Schrecklich schöne Welt...
Anfang des 19. Jahrhunderts führt der Trapper Hugh Glass eine Gruppe Pelzjäger durchs Missourigebiet. Mit dabei ist sein Sohn, ein Halbindianer, dessen Mutter bei einem grausamen Angriff von Weißen stirbt. Glass überlebt den Angriff einer Grizzlybärin nur knapp, halbtot lassen ihn die Männer, die ihn bis zu seinem sicheren Tod bewachen sollen, zurück. Doch er überlebt und macht sich auf den Weg, um seinen geliebten Sohn, der vor seinen Augen getötet wurde, zu rächen. So einfach ist die Geschichte von "The Revenant" erzählt - und doch verbirgt sich so viel mehr dahinter.
Von Anfang an erfasst den Zuschauer die Wucht der Bilder, die einerseits wunderschön, aber im gleichen Maße grausam sind. Die Welt, die wir sehen, ist geprägt von Gewalt, Leid, Rache und dem ständigen Kampf ums Überleben in einer Natur, die so erbarmungslos wie erhaben ist. Im Kino wird der Effekt des unmittelbaren Erlebens erzeugt wie man es nur selten erlebt - ganz nah ist man den Figuren und der sie umgebenden Umwelt.
Eigentlich will ich nicht zu viele Worte machen, denn es fällt mir schwer, das Gefühl, das beim Sehen und Miterleben entsteht, adäquat zu beschreiben oder die dem Film innewohnende Magie. Es bleiben so viele unterschiedliche Eindrücke zurück. Da wären etwa Resignation und Wut angesichts dessen, was da passiert in der "Neuen Welt", deren Geschichte immer wieder verklärt wird und die doch hauptsächlich abstößt ob der Ungeheuerlichkeit ihrer Verbrechen. Dann sind da die Momente voller Nähe und Liebe, die allerdings zeitlich begrenzt sind und damit auch keinen ausreichenden Trost bieten können. Eine der eindrucksvollsten Szenen zeigt die Ruine einer Kirche, deren Anblick mich an ein Bild von Caspar David Friedrich erinnert und eine ähnliche Wirkung hat: die Auslösung einer tiefen Sehnsucht nach Transzendenz und Erlösung, die aber gebrochen wird durch die Brutalität der Realität, der man nicht entkommen kann...
Was bleibt sonst zu sagen? Leonardo DiCaprio ist - wie abgedroschen das auch klingen mag - eine Klasse für sich (niemals vergesse ich diesen letzten Blick!). Lubezki, der für die Bilder verantwortlich ist, möge ein langes Leben beschert sein, denn von diesen Aufnahmen will man mehr, mehr, mehr. Und Regisseur Inarritu hat bewiesen, dass sich alle Strapazen, die für den Film in Kauf genommen werden mussten, gelohnt haben. Hier wirkt alles wie aus einem Guss und es lohnt sich, lohnt sich, lohnt sich, für "The Revenant" Zeit und Geld für ein Kinoticket zu investieren!
Für mich sieht genau so Kinomagie aus.