richard Jenkins), die gemeinsam losziehen, um eine Frau, einen Mann des Sheriffs und einen Gefangenen aus den Klauen eines bestialischen Kannibalenstamms zu befreien. Der Realismus, mit dem diese Tortur angegangen wird, übertrifft die Mythologisierung des unbekannten Stammes, der über keine eigene Sprache verfügt, sondern über einoperierte Blasvorrichtungen kommuniziert. Handicaps spielen eine gewichtige Rolle für den Ablauf der Geschehnisse; nicht nur nimmt ein alter Mann an der Odyssee teil, auch leidet der Ehemann der Vermissten an einer ernsten Beinverletzung und kann sich nur mit Krücken fortbewegen. Noch dazu belastet eine unausgesprochene Fehde zwischen zweien der Männer die Situation. Vergleichbar mit "Der 13. Krieger" werden die Gegner auf der anderen Seite trotz menschlichen Ursprungs dämonisiert; hochgewachsene, weiß gefärbte, gepiercte Gestalten, die außer Neugier und Neid kaum Gefühlsregungen zu kennen scheinen und reuelos alles töten, was ihnen im Weg steht.

Ein, zwei Szenen bedienen später auf besonders grauenvolle Weise das Horror-Genre, diese Spitzen unterstützen aber das gemäßigte Gefühl, mit dem Zahler sonst zu Werke geht. Interessanterweise bedient seine raue Westernwelt nicht ausschließlich ein monotones Spektrum an Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, sondern hin und wieder auch Schimmer des Humors.

Das Sitzfleisch ist jedenfalls gut investiert, sofern man daran interessiert ist, einmal dem cineastischen Overemphasizing zu entgehen und eine bodenständige, harte, trockene Geschichte zu erleben.
(7.5/10)

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