Review

Können wir bitte zu den anderen 2 Toren der Hölle springen?

Filme aus der Ego-Perspektive kommen gerade Einige auf uns zu gerollt & es wirkt etwas so wie der nächste Schritt der Found Footage-Welle. Kann man sich eigentlich alles sparen & der kommende "Hardcore" wird wohl der einzige richtige Kracher dieses SubSubGenres. In "JeruZalem" kriegt die Protagonistin vor ihrem Israel-Urlaub mit ihrer besten Freundin, eine Art Deluxe Google Glasses geschenkt, mit deren Hilfe sie nicht nur Infos über Sehenswürdigkeiten, die Leute (per Gesichtsscan) oder Routen bekommt, eine coolere Art die von dort aus startende Apocalypse festzuhalten, findet man momentan ebenfalls nicht. Eigentlich eine coole Idee samt netter Features (Chats, Internet, Navi, Games, Musik - alles direkt live im Bild), auch wenn das "Unfriended" letztes Jahr schon ähnlich & besser gemacht hat. Cooles Gadget bleibt aber cooles Gadget. Und die Ladys sind immerhin nett anzusehen...

Zu Gute halten muss man dem Film der Pax Brothers auch einfach seinen altertümlichen, gruseligen Schauplatz. Damit meine ich nicht nur die Psychiatrie, das Highlight des Films. Jerusalem allgemein hat ein ungewohntes, uriges Feeling. Ein unwirklicher Melting Pot der Religionen, diabolisch heiß. Ein sehr guter Ort die Monster auf die Menschheit loszulassen & ebenso passend für einen Mix aus "Cloverfield" & "[Rec]". Außer großkalibriger in "World War Z" kennt man die Stadt so sonst nicht. Werbung sieht definitiv anders aus ;). Der Soundtrack (vor allem im Abspann, nach dem besten Shot des Films) ist auch klasse & selbst wenn ein paar Ideen geklaut sind (Finale z.B. aus der ersten "VHS"-Episode), wirkt das Ganze relativ unverbraucht. Das Monsterdesign ist auch noch in Ordnung, wenn auch aus Budgetgründen die Riesen leider nur kurz angeschnitten werden & viel zu schnell geschnitten wird samt Shaky Cam, wenn mal ein dunkler Engel vorbeiflattert. 

Ärgerlicher war da schon eher das auffallend dumme Verhalten der Personen, selbst für Horrordurchschnitt & manch armer Effektshot. Kommt drauf an wie hoch man seine Qualität oder Ansprüche hängt, in wie weit man den Film noch im Durchschnitt sieht. Spannung kam bei mir aber eindeutig zu selten auf & die Exposition kam mir heftig lang vor. Und wenn die gruseligste Szene ein Prank der Freundin in Burka ist, spricht das nicht gerade für seinen vorhersehbaren, teils arg flachen letzten Part. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass sowohl in Sachen religiös-politischer Untertöne als auch ideentechnisch Einiges liegen gelassen wurde. Gerade die futuristische Brille hätte da noch Spielraum nach oben gelassen. Daher sehe ich den Film sogar fast Richtung Bodensatz taumeln. Er fällt aber nicht. 

Fazit: ein cooler Schauplatz & ein paar nette Ideen retten den Film vor einem Totalschaden, aber selbst Horrorfans mit geringsten Ansprüchen werden sich "JeruZalem" nicht in die Sammlung stellen. Dank den UCI Midnight Movies reicht einmal sehen für schmales Geld & so vermeidet man einen enttäuschenden Blindkauf!

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